Kapitel 42 (Wille)

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TW: BLUT, VERLETZUNGEN, REDE ÜBER GEWALT

Simon liegt gerade neben mir im Bett und schläft.

Ich kann kein Auge zumachen. Es ist, als müsste ich ihn irgendwie beschützen. Ich weiß, dass sein Vater hier nicht hinkommt und selbst wenn, er könnte Simon nichts tun.

Ich kann nicht glauben, dass Simon wieder zu seinem Vater gegangen ist. Er weiß, dass es gefährlich ist. Und jetzt liegt er hier neben mir, mit mehreren blauen Flecken und Wunden in seinem Gesicht und was-weiß-ich wievielen Verletzungen an seinem Körper.

Als wir zu ihm nach Hause gekommen sind, war Linda noch nicht da, aber ich hab sie angerufen und ihr gesagt, dass sie zu Simon muss.

Sie ist immernoch nicht hier, aber das gibt mir wenigstens Zeit, noch bei Simon zu bleiben. Wir liegen auf dem Sofa, Simon ist praktisch zusammengebrochen, sobald wir im Haus waren und deswegen habe ich ihn einfach nur auf die Couch getragen.

Ich habe seine Verletzungen im Gesicht so gut wie möglich verpflegt, aber ich habe keine Ahnung, wieviele er noch hat, von denen ich gar nichts weiß.

"Simon? Wille?"

"Linda! Er schläft..."

Sie sieht direkt zu Simon und mir und ihr bleibt praktisch der Atem stehen, als sie ihn sieht.

"Er war bei Micke."

Ich nicke ihr als Antwort einfach zu.

"Er... Ähm, er hat mich angerufen und er war irgendwo in der Nähe von der Wohnung... Ich hab' Malin direkt gesagt, dass wir hinfahren sollen und da lag er in irgendeiner Gasse..." Ich muss einmal tief durchatmen, bevor mich meine Gefühle komplett mitreißen.

"Sein Gesicht hat komplett geblutet und sein... sein Pulli war voller Blut. Er war fast ohnmächtig und im Auto hab' ich mich so gut wie's... wie's eben ging um seine Verletzungen gekümmert und..."

Mein Atem verschnellert sich sofort und meine Worte schießen aus meinem Mund, ohne, dass ich darüber nachdenken kann.

"Ich... Ich muss schnell mal auf's Klo."

Linda nickt mir nur zu und läuft dann sofort auf Simon zu.

Im Bad setze ich mich auf den Badewannenrand und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, aber irgendwie hilft nichts.

Deswegen sitze ich jetzt gerade hier, und habe einen kompletten Nervenzusammenbruch. Ich bekomme keine Luft mehr und es fühlt sich an, als würde sich mein ganzer Körper zusammenziehen.

Ich muss mich am Badewannenrand festhalten, so fest, dass meine Knöchel schon weiß werden. Mir geht so, so viel durch den Kopf und ich kann es einfach nicht ausschalten.

Ich hätte es wissen sollen. Ich hätte mir denken können, dass er zu seinem Vater geht. Ich hätte ihn beschützen können. Hätte ich mehr nachgedacht, würde er jetzt nicht in diesem Zustand sein. Das ist alles meine Schuld.

"Mama... Wo's Wille?", höre ich von draußen irgendwoher ganz leise, aber ich kann dem in diesem Moment keine Beachtung schenken.

"Im Bad ", sagt die andere Stimme.

"Fuck!", sagt Simon. Glaube ich zumindestens.

Plötzlich höre ich nur wie jemand gegen die Tür hämmert.

"Wille? Wille! Mach auf! Mach auf, Wille!"

"Kann nicht", bekomme ich irgendwie raus.

"Bitte, Wille."

Nach ein paar Sekunden schaffe ich es, aufzustehen, und die Tür aufzuschließen. Simon fällt mir praktisch direkt in die Arme, ihm fällt aber auch direkt auf, dass ich eine Panikattacke habe.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt