Kapitel 22 (Wille)

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Ihn gehen zu sehen, tut weh. Aber ich weiß, dass es nötig ist. Ich weiß, dass es das einzig richtige ist.
Wenn es Simon danach besser geht, wäre es mir sogar wert, ihn für 10 Jahre nicht zu sehen.
Trotzdem tut es weh, ihn nicht täglich sehen zu
können.
Aber ich kann ihn besuchen.

Die nächste Woche vergeht wie im Flug.
Die Schule beginnt wieder normal, der Chor singt, ohne Simon, und August ist irgendwie auch nicht mehr da.
Ich gehe davon aus, meine Mutter hat die Zahlung fürs Hillerska zurückgezogen.
Ein paar Mal werde ich auf Simon und mich angesprochen, jedoch werden mir nur Glückwünsche zugesprochen oder es wird gesagt, dass wir gut zusammenpassen.
Aber das weiß ich längst selber. Ich halte es ohne Simon kaum aus, er durfte sein Handy nicht mitnehmen, deswegen können wir auch nicht schreiben.

Als jedoch Samstag ist, kann ich meinen Freund endlich besuchen.
Ich bin aufgeregt. Habe Angst. Nicht wissend, was ich erwarten soll, wie es ihm geht, mit Blumen in der Hand (kitschig, aber die können ihn dann immer an mich erinnern), betrete ich das Gebäude.
Das erste was mir ins Auge springt, ist Simons lila Pulli.

Zugegebenermaßen habe ich irgendwie ein Krankenhaus-Hemd erwartet. Keine Ahnung warum, im Nachhinein ist es ziemlich dumm.
Simon wirkt normal, glücklicher. Ihn zu sehen, so zu sehen, ist wie, als würde mein Herz geheilt werden. Es geht ihm gut. Ich sehe ihn nach der längsten Woche meines Lebens endlich wieder, kann ihn in die Arme schließen.

Irgendwann werde ich aus meinen Gedanken gerissen.
„Willst du vielleicht mal herkommen?"
Ups, anscheinend bin ich die ganze Zeit am selben Fleck stehen geblieben.
Mit einem Grinsen im Gesicht laufe ich auf meinen Freund zu.
„Na sieh mal einer an, der Kronprinz hat also auch eine weiche Seite", neckt er mich, während er auf die Blumen in meiner Hand deutet.
„Sei still."

Ich presse meine Lippen auf seine, um die letzten Centimeter zwischen uns zu schließen.
„Gott, Simon, ich habe dich so vermisst."
„Und ich dich erst, Wille." Er nimmt die Blumen aus meiner Hand, verhakt seine Finger mit meinen und läuft los.
„Wie geht's dir hier? Hilft es? Ist es arg schlimm?"
Die Fragen sprudeln nur so aus mir heraus. Ich habe ihn so vermisst.

„Ich fühle mich hier etwas unwohl. Die meisten sind viel traumatisierter, schlechter gelaunt und härter als ich. Aber es hilft, wirklich. Mich meinen Problemen zu stellen, tut echt gut, obwohl ich es nicht erwarten kann, endlich hier raus zu dürfen."
„Ich kann es auch nicht erwarten."
Ich bin so erleichtert, dass es ihm besser geht. Dass es ihm hilft. Dass er lernt, mit seinen Problemen umzugehen. Wenn es ihm danach wieder gut geht, kann ich es nicht abwarten, die schönsten Dinge der Welt mit ihm zu tun.

„Komm, ich zeig dir mein Zimmer."
Simon führt mich in ein Zimmer. Das Zimmer ist etwas traurig. Weiße Wände, ein Bett, weiße Bettwäsche, ein Tisch und zwei Stühle.
Aber auf dem Nachttisch entdecke ich ein Bild von uns. Mein Herz geht bei diesem Anblick auf.

Ich setzte mich auf sein Bett und schaue von unten auf meinen wunderschönen Freund hinauf.
Plötzlich setzt Simon sich auf meinen Schoß und nimmt mich fest in den Arm.
Wie schafft er es, mit seinen Umarmungen immer so heftige Emotionen in mir auszulösen? Die Umarmungen, seine Berührungen, er, all das hat mir in letzter Zeit so gefehlt. Ohne Simon, fühle ich mich leer. Mit ihm, wie der dankbarste und glücklichste Mensch auf Erden.

Ich löse mich aus der Umarmung, schaue in seine wunderschönen braunen Augen, die so viel über ihn aussagen und lasse meinen Blick langsam auf seine Lippen gleiten.
Er versteht und leckt sich kurz über die Lippen, einfach nur, um mich zu ärgern.
„Unfair...", flüstere ich bevor ich unsere Lippen vereine. Mann, wie mir das gefehlt hat.
Nach kurzer Zeit wird der Kuss immer intensiver, gefühlvoller, weshalb ich mich kurz von Simon löse.
„Wie geht es deinem Arm, tut er noch sehr weh?"
„Nein, nur wenn ich dranstoße, oder so", sagt er etwas außer Atem.
„Perfekt", flüstere ich, als ich Simon von meinem Schoß aufs Bett hinter uns lege und mich über ihn stütze, nur, um unsere Lippen danach sofort wieder aufeinanderzupressen.

„Wille?", haucht Simon zwischen den Küssen.
„Hmmm?"
„Ich will das hier ja echt nicht unterbrechen, aber in dem Zimmer sind Kameras."
Schnell weiche ich von ihm ab. Echt jetzt? Wieso müssen wir immer unterbrochen werden?
Simon muss kichern, was sich aber schnell in ein Lachen weiterentwickelt.
Alleine ihn wieder Lachen zu sehen, das echte Simon-Lachen, das Lachen, das ich so unfassbar sehr liebe, bringt mich zum Lächeln.
„Maaaan", beschwere ich mich.
Nachdem ich Simon etwas betrachtet habe, lasse ich mich auf in hinab und kuschle mich an seine Brust.

„Die Besucherzeit ist in fünf Minuten zu Ende", erklingt es durch die Durchsage.
„Neiiin, ich will nicht, dass du gehst."
Simon schmollt und bei diesem Gesicht würde ich mich am liebsten unter seinem Bett verstecken, um nicht gehen zu müssen.
„Ich muss."
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Lippen, bei denen die untere nach vorne geschoben ist, stehe auf und ziehe meinen Freund an der Hand hoch.
„Au." Shit, der Arm.
„Mist, sorry." Ich küsse die Stelle auf seinem Arm und entschuldige mich somit.
Ich möchte Simon wirklich nicht schon verlassen.
Aber immerhin haben wir 30 Minuten pro Woche.

„Tschüss, Schatz. Bis in einer Woche. Denk dran, in zwei Wochen bist du endlich hier raus."
„Ich liebe dich."
„Ich dich auch."
Mit diesen Worten verlasse ich schweren Herzens das Gebäude und trete den Weg zurück ins Hillerska an.
In meinem Bett kann ich schnell und zufrieden einschlafen.

Diese Woche zieht sich jedoch unfassbar langsam.
Es ist langweilig ohne Simon. Mathe, Englisch, Geschichte, Rudern, Frühsport.
Also eigentlich alles.
Ich vermisse Simons Berührungen, wie er sich anfühlt, wie er meinen Namen sagt...
Ich liege in meinem Bett und ohne auch nur darüber nachzudenken, ziehe ich mein Oberteil aus.
Ich lasse meine Hand langsam meinen Bauch hinunterstreifen, während ich an all die schönen, angenehmen Momente mit Simon denke.

Meine Hand gleitet wie von selbst in meine Hose.
Simon ist gerade alles, an was ich denken kann. Seine Laute, seine Berührungen, die Weise, wie er mich anfasst...
Meine Hand findet einen angenehmen Rhythmus und ich muss aufpassen, Simons Namen nicht laut auszustöhnen.
„Simon...", keuche ich leise.
Plötzlich klingelt mein Handy.

„Ja?", sage ich ganz außer Atem.
Hallo? Wille?"
Eine mir sehr bekannte Stimme.
„Simon?! Wie kannst du..." Ich muss nach Luft schnappen.
„Wie kannst du telefonieren?!"
„Wir dürfen kurz. Aber..."
Noch immer bekomme ich kaum Luft, aber jetzt gerade Simons Stimme zu hören, macht das alles fast noch besser.
„Warum bist du so außer Atem?"
Oh.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt