Obwohl dieser Gang viel enger war, fühlte ich mich hier wohler als in dem anderen. Hier konnte man wenigstens sehen wohin man trat. Meine Gefühle waren irgendwie verschwunden, ich spürte weder Trauer noch Angst oder ein anderes Gefühl. Ich fühlte mich einfach wie eine Leere Hülle. Doch plötzlich stach es in meinem Herzen und ich wusste sofort was es war: Wut. Das einzige was mich noch am Leben hielt war diese unglaubliche Wut. Ich wollte das Vieh töten. Ich wollte John töten und jeden, der etwas mit dieser verfluchten Scheiße zutun hatte. Vielleicht würde da dauern, vielleicht würde ich ins Gefängnis oder in die Klappse kommen, aber das war mir gerade ziemlich egal. Ich wollte Rache, egal was es kosten würde. "Ich bin immer noch der Meinung, da das 'ne schlechte Idee ist, Lisa. Du riskierst dein Leben, und unsere übrigens auch!", wollte Taddl mich überzeugen. Seine Stimme klang immer noch ziemlich weinerlich. Er tat mir wirklich Leid. "In unserer Situation ist es eigentlich scheiß egal ob wir gute oder schlechte Entscheidungen treffen, ob wir was riskieren oder nicht. Entweder wir finden den Ausweg, oder wir sterben. Das sollte euch langsam mal klar werden. Entweder wir sterben, oder die anderen. Sucht's euch aus." Eigentlich wollte ich nicht so fies klingen, aber ich hatte jeden Grund dazu sauer zu sein. Meine große Liebe wurde gerade brutal zerfetzt, also bitte! Meine Hand versteifte sich mit jedem Schritt ein bisschen mehr. Je näher wir dem Ausgang kamen, desto größer wurde die Angst, die wieder zurück gekommen war. Den anderen schien es nicht anders zu gehen. Am Ende des Flures teilte sich der Flur in zwei weitere. "Welchen nehmen wir?", fegte ich ungeduldig. Auf einmal fing Melanie an schrecklich zu weinen. "Was hast du?", fragte ich besorgt. Gut, ich hatte doch noch ein Herz. Doch unter dem Ausbruch der Tränen, an denen sie fast ertrank, brachte sie keine Antwort heraus. Taddl und ich hockten uns zu ihr auf den Boden nachdem sie an der Wand nach unten rutschte. Endlich bekam sie etwas heraus. "Ich...will nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich habe Hunger und Durst, mein ganzer Körper tut weh und ich habe verdammte Angst! Wir werden hier niemals rauskommen, es wird immer so weitergehen! Wir sterben eh bald weil wir bestimmt seit 48 Stunden nichts mehr getrunken haben! Ich kann das nicht mehr!" Danach brach sie wieder in tausenden Tränen aus, die den Teppich unter uns durchnässte. Tröstend legte ich meine Hände auf ihre Schultern. "Du darfst jetzt nicht aufgeben, Melanie. Ardy's Tod soll nicht umsonst gewesen sein! Wir kommen hier raus, das schwöre ich bei meinem Leben! Vertrau mir einfach, okay? Wir schaffen das." Dann nahm ich sie in den Arm. Taddl umarmte uns dann auch noch. Es tat unglaublich gut mal wieder seine liebsten in die Arme zu nehmen. Es baute mich auf, und die anderen hoffentlich auch. Nachdem wir uns voneinander lösten, wischte sich Meli die Tränen aus den Augenwinkeln und stand auf. "Ich vertraue dir. Ich vertraue euch. Wir schaffen das." Ein kleines Lächeln bildete sich in meinem Gesicht. Jetzt aber bei der Sache bleiben. Welchen Gang sollten wir nehmen? "Also? Welche Richtung sollen wir gehen?", fragte ich erneut. "Wir zählen ab.", schlug Taddl vor. Er klang schon wieder viel besser. Ich freute mich irgendwie das ich die Eiden umstimmen konnte. Schnell zählte er ab und entschied sich dann für Links. "Hier lang.", sagte er und ging voran. Ich hoffte einfach das es der richtige Weg war.
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Asylum (YouTube ff)
FanfictionArdy, Taddl, Lisa und Melanie sind beste Freunde. Sie interessierten sich schon immer für Horror, egal ob Film oder Geschichte. Doch eines Tages betraten sie ein Haus...der größte Fehler ihres Lebens.