Teil 6 Nie wieder ...

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Meine Beine gaben kurz nach und ich spürte sofort zwei Hände um meiner Hüfte. Mein Herz begann wieder zu rasen.

"Ich glaub, ich muss gehen." murmelte ich. "Ich glaub, du solltest dich setzen." Carol's Stimme duldete keinen Widerspruch. Sie dirigierte mich auf einen Hocker, der im Waschraum stand. Ich fühlte mich immer noch schwach. Aber viel schlimmer war es, dass sie mich in dieser Situation gesehen hatte, es war mir unendlich peinlich. "Ist dir übel? Bist du etwa schwanger?" Ihre Worte durchbrachen die Stille. Beinahe hätte ich aufgelacht. "Ich heiß doch nicht Maria." entgegnete ich. Ich weiß auch nicht warum, aber es war mir so rausgerutscht. Wieder Stille. "Mensch, Sam, noch peinlicher geht's wohl nicht mehr." schoss es mir durch den Kopf. Meine Gesichtsfarbe wechselte wohl gerade von weiß auf rot, als ich ihr ins Gesicht sah. Sie blickte mich verwirrt an. Als sie die Bedeutung meiner Antwort verstand, bekam sie auch rote Wangen. Doch dann lächelte sie. Schnell wand ich mich von ihr ab und starrte auf den weißen Fließenboden. Ich wollte irgendetwas sagen, mich entschuldigen, aber ich brachte kein Wort heraus. Wieder berührte sie mich sanft, wieder ihre Hand auf meiner Schulter. Ich zuckte kurz zusammen. Es fühlte sich an, als würde meine Haut an dieser Stelle verbrennen. "Dann war es wohl der Kreislauf. - Komm, ich bring dich nach Hause." sagte sie. Ich stand auf und plötzlich waren wir uns ganz nah. Ein Schauer überkam mich. Einen kurzen Moment nur dachte ich daran, sie zu küssen, aber ich nickte ihr nur zu und wir verließen zusammen das Cafe.

Da meine Wohnung in der Nähe des Cafe's lag und es kaum Parkplätze gab, entschieden wir uns zu Fuss zu gehen. Die frische Luft tat mir gut und die Übelkeit und der Schwindel verschwanden gänzlich. Dafür kehrte diese innere Unruhe zurück und das Herzklopfen, weil sie neben mir lief, auch wenn schweigend. Ich hatte eine Zwei-Zimmer-Wohnung im ersten Stock. An der Treppe zur Haustür bliebenwir stehen. Verlegen blinzelte ich nach unten, gab mir dann aber einen Ruck und sah ihr ins Gesicht. Bevor mir ihr Anblick die Sprache verschlug, fragte ich schnell: "Willst du noch mit reinkommen?" Sie nickte und folgte mir durchs Treppenhaus. 

Was tat ich da gerade? Ich wollte sie doch los werden und jetzt bat ich sie in meine Wohnung? Mein Verstand arbeitete wirklich nicht mehr richtig.

Ich bot ihr einen Platz auf dem Sofa an und blieb im Türrahmen vom Wohnzimmer stehen. Kurz biss ich auf meine Unterlippe um nachzudenken. "Kann ich dir was anbieten? Wasser, Tee, Saft, Kaffee?" Bei dem letzten Wort blieb mir kurz der Mund offen stehen. Ich bildete mir ein gehört zu haben, wie es laut KLICK in meinem Kopf gemacht hatte. Blitzschnell drehte ich mich um und ergriff wieder mal die Flucht vor mir selbst.

Ich stand an der Arbeitsplatte in der Küche und hielt mich mit beiden Händen daran fest. Langsam atmete ich tief ein und aus. Ich schloss meine Augen und presste meinen Kiefer zusammen. "Wie kann ein Mensch nur so blöd sein?" fragte ich mich. Ich konnte es nicht glauben. Da tauchte diese Frau wieder auf und schon benahm ich mich wie der größte Idiot. Am liebsten hätte ich jetzt meinen Kopf an die Tischplatte geknallt. Doch ihre Stimme riß mich aus meinen Gedanken: "Sam, alles okay?" Gequält drehte ich mich zu ihr um und setzte ein schiefes Lächeln auf. "Ich weiß jetzt, warum mir im Cafe plötzlich so schlecht geworden ist." Ich atmete tief ein und aus, bevor ich ihr meine Dummheit beichtete: "Ich vertrage keinen Kaffee." Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Sie lachte, ihr Lachen klang so schön, dass es mir egal war, dass sie sich gerade über mich amüsierte. "Und dann bestellst du einen doppelten Espresso und trinkst ihn auf Ex?" "Ich weiß auch nicht." stotterte ich. "Das hatte ich ganz vergessen. Ich war irgendwie abgelenkt." Verlegen fuhr ich mir durchs Haar. "Und von was?" wollte sie wissen. Upps, da hatte ich mich ganz schön in eine Zwickmühle gebracht. Was sollte ich ihr darauf nur antworten? Die Wahrheit konnte ich ihr auf keinen Fall sagen. "Bitte Küchenboden öffne dich und verschlucke mich...." Ihr Grinsen verschwand nicht. Machte es ihr gerade Spaß mich in Verlegenheit zu bringen? Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen. "Kann ich dir was anbieten? Wasser, Tee oder Saft?" Sie zog lächelnd eine Augenbraue in die Höhe. "Okay, ich verstehe. Dann bitte ein Wasser." Na, da hatte ich ja nochmal Glück gehabt.

Sie ging zurück ins Wohnzimmer und ich füllte derweilen zwei Gläser mit Wasser und schnitt eine Schreibe Zitrone dazu ab. Diese innerliche Anspannung macht mich fertig. Ich wollte das sie wieder geht und doch wünschte ich mir, dass sie blieb. Ach, ich wusste ja irgendwie selbst nicht mehr, was ich wollte. Dabei hatte ich es mir doch geschworen: "Nie wieder ..." Sie stand vor meinem Bücherregal und drehte sich zu mir um, als ich das Wohnzimmer betrat. "Was nie wieder?" fragte sie mich. Oh nein, hatte ich gerade diese beiden Worte laut ausgesprochen? Mein Herz setzte wieder für einen Moment aus. Ich starrte sie kurz an: "I-ch m-mei-n-te: Nie wieder ...



Alles was bleibt ... | girlxgirl teacherxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt