chapter 1 - risus in monumentis

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laughter in the tombs

no one will win this time
I just want you back
I'm running to your side
flying my white flag, my white flag
—  natalie taylor, surrender

Der abgründigen und hinterhältigsten Ironie des Schicksals, die das Leben hätte schreiben können, war es verschuldet, dass der zerbrechliche Körper hinter der massiven Fassade aus poliertem Eichenholz in eine Hanfdecke eingewickelt worden war und ...

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Der abgründigen und hinterhältigsten Ironie des Schicksals, die das Leben hätte schreiben können, war es verschuldet, dass der zerbrechliche Körper hinter der massiven Fassade aus poliertem Eichenholz in eine Hanfdecke eingewickelt worden war und in ihrem Schutz in den Himmel aufsteigen sollte.

Auf der Glashalterung, die die geschlossene Truhe bedeckte, waren zahlreiche Magnoliensträuße drapiert worden. Die rosafarbenen Blütenfasern verliefen von der Narbe der Pflanze zu ihren abgerundeten Zipfeln hin in ein Weiß, das einheitlich mit dem Holz des Sarges korrespondierte, der in der gefrorenen Erdaushöhlung herausstach wie frisch gefallener Schnee. Lediglich die auf den Deckel im Zuge der Beerdigung am Vortag symbolisch geschöpften Erdkellen störten das Bild von makelloser Reinheit, das der Sarg anderweitig seinem Betrachter geboten hätte.

Die braunen, feinkörnigen Störelemente erschlossen für Jimin zugleich die bittere Notion von Endgültigkeit, an die sich sein Unterbewusstsein bisher noch nicht hatte gewöhnen können.

Sein Gehirn fühlte sich mittlerweile genauso taub an wie seine Finger, die sich in einem Versuch, ihr letztes Bisschen Restwärme beizubehalten, in den Stoff seiner wenig Trost spendenden Jackentaschen vergruben — vergeblich. Die Kälte aus dem Boden drang selbst durch seine Schuhe und krabbelte langsam aber tödlich seine Beine hinauf, wo sie in seinem lethargischen Brustkorb mündete und mit Eiseskrallen sein Herz umschloss. Dieses besaß nicht einmal den Anstand, vor dem Angesicht des weißen Sarges zu seinen Füßen eine Idee schneller zu schlagen. Stattdessen pochte es ungerührt in seinem Gefängnis aus Fleisch und Knochen weiter und erfüllte Jimins erkühlenden Körper mit jedem seiner regelmäßigen Schläge mit mehr von dieser abgebrühten Erkenntnis, der sein lahmer Verstand anheim geworden war.

Seine blutleeren Fingerkuppen stießen auf etwas Kaltes, Metallisches in den Tiefen seiner Tasche, und schlossen sich augenblicklich frenetisch um das kleine Objekt.

Unter leisen Ächzen lud der fremde Mann zu seiner Rechten die nächste Fuhre von Blumen neben dem Grab ab und richtete in einer halbherzigen Manier die herabhängenden Köpfe der Narzissen, die sich farblich gegen den braunen Untergrund auflehnten. Sein Atem stieg in kleinen, sichtbaren Rauchwölkchen in den wolkenverhangenen Himmel und vermengte sich mit der Februarluft.

Teilnahmslos beobachtete Jimin ihn, wie er in die Knie gegangen war und röchelnd den Trauerflor glattgestrichen hatte; nun auf unzeremoniellste Weise die Worte präsentierend, die schmucklos und Schwarz auf Weiß in den feinen Stoff eingewebt waren:

Die Republik Korea und ihr Volk sind zu immerwährenden Dank und tiefster Demut verpflichtet.

„Muss 'n ziemlich hohes Tier gewesen sein", brummte der dickliche Mann, der die Kranzschleife aus Seide einer kritischen Musterung unterzogen hatte. „Wenn selbst die KNPA sich dazu herablässt, ihm eine letzte Widmung zu verfassen."

𝐒𝐈𝐗 𝐅𝐄𝐄𝐓 𝐔𝐍𝐃𝐄𝐑 | ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt