Kapitel 27 (Wille)

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„Komm", sage ich.
Ich drehe ihn auf mich, sodass sein Kopf auf meiner nackten Brust liegt.
Ich genieße die Wärme, die Nähe, einfach alles hierran.
Als ich gerade das Gefühl habe, einzuschlafen, höre ich seine Mutter. An der Tür. An meiner Zimmertür.
„Wille, Simon?" Während sie spricht, öffnet sie die Tür.
Wir sind gerade mal hüftabwärts mit der Decke bedeckt.
Seine Mutter sieht uns. Sieht uns kurz an.
„Mama! Es ist nicht so, wie es aussieht!"
„Ach, ist es das nicht?", flüstere ich Simon zu, wofür ich einen Schlag in den Bauch kassiere.
„Naja, beendet, was auch immer, danach gibt es Mittagessen", sagt sie skeptisch.
Aber zum Glück schließt sie die Tür und verschwindet.
Simon und ich müssen anfangen zu lachen. Viel, lange. Es tut gut, ich habe seit langem nicht mehr so gelacht wie gerade.
„Oh, Simon. Komm, lass uns essen. Ich hab schließlich Hunger, war ziemlich anstrengend."
Ich zwinker ihm zu, stehe auf, ziehe meine Hose an und hole mir dann einfach seinen lila Pulli aus meinem Schrank.
„Hey, hab ich dir das erlaubt?"
„Brauchst du nicht. Erstens bin ich der Kronprinz von Schweden und zweitens steht das im ,Ich-Habe-Einen-Freund-Vertrag'."
„Ach tut es das? Den kenne ich ja noch gar nicht. Aber naja, zieh ihn an, er steht dir."

Ich bin schonmal an den Tisch gegangen, als Simon sich noch kurz frisch gemacht habe.
„Simon? Kommst du bald mal?", kommt es von mir.
„Jahaaa! Ich beeil mich doch schon, aber mein ganzer Po- Ähh, ich meine mein ganzer Körper tut weh!"
Da hat wohl jemand vergessen, dass seine Mutter noch hier neben mir sitzt. Das ist jetzt ziemlich unangenehm.
Mittlerweile steht er im Wohnzimmer und kassiert einen verstörten Blick von seiner Mutter, einen belustigten von mir.
„Naja, das Bett dort war echt nicht gemütlich."
„Mhm", gibt seine Mutter von sich.
Toll. Jetzt denkt sie Simon und ich tuen nichts anderes als Sex zu haben.
„Ach, Simon? Leon's Mutter hat mich angerufen, er ist ab Montag auch auf dem Hillerska. Vielleicht könntest du ja etwas bei ihm bleiben, und ihm die Schule zeigen?"
Leon? Wer ist Leon?
„Echt?" Simon fängt an zu grinsen.
„Klar, mach ich!"
WER ist Leon? Und warum freut Simon sich so auf ihn?

Nach dem Essen wollen wir zurück in sein Zimmer, aber seine Mutter stoppt uns.
„Für mich ist das genau so unangenehm wie für euch, aber ich mache es kurz. Ich hoffe ihr wisst, dass ihr auch verhüten müsst? Und ich hoffe, das tut ihr auch."
Gott. Bitte lass das enden.
„Ja, Mama. Wissen wir."
Ich nicke Linda nur ohne irgendein Wort zu. Schnell nehme ich seine Hand und ziehe ihn hinter mir mit in sein Zimmer.

Vor Scham versinke ich sofort in seinem Bett, bis ich irgendwann Simons Arm an meiner Hüfte spüre.
„Lust, spazieren zu gehen?"
„Klar." Ich lächle ihm zu.

Den restlichen Samstag und den Sonntag verbringen wir damit, draußen zu sein, zu reden und mit anderen Machenschaften.

Montags höre ich um 6:30 meinen Wecker klingeln. Aber irgendwas ist anders. Der Platz hinter mir ist kalt und leer.
Schnell stehe ich auf.
„Simon?"
„Hmm?", höre ich aus dem Bad.
Zum Glück. Hätte ich das nur geträumt... Meine Gedanken werden unterbrochen.
„Wille? Denk dran, deine Schuluniform anzuziehen! Wir singen heute wieder in der Kirche."
„Mist, danke für's Erinnern! Mach ich."
Ich habe um ehrlich zu sein etwas Angst vor heute. Vor Leon. Ich hab Simon noch gar nicht gefragt, wer er überhaupt ist. Irgendwie habe ich das immer vergessen.
„Simon?"
„Ja?"
„Wer ist Leon?"
Ich sehe, wie Simon sich neben mich setzt und meine Hand nimmt.
Oh Gott.
„Leon... Leon war auf der Schule lange mein bester Freund. Wir waren praktisch unzertrennlich und haben alles zusammen gemacht. Irgendwann waren wir abends in meinem Zimmer und da hat er mich geküsst. Ich war schon ewig in ihn verliebt, dachte aber nicht, dass er auf auch mich steht. Und so sind wir dann zusammen gekommen. Wir waren sogar fast ein Jahr zusammen. Er war immer für mich da, als es in der Schule so schlimm war. Dann bin ich aufs Hillerska, und wir haben uns getrennt und haben seitdem keinen Kontakt mehr. Aber wir sind im Guten auseinandergegangen, deswegen freue ich mich, ihn wiederzusehen."
Wow. Das waren viele Informationen. Er war mit ihm zusammen, hat ihn geliebt. Und jetzt sieht er ihn wieder? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Mein Herz.
„Habt ihr... miteinander geschlafen?"
Ich glaube, es ist ihm unangenehm. Aber ich muss es wissen.
„Wir haben uns... berührt. Aber wir hatten keinen Sex."
Immerhin. Jetzt habe ich noch mehr Angst.
„Hast du ein Bild von ihm?"
Er holte sein Handy heraus und suchte ein bis zwei Minuten.
„Ich glaub ich hab alle gelöscht... Ah, hier. Man sieht mich nicht so gut, aber ihn erkennt man ungefähr."

Sie küssen sich

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Sie küssen sich. Es tut weh. Es ist ein schönes Bild, Leon sieht gut aus. Simon sieht glücklich aus. Aber es ist unangenehm zu sehen, wie Simon jemand anderen außer mich küsst.
„Hey, Wille? Ich habe wirklich keine Gefühle mehr für ihn. Ich liebe dich, nur dich."

Wir machten uns fertig, nahmen den Bus zur Schule uns mussten uns schließlich trennen, weil Simon ja singen musste.

Ich saß auf der Bank. Neben Nils und Walter. Dann kam der Chor auf die Bühne. Und ich sah ihn. Hörte ihn. Spürte ihn überall. Seine Stimme. Sie war wunderschön.

Tides trash inside
Baby, I'm high octane
Fever in a shock wave
My core vibrates in an opium haze

Wie kann etwas so unfassbar ästhetisch, sauber, wunderbar klingen?
Nun stimmten auch die anderen mit ein, doch Simons Stimme klang am lautesten.

Yet you think we're the same
The skyline falls as I try to make sense of it all
I thought I'd uncovered you're secrets
But turns out there's more

Simom sieht mich an, sieht mir direkt in die Augen, als er weitersingt.

You adored me before

Ich grinse ihn an, sehe, wie er zurück lächelt.

Oh, my good looking boy

Simon lächelt immer noch. Doch bei der letzten Zeile verließen seine braunen Augen meine, wanderten weiter nach hinten und blieben an einem Punkt stehen, als er die letzten Worte sang.
Ich drehte mich um, wollte, musste wissen, wen er ansah.
Ich guckte hinter mich.

Leon.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt