Teil 62 Überraschung

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"Nein, ich, dass ist nicht, ich ...." stotterte ich herum. Alle Worte schienen sich in meinem Kopf zu einer großen Chaoskugel zu verbinden, denn nichts sinnvolles kam mir mehr über die Lippen. "Das ist, ich weiß nicht, nein, nicht, also..." Heiß brannte der Brief in meinen Händen. Ich gab auf und senkte meine Arme. "Carol." flüsterte ich hilflos.

"Sam, dass war doch nur Spaß. Wirklich." Mit zwei schnellen, großen Schritten war sie schon bei mir und griff nach meinen Händen. Lautlos glitt der Brief zu Boden. Am liebsten wäre ich gleich im Erdboden versunken und Röte stieg mir in die Wangen. "Ach Sam, lass dich doch von mir nicht immer so aus der Bahn werfen. Du bist eine erwachsene, selbstständige Frau und mir keine Rechenschaft schuldig." Sie hatte so recht. Wieso ließ ich mich immer wieder so von ihr verunsichern? Es ärgerte mich und war mir genauso unangenehm Carol gegenüber. Ihre Hände fassten sanft mein Gesicht und ihre Finger glitten über meine angespannten Kiefer. "Eine erwachsene, selbstständige, wunderschöne und heiße Frau." hauchte sie. Unsere Blicke trafen sich, versanken für einen Moment tief ineinander und langsam löste sich die steinere Hülle, die mich äußerlich und innerlich in solchen Momenten zu umgeben schien. Ihre Augen machten Bling-Bling und mein Herz setzte aus. Wie könnte ich dem Charme dieser umwerfenden Frau widerstehen? Ich musste ihr Lächeln einfach erwidern. "Ich hab dich vermisst." flüsterte ich und zog sie ganz nah zu mir. Trotz Kleidung zog sich ein feines Prickeln über meinen ganzen Körper als wir so ganz eng beieinander standen. Wie ganz selbstverständlich trafen sich unsere Lippen ohne weitere Worte. Bei diesem ersten Kuss nach unserem Wiedersehen fühlte ich die ganze Sehnsucht der letzten Tage wie eine riesige Welle über mich schwappen. Als wir uns schließlich wieder voneinander lösten, funkelten Carols Augen mich dunkel an. Ich sah das Feuer, das darin loderte. "Ich dich auch." lächelte sie geheimnisvoll. "Verrätst du mir, was du heute Abend noch mit mir vorhast?" Sie schüttelte nur den Kopf und zog mich aus der Küche. Vergessen blieb der Brief zurück.

Carol gab mir nur den Tipp, lieber eine Jacke mitzunehmen, falls es frisch werden würde. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, stand sie am Fenster. Ich trat hinter sie, legte meine Arme um Carol und blickte über ihre Schulter. "Was siehst du?" fragte ich nach, weil ich noch nicht entdeckt hatte, was gerade ihre ganze Aufmerksamkeit zu fesseln schien. "Schau dir mal den Himmel an." Graue Wolken hatten sich bedrohlich zusammengezogen und ließen sich vom Wind in unsere Richtung treiben. Wie eine dunkle Armee vertrieben sie Stück für Stück den restlichen blauen Himmel. Carol hatte nachdenklich ihre Stirn in Falten gelegt als sie sich zu mir umdrehte. "So hatte ich das eigentlich nicht geplant." Doch dann hellte sich ihr Gesicht auf. Sie bat mich im Schlafzimmer zu warten und als sie mich nach einigen Minuten wieder zu sich rief, erwartete mich im Wohnzimmer eine Überraschung. "Ich hatte eigentlich vor mit dir Picknicken zu gehen. Da das jetzt nicht geht,..." Sie machte eine kleine Pause und sah mich verheisungsvoll an. "..., bringe ich das Picknick eben zu dir." Der Tisch war beiseite geräumt und der Boden mit einer Picknickdecke ausgelegt, auf der ein Flechtkorb stand, der nur darauf wartete geöffnet zu werden. "Darf ich bitten?" lächelte Carol verschmitzt mit angedeuteter Verbeugung und einladender Geste. "Wow! Wie süß!" schoss es mir durch den Kopf. Wir setzten uns und Carol zauberte aus ihren Wunderkorb eine Flasche Wein und zwei Gläser. Als wir uns beim Anstoßen tief in die Augen blickten, war draußen ein lautes Grollen zu hören. Doch wir bekamen weder davon noch von den ersten harten Regentropfen etwas mit. Carol hatte lauter leckere Sachen dabei und wir genossen die romantische Zweisamkeit nach der langen Woche des Getrenntseins. Als wir genug von Baguette, Käse, Weintrauben und Co. hatten, räumte Carol alles beiseite, wären ich entspannt auf der Decke lag und an der Zimmerdecke das Tanzen der brennenden Kerzenlichter beobachtete, die Carol vor einer Weile entzündet hatte. Als sie fertig war, beugte sie sich kurz über mich und bat mich kurz die Augen zu schließen. Ich hörte nur, wie sie die Kerzen ausbließ und der Raum sich verdunkelte. Dann spürte ich sie ganz nah bei mir. Sie nahm meine Hand und haucht mir ins Ohr: "Jetzt."

Mir entfuhr nur ein verblüfftes Wow, als ich über uns einen ganzen Sternenhimmel erblickte. Es war schon beinahe eine ganze Reise durch die Galaxie. Eine faszinierende Projektion, einfach nur wunderschön. "Ich hatte mir das so vorgestellt, dass wir im Park zusammen picknicken und danach zusammen in die Sterne blicken." Ein Blitz hellte das Zimmer auf und nur Sekunden darauf folgte ein Donner laut und heftig krachend. "Und da beides quasi ins Wasser gefallen ist..." Wir beide kicherten kurz über den Wortwitz. "Hab ich beides hier zu dir gebracht." Ich wand meinen Blick von der galaktischen Zimmerdecke ab und sah sie an. Ihre Augen hatten einen ganz besonderen Glanz durch die geheimnisvollen Lichter, die sich spiegelten und ihr Lächeln strahle eine Wärme aus, die mich wie eine Umarmung einhüllte. So ein schöne Überraschung, für mich! Ich konnte es nicht glauben. Auch konnte ich mich nicht erinnern, dass jemand so etwas jemals für mich gemacht hätte, für mich! Ich musste schlucken. Für mich.

Wir lagen einander zugewandt auf der Picknickdecke und sahen nur uns an. Ich konnte dieses Gefühl nicht beschreiben, dass mich durchflutete. Es war warm, ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe, angenehm, berauschend, berührend und gleichzeitig beunruhigend. Ich konnte es nicht erklären. Und auch wenn mir so oft, so viele Dinge durch den Kopf gingen, wollte ich heute, jetzt und hier nicht denken, wollte nur fühlen, einfach nur das Schöne genießen und in mich aufnehmen und ein wenig träumen. Ich legte meine Hand auf ihre Hüfte und fuhr ein kleines Stück unter ihr Shirt. Ihre Haut war weich und heiß. Und dann musste ich sie einfach küssen, vor Glück, vor Sehnsucht, vor Überwältigung aller Gefühle und um zu spüren, dass es kein Traum, sondern alles echt und real war. Und das war es, definitv.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06 ⏰

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