Teil 40 Bad girl

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Ich spürte ihren Atem an meiner Wange, als sie mir etwas ins Ohr hauchte: "Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht und deine Nähe vermisst." Bei den letzten Worten fuhr ihre Hand meine Wange entlang, über meinen Hals bis zu meinem Ausschnitt. Mein Herz schlug schneller. Ihr Parfüm lag in der Luft und schien den ganzen Raum zu erfüllen. Nervös musste ich schlucken. Meine Gedanken wirbelten durcheinander und mein Gesicht glühte. Was hatte sie vor?
"Samantha." flüsterte sie und drückte sich noch enger an mich.

Meine Hände umfassten ihre Hüften. Für einen Moment blickten wir uns tief in die Augen und unsere Nasenspitzen berührten sich fast. Ein siegessicheres Lächeln lag auf ihren roten Lippen und dann ging alles blitzschnell. Ich wirbelte sie herum, so dass sie nun den Küchenschrank im Rücken hatte und ich vor ihr stand. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Sie beugte sich ein Stück vor, auf meinen Mund zu. Gerade noch im richtigen Moment streckte ich meine Arme aus, packte ihre Schultern und hielt sie so auf Abstand. Endlich konnte ich ihr das sagen, was ich ihr schon die ganze Zeit sagen wollte: "Denise! Lass das! Ich will das nicht - und versuch das nicht noch einmal!"meine kraftvollen Worte hallten in der Küche und es schien einen Augenblick zu brauchen, bis sie Denise erreichten. Ich staunte über mich selbst und machte trotzdem vorsichtshalber zwei Schritte von ihr weg. Doch da spürte ich schon ihren festen Griff, wie sie mich am Handgelenk packte. "Es ist wegen Carol, oder?" Ihr makelloses Gesicht verlor ihre freundliche Maske. Verständnislos blickte ich sie an. Sie hielt mich immer noch fest und es tat bereits weh. "Denkst du, du hättest eine Chance auf mehr bei ihr?" Sie machte eine kurze Pause, um sicher zu gehen, dass ihre Worte die Wirkung nicht verfehlten. "Da irrst du dich. Carol liebt die Herausforderung, das Spiel und wenn sie hat, was sie will, verliert sie das Interesse." Endlich ließ sie meinen Arm los und ich ging auf ausreichend Sicherheitsabstand. "Du bildest dir noch nicht etwa ein, sie würde wirklich etwas für dich empfinden?"Ihr eingebildetes Grinsen ließ es in mir Brodeln. Die Empfindungen, die sie in mir auslöste, erschraken mich selbst. Denise machte einen Schritt auf mich zu: "Du bist nicht die erste, die sie sich in ihr Bett holt und dann fallen läßt." In diesem Moment entdeckte ich etwas in ihren Augen, was meine Wut verpuffen ließ und ich fühlte kurz so etwas wie Mitleid. Sie kam mir noch näher. Ich konnte nicht flüchten, denn ich hatte die Wand in meinem Rücken. "Hör auf meinen Rat und halt dich von ihr fern. Sonst wirst du es noch bereuen." Ich verstand es so, wie sie es sagte. Es war kein gutgemeinter Tipp. Nein! Es war eine eiskalte Warnung.

In diesem Moment trat Carol in die Küche. Ich war mir nicht sicher, wieviel sie von dem Gespräch mitbekommen hatte. "Sorry, aber das war mein Vater. Es gibt ein Problem mit seinem Rückflug, aber das wird die Reiseleitung schon bis nächste Woche gelöst haben." Sie blickte abwechseln in unsere Gesichter. "Alles okay bei euch?" Denise fand zuerst ihre Sprache wieder und streichelte meine Schulter. Ich musste mich sehr beherrschen, mich nicht der Berührung zu entziehen. "Ich bin froh, dass es Samantha wieder gut geht. Bei dir ist sie ja in den besten Händen." Ihre Worte trieften vor Doppeldeutigkeit und ihr Lächeln war sowas von unecht. Ob das Carol auch auffiel oder nur mir? "Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann, aber ich habe noch eine Verabredung." Carol begleitete sie zur Tür.
Ich stand immer noch mit dem Rücken zur Wand in der Küche. Was war da gerade passiert? Mein Zeigefinger wanderte an meinen Hals und fühlte den Puls, der wie ein Wirbelsturm in mir tobte. Ich musste hier weg. Ich musste darüber nachdenken, was da eben passiert war. Carol kam auf mich zu und griff nach meiner Hand. "Hey - alles okay bei dir?" fragte sie etwas besorgt. Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. "Ich würde gern nach Hause, etwas ausruhen." Sie hielt mich nicht auf. Als sie mich zur Verabschiedung in die Arme schloss, fühlte ich nicht viel. Ich war wie betäubt. Sie wollte mich fahren, aber ich lehnte ab. Die frische Luft würde mir gut tun, erklärte ich ihr und es war keine Lüge.

Meine Gedanken und Gefühle waren wie ein Haufen bunter Blätter, in die ein Sturm hinein gebraust war. Alles durcheinander, alles wirr, alles aufgewirbelt. Ich versuchte zur Ruhe zu kommen, alles zu ordnen, einen klaren Gedanken zu fassen, aber es gelang mir nicht. Stattdessen hallten immer wieder Denise Worte in meinem Kopf wider: "Denkst du, du hättest eine Chance bei ihr?"- "eine Herausforderung, ein Spiel"-"...wenn sie hat, was sie will, verliert sie das Interesse."Übelkeit stieg in mir auf und ich fühlte mich nur noch erschöpft. Zuhause angekommen zog ich meine Klamotten aus und legte mich in mein Bett. Ich wollte nur noch schlafen, nichts mehr denken und fühlen. Ich wollte das alles nicht, doch Denise Worte verschwanden nicht. Es geschah genau das, was sie beabsichtigt hatte. Sie hatte es erst mit Samtpfoten probiert, doch als das nichts half, hatte sie ihre Krallen ausgefahren und Samen voller Zweifel ausgesät. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, aber es war schon zu spät. Sie keimten bereits in meinem Herzen. "Hatte sie vielleicht recht? War ich wirklich nur ein Spiel, eine Herausforderung für Carol? Ich war niemand, den sie wirklich lieben konnte. Ich war nicht ihre Klasse. Es hatte sich doch nichts geändert, wie damals vor 5 Jahren. Ich hatte mir alles nur eingebildet. Ich hatte keine Chance." Eine große Traurigkeit legte sich auf mich, wie eine Decke hüllte sie mich ein und Tränen fanden ihren Weg. Ich kannte dieses Gefühl, ich hatte das schon einmal erlebt und mir geschworen, das nie wieder durch zu machen. Das letzte was ich dachte, war: "..wenn sie hat, was sie will, wird sie dich fallen lassen." Mit brennenden Augen und schweren Herzen schlief ich irgendwann ein und hoffte, nicht wieder aufzuwecken zu müssen.

Alles was bleibt ... | girlxgirl teacherxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt