Kapitel 24 (Wille)

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Schweißgebadet wache ich auf. In meinem Bett. Im Hillerska.
War es nur ein Traum?
Es war nur ein Traum.
Und es war der schlimmste Traum jemals.
„Kronprinz? Der Fahrer wartet bereits auf Sie. Sind Sie in 15 Minuten fertig?"
„Ähm, klar, Malin."
Ich bleibe erst nochmal fünf Minuten liegen und muss mich von diesem schlimmen Traum erholen.
Wieso sollte Simon mich betrügen? Wir lieben uns. Ist das vielleicht eine tiefsitzende Angst? Aber warum? Es gab doch noch nie eine Situation, in der ich dachte, er würde mich vielleicht betrügen?
Aber naja, darüber muss ich wann anders nachdenken. Jetzt muss ich zu Simon.
Ich brauche ihn gerade noch mehr als gestern Abend.

Fertig angezogen, nehme ich die Blumen in meine Hand und gehe mit Malin zum Auto.
Bis jetzt ist alles wie in meinem Traum.
Ich stehe voller Vorfreude vor dem Gebäude, jedoch habe ich diesmal etwas Angst.
Was, wenn es doch kein Traum war?
„Kronprinz? Wollen Sie nicht hineingehen?"
„Doch, doch..."
Ich trete ein und ein strahlender Simon steht mir gegenüber.
Erleichtert atme ich auf und laufe schnell zu meinem Freund. Meinem Freund, der glücklich, nicht emotionslos, hier steht.
„Wille!"
Ohne ein Wort sagen zu können, nehme ich Simon fest in den Arm und lasse ihn ewig nicht los.
Ohne sich zu lösen fragt Simon: „Hey, alles ok?"
„Ja, ich hab dich nur so, so sehr vermisst."
Ich bin unfassbar dankbar, dass Simon hier in meinen Armen steht, sich an meine Brust lehnt und ich alles nur geträumt habe. Was hätte ich ohne ihn gemacht?
„Shit, Simon. Ich liebe dich so sehr."
„Wille. Ist wirklich alles in Ordnung?"
Jetzt macht er sich um mich Sorgen, obwohl ich mir eigentlich um ihn Sorgen machen sollte. Er ist immerhin hier nach... Man weiß was ich meine.
„Wirklich. Ich hatte heute Nacht einen beschissenen Traum, aber es ist alles ok. Wie geht es dir? Wird es besser?"
„Komm, wir gehen aufs Zimmer, dann können wir reden."
Simon nimmt meine Hand fest in seine und zieht mich mit ihm.

Auf dem Gang rempelt mich ausversehen ein Typ an.
„Oh, sorry."
„Kein Ding."
„Hi, Miles." Woher kennt Simon ihn?
„Hey, Simon." Stille.
„Warte. Das ist doch Wille, oder? Simon hat mir schon viel über dich erzählt!" Panik und etwas Eifersucht macht sich in mir breit. Aber wieso sollte ich daran zweifeln, dass das alles ein Traum war? Das war es, ich bin mir sicher.
„Und du bist?"
„Miles." Er streckt mir seine Hand aus. Ich presse meine Lippen zusammen und nicke ihm nur kurz zu, bevor ich Simon an seiner Hand mit in sein Zimmer ziehe.

„Woher kennst du ihn?" Das kommt etwas genervter rüber, als ich eigentlich wollte. Wieso musste dieser scheiß Traum mich so durcheinanderbringen?
„Äh, Gruppentherapie."
„Ah." „Willst du drüber reden?"
„Ne, ich... Ich hatte heute Nacht einfach einen mega schlimmen Traum, der mich komplett aus der Bahn geworfen hat und deswegen bin ich jetzt ein bisschen paranoid. Sorry, ich wollte nicht genervt von dir rüberkommen."
„Ach Wille."
Simon nimmt meine Hüfte und zieht mich an sich heran, bevor er mich küsst.
„Ich liebe dich, nur dich. Das wird sich nie ändern."
Simon schafft es immer wieder, dass seine Küsse mich alles vergessen lassen. Den Traum, die Eifersucht, die Klinik, einfach alles.
Ich lehne meine Stirn gegen seine.
„Nur noch eine Woche", flüstere ich.
„Nur noch eine Woche."
Nach unserem wunderbaren Kuss lege ich mich mit dem Rücken auf sein Bett und Simon legt sich zu mir, mit seinem Kopf auf meiner Brust. Mit meiner Hand fahre ich durch seine Locken. Gott, wie ich seine Locken liebe.

„Simon? Wie geht's dir hier? Wird es besser?"
„Mir geht's hier wirklich gut. Es hilft so sehr, mit den verschiedensten Leuten über meine Probleme zu reden und einfach loszulassen. Durch die Zeit hier bis jetzt geht es mir wirklich besser, und dann noch mit dir, ich sehe einfach wieder einen Sinn, weißt du? Ich kann es kaum abwarten, wenn ich wieder nach Hause darf, so wie es mir jetzt geht, würde ich am liebsten jetzt schon, aber ich hab noch eine Woche, in der ich noch bisschen nachdenken kann. Außerdem sind die Leute hier echt nett."
Miles. Ok, nein. Es reicht. Simon geht es besser, allein das zählt.
„Simon, ich bin so froh, dass es dir besser geht. Wirklich. Dass es dir gut geht, ist momentan das einzige, was zählt. Dass das hier dir so hilft, macht mich so glücklich und ich bin so dankbar, dass du dich darauf einlässt, kämpfst und nicht aufgibst.
Danke."

Simon läuft eine Träne über die Wange. Er vergräbt sein Gesicht in meinem Hals und flüstert immer wieder irgendwelche Sachen wie „Danke", „Ich liebe dich" und alles was mich noch glücklicher macht als zuvor.
Irgendwann richtet er sich zu mir auf.
„Habe ich dir schonmal gesagt, wie wunderschön du bist?"
„Ja, hast du. Aber du kannst es gerne so oft sagen, wie du willst."
„Wille, ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Danke, dass du in dieser Zeit immer für mich da bist. Ich liebe dich so sehr, und ich kann den nächsten Samstag kaum abwarten."
„Glaub mir Simon, ich auch nicht." Und es stimmt.
Wieder in der Schule neben ihm zu sitzen, seine wunderschöne Stimme im Chor zu hören, ihn während den Stunden anzugucken, all das fehlt mir.

In Momenten wie diesesm fällt mir wieder auf, dass ich nie wieder jemand anderen küssen, lieben, umarmen, angucken will, Simon.
Simon ist der Richtige und ich muss es ihn öfter wissen lassen.

Die Besucherzeit endet in fünf Minuten."

„Neiiiiiin." Das „nein" hat er extra lang gezogen.
„Ich will nicht, dass du gehst. Ich will heute Nacht mit dir einschlafen."
Nachdem ich Simon noch einen Kuss auf die Stirn gedrückt habe, sage ich: „Eine Woche, mein Schatz. Eine Woche."
„Eine Woche", wiederholt er, bevor wir uns voneinander lösen.

Zum Glück komme ich ohne eine Begegnung mit Miles aus dem Gebäude und werde dort schon von Malin und dem Fahrer erwartet.
Ich kann kaum aufhören zu grinsen und ich glaube, Malin merkt das auch, denn sie lächelt mich an.

Der Tag hätte nicht besser laufen können.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt