Teil 9 Nähe 2

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Sie wollte sich gerade zum Gehen von mir abwenden, da griff ich nach ihrem Handgelenk. Jede Berührung, wie normal oder unscheinbar sie auch war, jagte tausende kleine Blitze durch meinen Körper. Wie Stromschläge, die verhinderten, dass mein Herz stehen blieb. In diesem Moment wollte ich es ihr sagen. Alles.

Alles was ich für sie empfand, seit sie mir das erste Mal begegnet war. Ich öffnete meinen Mund und hörte die Worte, die herauskamen, als hätte nicht ich sie gesprochen: "Es regnet noch immer." Ich starrte sie an. Sie sagte noch immer nichts. Wartete sie auf etwas? "Du kannst, kann-st auch..." jetzt begann ich auch noch zu stottern. "auch h-hier übernachten." Nein, das war nicht ich, die da redete. Unmöglich. Was machte diese Frau nur mit mir?

Ich meinte ein wenig Erstaunen in ihrem Blick zu erkennen, als sie überlegte, ob sie mein unerwartetes Angebot annehmen sollte. "Ich schlaf auf der Couch und du in meinem Bett." Sie ließ ihre Tasche wieder zu Boden gleiten. "Okay. Das ist vielleicht besser. Nach der Flasche Wein sollte ich wirklich nicht mehr Auto fahren. Aber unter einer Bedingung - ich schlafe auf der Couch." Das konnte ich auf keinen Fall zulassen. "Ich schaf auf der Couch." widersprach ich. "Nenn mir einen Grund." konterte sie amüsiert. Ich konnte ihr schlecht die Wahrheit sagen: "Du kannst nicht auf dem Sofa schlafen, weil es mörderisch unbequem ist." Das Sofa hatte bequeme Kissen zum Sitzen, doch dazwischen verliefen hölzerne Querstreben, was sich beim Darauf-Liegen bemerkbar machte. Wüßte sie davon, dann würde sie mich auf keinen Fall darauf schlafen lassen. "Weil du mein Gast bist." erklärte ich einfach und versuchte mir nichts von meiner inneren Unruhe anmerken zu lassen. "Na gut. Überzeugt." Unauffällig atmete ich auf. Ich ging nach nebenan ins Schlafzimmer und starrte in meinen Kleiderschrank: "Was brauchst du zum Schlafen? Pyjama, Nachthemd?" Sie folgte mir und blieb dicht hinter mir stehen. Ich spürte ihren Atem in meinem Nacken, welcher mir Gänsehaut verursachte. Mein Herz begann wieder zu rasen und ich musste mich zum Atmen zwingen. "Ich schlafe eigentlich immer nackt." Wie vom Blitz getroffen stand ich da und drehte mich mit großen Augen zu ihr um. Ich spürte diese Hitze, die meine ganzen Körper erfasste und fühlte wie Röte mein Gesicht überzog. Sie strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und berühte dabei leicht meine Wange. Ich wollte weg, einfach nur weg, aber meine Beine gehorchten mir nicht. Ich stand da wie versteinert und sah nur in ihre dunklen leuchtenden Augen. Ihr Lachen riss mich aus meiner Trance. "Sam, du hättest dein Gesicht sehen sollen. Es war nur ein Scherz. Gib mir einfach ein T-Shirt." Peinlich berührt, wand ich mich von ihr ab und tat, als ob ich nach einem Shirt für sie suchte. Ich musste meine Gedanken sammeln und endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. Verdammt, auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Für einen Augenblick hatte ich sie mir doch tatsächlich nackt vor gestellt. Und wieder war da diese Hitze, dieses Fieber und ich ärgerte mich über mich selbst, weil ich es nicht verhindern konnte.

Obwohl meine Armbanduhr bereits 1.30 Uhr anzeigte, war an Einschlafen nicht zu denken, was an einem an dieser alten Couch lag und zum anderen an IHR. Also lauschte ich dem Regen, der immer noch monoton gegen die Schreiben trommelte. Eigentlich liebte ich dieses Geräusch, weil es mich beruhigte und schläfrig machte, aber heute, jetzt, hier konnte mich nichts beruhigen. Carol lag nebenan in meinem Bett und schlief friedlich. Ihr Anblick ging mir nicht mehr aus dem Kopf als sie aus meinem Bad kam, nur mit einem Shirt begleitet, das ihr nur knapp über den Po reichte. Ich schlug mir meine Hand an die Stirn, aber die Bilder verblassten nicht. Meine Faust drückte auf meinen Brustkorb, weil es sich anfühlte, als würde mein Herz zerspringen. Warum hatte ich ihr wieder begegnen müssen? Und warum konnte ich nicht einfach normal mit ihr umgehen? Ich war kein Kind mehr, nicht mehr ihre Schülerin, sondern erwachsen, eine junge Frau, die sich nicht so von ihren Gefühlen beherrschen lassen sollte. Diese Gefühle sollten gar nicht mehr da sein. Ich drehte mich zur Seite und presse meine Augenlider aufeinander, auch wenn das wenig half, denn wenn ich eines genügend besaß, dann war das Phantasie.

Ich zuckte zusammen, als ich eine Hand an meiner Schulter spürte. Träumte ich etwa? Langsam drehte ich mich um und verzog dabei schmerzhaft mein Gesicht, da meine Rippen bereits von den Querstreben des Sofas schmerzten. "Sam. Komm mit rüber ins Bett." Plötzlich war ich hellwach, als ich ihre Stimme hörte. Ich sah ihre Umrisse deutlich trotz der Dunkelheit. "Aber..." setzte ich an, doch sie fiel mir ins Wort: "Es ist ja nicht zu überhören, dass diese Couch mehr als unbequem ist. Komm schon." Sie sprach in diesem Lehrerton, der keine Widerspruch duldete. Also schlug ich meine Zudecke zurück und folgte ihr. Sie blieb am Bett stehen und wartete, dass ich mich zuerst hinlegte. "Keine Angst. Ich werde dir schon nichts tun." sagte sie und und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. Auch wenn es dunkel war, hätte ich in diesem Moment schwören können, dass sie bei ihren letzten Worten grinste.

Alles was bleibt ... | girlxgirl teacherxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt