Asylum (YouTube ff)

Aufklärung

"Setzt euch lieber, diese Geschichte wird länger dauern.", sagte er und zeigte auf das Bett hinter uns. Wir gehorchten und setzte uns auf die weiche Matratze. "Es ist etwas kompliziert. Einen Teil der Geschichte werde ich auslassen müssen, aber den werdet ihr auch bald erfahren. Eigentlich müsst ihr nur wissen, dass das alles ein Experiment sein sollte. Das dabei zwei von euch umkommen hatte ich dabei nicht geplant. Es sind nicht nur meine Kräfte die in diesem Haus wirken, sondern auch die meiner restlichen Familie, die früher gestorben sind. Beziehungsweise, die früher Dank mir gestorben sind. Doch sie sind nicht so wie ich in der Lage, eine menschliche Gestalt anzunehmen und überall herumzulaufen, so wie es ihnen passt. Ich bin eigentlich nur noch 'in der Menschenwelt', weil ich eine Aufgabe habe, ich muss mich um meine Tochter kümmern. Irgendwann, wenn sie groß und erfahren genug ist meinen Platz einzunehmen, werde auch ich verschwinden. Aber kommen wir nochmal zu dem Experiment zurück. Das Experiment war, oder ist, den gesunden Menschenverstand und die Handlungen eines Menschen unter Druck und Angst in einer lebensgefährlichen Situation zu testen. Ally und ich haben alles mögliche getan, um euch den Trip durch die Hölle möglichst schwer zu machen. Und anscheinend hat es bestens geklappt. Das Projekt wäre damit eigentlich schon beendet. Das mit Ally werde ich einfach vergessen und sie wieder erwecken, dann geht alles seinen gewohnten Gang." Wenigstens waren damit erstmal ein paar Fragen geklärt. Aber noch nicht alle. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. "Aber warum wurde dieses Experiment überhaupt durchgeführt? Ich meine, wozu brauchst du diese Testergebnisse? Und warum mussten wir dafür herhalten? War das Zufall oder Schicksal, das wir ausgewählt wurden und zwei von uns starben? Und warum?" Ich klang ruhiger irgendwie total ruhig, obwohl ich innerlich ausbrach. Wut, Enttäuschung, Angst, Panik, Schmerz. Alles auf einmal. "Wozu ich die Ergebnisse brauche und warum ausgerechnet ihr ausgewählt wurdet, ist genau der Teil, den ich auslassen muss. Es tut mir wirklich Leid. Aber als 'Wiedergutmachung' kann ich Thaddeus und Ardian wieder zurückholen und wiederbeleben. Der Tod der beiden war ja immerhin nicht beabsichtigt, auch wenn es eine Freude für mein Gemüt war, die Präsens des Todes zu spüren." Mein Herz explodierte förmlich bei seinen Worten, auch wenn ich den letzten Teil von John eher ignorierte. Glücklich sah ich zu Taddl, der überrascht zu John blickte. "Wirklich?", fragte er völlig überwältigt. Meli sah ebenso glücklich aus wie ich. "Ja, ich tue es. Dann komm mal her, Thaddeus.", seufzte John und ging ein Stück von Ally weg. Taddl befolgte seinen Worten und stellte sich neben ihn. Wie das letzte Mal hob John seine Hände und schloss die Augen. Dann murmelte er ein paar mystische Worte die ich nicht verstand, bis sich ein dunkler Schatten um den beiden bildete und Taddl die Augen aufriss. "Taddl!", rief Meli besorgt, als sie sein Gesicht sah. Kurze Zeit später wurden John's Worte immer lauter und unruhiger, der Schatten wurde immer dunkler und dichter, bis Meli und ich nichts mehr erkennen konnten. "Lebe!", schrie John als letztes, dann wurde es still. Der Nebel legte sich und zum Vorschein kamen Ardy und Taddl, lebendig und sich umarmend. Als sie sich losließen sahen sie glücklich zu uns. "Ardy!", schrie ich und rannte auf ihn zu, um ihn um den Hals zu fallen. "Lisa! Ich hab dich so vermisst!", murmelte er und drückte mich fest an sich. "Ich dich auch!", hauchte ich und sah ihm in die Augen. Ohne lange zu zögern küssten wir uns lange. Mir war gerade alles egal, endlich fühlte ich mich mal wieder glücklich und froh. Endlich hatte ich Ardy wieder. Und Taddl natürlich auch. Schnell wechselten Meli und ich, jetzt konnte ich Taddl wieder richtig in die Arme schließen. Tränen der Freude strömten meine Wangen herunter. Nach einer Weile meldete sich wieder John zu Wort. "Das ist ja wirklich herzzerreißend. Nicht der Rede wert." Ein Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen. Wir lösten uns voneinander und sahen ihn zum ersten Mal mit einem echten Lächeln an. "Vielen Dank!" "Ist schon in Ordnung. Aber jetzt muss ich Ally wieder erwecken. Keine Sorge, sie wird sich an nichts erinnern können. Es ist nie etwas passiert, in Ordnung?" Verwundert nickten wir und sahen zu, wie er wieder zum Bett lief. "Eine Frage noch.", rief ich, bevor er anfing. Er drehte sich zu mir und sah mich fragend an. "Wenn das Experiment jetzt vorbei ist...sind wir dann eigentlich frei?" Diese Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Zunge. Er überlegte kurz. "Ja, alle dürfen gehen. Alle, außer du."