chapter 8 - qui totum vult, totum verdit

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He who wants everything, loses everything


lights are on
but nobody's home
tom rosenthal, lights are on

Die röhrenden Motorengeräusche der blauen Linienbusse gipfelten in ein Crescendo aus Schallemissionen auf der Jong-ro

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Die röhrenden Motorengeräusche der blauen Linienbusse gipfelten in ein Crescendo aus Schallemissionen auf der Jong-ro. Jimin, der in einer der seltenen Rotphasen den Zebrastreifen überquert hatte, bemühte sich darum, Hoseok nach der Auflösung ihrer Umarmung zu verstehen. Glücklicherweise war Hoseok geduldig genug, sich mehrfach zu wiederholen: „Neue Haarfarbe?"

Fasziniert pickten seine Finger an einer der silbrig schimmernden Strähnen und ließen diese zwischen ihre Kuppen hindurch gleiten. Verlegen richtete Jimin seine Frisur. „Gefällt es dir?"

Hoseok musterte ihn einen Moment lang, bevor er sich mit einem seiner typischen, strahlenden Lächeln feierlich bei ihm unterhakte. „Sehr sogar. Es steht dir ausgezeichnet."

Lächelnd senkte Jimin seinen Kopf und begann neben Hoseok über den Bürgersteig zu gehen. „Danke." Seine rechte Schulter sackte unter dem Gewicht eines zusätzlichen Armes ein, dessen Besitzer er mit einem bedeutungsschweren Seitenblick taxierte. „Das hört man lieber als Jetzt siehst du aus wie der identische Zwilling deines Großvaters."

„Ach, stell dich nicht so an, Jimin-ie. Mögen tu ich es trotzdem", frohlockte Seokjin an seiner anderen Seite, ziemlich unbekümmert vom alles andere als subtilen Seitenhieb seines Freundes.

Obwohl Seokjin nicht für Hoseoks und Jimins Idee, einen letzten Abstecher in die Untergrundbahn zu machen, von vornherein gebrannt hatte, vermutete Jimin, dass er sie aus Sorge letzten Endes begleitete. Die Vorstellung war ungemein tröstend. Und dennoch verspürte Jimin einen kleinen, schmerzhaften Stich in seinem Herzen, wenn er daran dachte, woraus Seokjins Auffassung, ihn nicht alleine gehen lassen zu können, wurzelte: Taehyung.

Sie hatten ihn bereits am Vormittag im Krankenhaus besucht und das regelmäßige Vibrieren seines Smartphones in seiner Hose kündigte höchstwahrscheinlich weitere Nachrichten von Taehyung an. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie in ihrem Gruppenchat mit den neusten Informationen rund um seine Intensiv-Physiotherapien zu versorgen.

Auch wenn gerade Jimin sich schlecht dabei fühlte, den Nachrichtenstrom nicht sofort zu lesen, hatte er sich fest vorgenommen, Taehyung später mit Rat zur Seite zu stehen—vorzugsweise dann, wenn seine Gedanken nicht mehr darum kreisten, wieder Fuß in die Hölle auf Erden zu setzen.

Der Gedanke, gleich in die Dunkelheit der Unterwelt abzutauchen, behagte ihm nicht recht. Aber der erneute Besuch der Tunnel war unvermeidbar, wenn man Hoseok Glauben schenken durfte. Nur hier würde Jimin die Antworten bekommen, nach denen er verlangte. Und obwohl er niemandem von seiner schicksalhaften Begegnung mit dem alten Mann erzählt hatte, spürte Jimin, dass er ein letztes Mal über seinen Schatten springen musste; dass er ein letztes Mal für seine eigene Neugierde seine Ängste in den Hinterkopf schieben musste.

𝐒𝐈𝐗 𝐅𝐄𝐄𝐓 𝐔𝐍𝐃𝐄𝐑 | ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt