epilogus

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lately, I feel like lately
'stead of heaven, I only see sky
but maybe, I mean maybe
oh, there's got to be more to this life
max giesinger & michael schulte, more to this life

lately, I feel like lately'stead of heaven, I only see skybut maybe, I mean maybeoh, there's got to be more to this life— max giesinger & michael schulte, more to this life

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—— e l e v e n  m o n t h s later

Filigrane Schneeflocken fielen lautlos aus der Wolkenbank hinunter auf die rosafarbene Blüte und versanken in den Kelchblättern der Rose wie Regentropfen, die dem Strom der Blütenfasern in ihre Krone folgten. Die Erde war gefroren, gestählt gegen den Permafrost des letzten Winters und schimmerte bläulich im weißen Licht der Februarsonne. Unter seinen tauben Fingern fühlte sie sich hart an, wie ein robustes Metall, und Jimin richtete sorgfältig den Kopf der blassroten Rose, der sich gegen die braune Tristesse der Grabstätte auflehnte.

Der Schnee knarzte unter den Sohlen seiner Schuhe, als er sich wieder zu seiner Größe aufrichtete, einen Schritt von der Einfassung des Grabes zurücktrat und sein Werk andächtig betrachtete. Der gebundene Strauß von frischen Rosen bildete einen sanften Kontrast zur Härte des schwarzen Reihengrabsteins, in den geschwungene Letter auf Hangeul eingekerbt worden waren. In ihre Rillen verfingen sich die federleichten Kristalle. Früher hätte Jimin es einer schicksalshaften Ironie zugeordnet, dass das womöglich essentiellste Kapitel in seinem Leben mit einem Grab anfing und auf einem Friedhof endete; heute wusste er es besser.

Es war fast ein Jahr seit dem verheerenden zweiten Brand in der Jungangno-Station vergangen und an bewölkten Tagen wie diesen hinterfragte Jimin noch immer das unbändige Glück, das er gehabt hatte, als ihn die Rettungskräfte vor der Kohlenstoffmonoxidvergiftung in der Dunkelkammer gerettet hatten. Er erinnerte sich nur noch vage an seine Evakuierung aus dem brennenden Tunnelkörper, an den Andrang der Menschenmassen und nationalen Medien um seine Person, die in ihnen zu einem heroischen Freund oder kopflosen Idioten verschrien worden war. An die Gesichter seiner Freunde, als man ihn auf einer Trage aus der Linie geholt hatte. Es fiel ihnen immer noch schwer, darüber zu sprechen, ohne von ihren Emotionen überwältigt zu werden, und auch, wenn die Zeit bekanntlich alle Wunden heilte, wurde das Gewicht, das auf ihren Schultern lastete, nur allmählich erträglicher. Sie versuchten alle, mit ihrem Verlust zu leben, aber es war dornenreich, von heute auf morgen mit dem Unbegreiflichen leben zu lernen.

Es hatte seine Zeit gedauert, bis die Wunde von Hoseoks Verrat zu heilen begonnen hatte. Tief in den Gefilden seines Verstandes wusste Jimin, dass ein Teil von ihm immer am Vertrauensbruch zwischen ihnen zu knabbern hätte. Er würde nie vergessen können, wie viel er an diesem schicksalshaften Abend vor fast einem Jahr verloren hatte, aber vielleicht wäre er eines Tages dazu bereit, zu vergeben.

Seine Lippen fühlten sich gefühllos an, als er sie spaltete, und ein warmer Atemzug kondensierte in der stechenden Winterluft zu einer weißen Wolke. „Es kommt mir nicht so vor als wäre es schon ein Jahr her", sagte Jimin leise und grub seine Nasenspitze in den wärmenden Stoff seines Schals. „Es fühlt sich an als wäre es erst ... gestern gewesen."

𝐒𝐈𝐗 𝐅𝐄𝐄𝐓 𝐔𝐍𝐃𝐄𝐑 | ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt