Teil 41 Entscheidung

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Eine große Traurigkeit legte sich auf mich, wie eine Decke hüllte sie mich ein und Tränen fanden ihren Weg. Ich kannte dieses Gefühl, ich hatte das schon einmal erlebt und mir geschworen, das nie wieder durch zu machen. Das letzte was ich dachte, war: "..wenn sie hat, was sie will, wird sie dich fallen lassen." Mit brennenden Augen und schweren Herzen schlief ich irgendwann ein und hoffte, nicht wieder aufzuwecken zu müssen.

Doch mein Wunsch wurde nicht erfüllt und ich wachte in den frühen Morgenstunden auf. Es dämmerte gerade und ein Hauch von Rosa breitete sich am Horizont aus. Ich fühlte mich zerschlagen und erschöpft. Egal was gewesen war, ich würde funktionieren. Das war der Plan. Erst duschen, dann einen Tee trinken und auf die Arbeit. Ablenken, nicht mehr daran denken müssen, weg von diesem ganzen Chaos, von dem Wirrwarr der Gefühle. Dabei hätte ich es besser wissen müssen, denn vor solchen Dingen kann niemand weg laufen. Nicht einmal eine Samantha Pierce.

Als ich aus dem Bad kam, fiel mein Blick auf das Blinken meines Handy. Widerwillig und bereits ahnungsvoll schaute ich nach. Carol hatte mir einige Nachrichten geschickt und mehrmals versucht mich anzurufen. Mein Handy war noch auf lautlos und so hatte ich davon nichts mitbekommen.

"Hey du - bist du gut angekommen?"

"Wie geht es dir?"

"Du fehlst mir hier."

"Sam, bitte melde dich. Ich mache mir Sorgen."

Ich legte das Handy wieder auf den Tisch. Ich wollte eigentlich nicht antworten. Was sollte ich ihr schreiben? Bevor ich jedoch das Haus verließ, tippte ich ihr eine kurze Nachricht: "Alles gut. Bin auf Arbeit. Gruss Sam." Das sollte reichen, damit sie sich keine weiteren Sorgen machte und mich zumindest für eine Weile in Ruhe ließ. Tatsächlich folgten danach keine Nachrichten oder Anrufe mehr. Obwohl ich mich jede Mühe gab mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, gelang es mir nicht, sie aus dem Kopf zu bekommen. Immer wieder tauchte sie in meinen Gedanken aus. Wie ein Stein drückten Denise Worte auf mein Herz. Konnte sie recht haben? Immerhin kannte sie Carol schon länger als ich. Sie musste recht haben. Dabei hatte es sich so gut mit ihr angefühlt.
Ich blieb solange auf Arbeit wie nur möglich. Als ich mich am frühen Abend auf den Heimweg machte, ging ich einen kleinen Umweg durch den Park. Ich hatte die Hoffnung hier vielleicht etwas besser nachdenken zu können, denn ewig konnte ich Carol nicht ignorieren und vor ihr davon laufen, wollte ich auch nicht. Fünf Anrufe in Abwesenheit von ihr. Ich schaltete mein Handy aus, setzte mich auf eine Bank und schloss die Augen. Meine Gedanken waren immer noch durcheinander, wie sollte ich da nur Ordnung rein bringen können? Ich mochte das gar nicht, aber Carol sorgte immer wieder für Chaos in meinem Kopf und meinem Herzen und das, seit dem ich sie das erste Mal gesehen hatte.
Als ich schließlich vor meiner Haustür stand und meinen Briefkasten checkte, stand meine Entscheidung fest. Ich würde das mit Carol beenden, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Sie brachte nicht nur alles durcheinander, sie war in mein Leben getreten, damals vor 8 Jahren und hatte mich nie wieder los gelassen. Ich hatte darunter gelitten, sehr sogar. Es hatte mir das Herz beinahe zerissen und wenn ich so ehrlich zurück blickte, hatte es damals nie eine echte Chance für uns gegeben. Sie war gegangen und ich war zurück geblieben. Außerdem hatte ich mit meinen Gefühlen soviel zerstört. Mein Herz tat immer noch weh, wenn ich daran zurück dachte. Ich hatte es mir doch geschworen. Nie wieder hatte ich das zulassen wollen und jetzt passierte es wieder. Meine Gefühle hatten in letzter Zeit erneut die Oberhand übernommen, nicht mein Verstand und dabei war ich doch ein Mensch, der viel besser mit dem Kopf entscheiden konnte als mit dem Herzen. Praktisch, klar und ohne große Verletzungsgefahr. Das mit uns konnte nicht gut gehen, dass war nur eine Träumerei gewesen. Sie würde mit mir spielen, ihren Spass haben und mich dann zurück lassen. Ich war nur die kleine ehemalige Schülerin, die junge unerfahrene Frau, die es zu erobern galt und war das Spiel vorbei, würde ich allein da stehen, würde ich fallen, tiefer als das letzte Mal. Ich hasste es etwas zu riskieren und das alles schien es mir nach allen Überlegungen nicht wert. Diese Sehnsucht, die noch immer tief in mir saß, verdrängte ich geschickt. Das konnte nur richtig sein, warum etwas wagen, von dem man vorher schon ziemlich sicher wusste, dass es nur schmerzhaft enden würde? Die Entscheidung meines Kopfes klang sehr gut, aber warum fühlte sich mein Herz dabei so seltsam an? Ich würde nach oben gehen und Carol anrufen und ihr sagen, dass es für uns beide keine Zukunft gab. Genau so wollte ich es machen. Es war besser so, dachte ich.

Doch dann blieb mein Herz für einen Moment stehen, als ich Carol endeckte, die im Flur an der Wand neben meiner Wohnungstür lehnte. Unsere Blicke trafen sich und ich stand wie festgefroren an der oberen Treppstufe. Anscheinend hatte sie auf mich gewartet und ich hörte nur noch das energische Schlagen in meiner Brust.

Alles was bleibt ... | girlxgirl teacherxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt