chapter 23 - abyssus abyssum invocat

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deep calls to the deep



help, I lost myself again
but I remember you
billie eilish, six feet under

help, I lost myself again but I remember you— billie eilish, six feet under

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Die Frucht auf seiner Zunge fühlte sich pelzig an. Er stieß sie probehalber an, erfühlte die Behaarung der Beere und verlagerte sie nicht unwesentlich zu argwöhnisch auf seine Backenzähne. Ihr Fruchtfleisch entlud sich unter dem Druck mühelos in seiner Mundhöhle und beträufelte sie mit seiner wässrigen Konsistenz, die auf keine positive Resonanz seiner Geschmacksnerven stieß.

In einer Geste des Überdrusses schob Jimin den Teller mit dem gekauften Erdbeerkuchen von sich. Der geöffnete Brief auf dem kleinen Rundtisch hatte ihm sowieso den Appetit verdorben.

Hinter zusammengefalteten Händen stieß sein schwarzhaariges Gegenüber ein tiefes Seufzen aus. „Zwangsexmatrikulation", wiederholte seine Mutter das Urteil ermattet und senkte die schmalen Hände, um aus ihren tief in ihren Höhlen liegenden, glanzlosen Augen dem schriftlichen Beschluss der Polizeiakademie auf dem Tisch einen schwermütigen Blick zu zollen.

Wie eine unpassierbare, unsichtbare Grenze lag der Kuvert zwischen ihnen — zumindest bis zu dem Moment, in dem Jihyun seine Finger ausstreckte und nach der Sahne griff, um den pappigen Geschmack seines Kuchenstücks in dem schaumigen Fett zu ertrinken.

Jimin gab ein uneindeutiges Summen von sich und beobachtete beiläufig, wie sein kleiner Bruder seinem Schokoküchlein eine großzügige Sahnehaube aufsetzte.

„Du hast nie erwähnt, wie es in der Universität wirklich zugeht, Jimin. Das ... ich meine, das hier, das ist doch eine Zumutung für unsere Jugend, das-das kann doch nicht als eine Eventualität dieses Ausbildungsdrucks abgefrühstückt werden! Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr dich das alles belastet hat."

„Mir geht's gut, Eomma. Ehrlich."

Der Tränenschleier auf ihrer Netzhaut erfuhr einen sichtbaren, glasigen Aufschwung und Jimin ertappte sich dabei, wie er innerlich frustriert seufzte. Er hätte sich anders artikulieren müssen, nicht so abgeklärt. Er ertrug es nicht ein drittes Mal, auf seine Mutter zwischen Taschentüchern und Kamillentee einreden zu müssen, dass er sich jetzt in Sicherheit befände. Egal, wie oft er bereits beteuert hatte, dass er clean war und nüchtern von den Polizisten auf die Wachtstelle gebracht worden war — Sie schien nur das zu hören, wovon sie selbst überzeugt zu sein schien.

Irgendwo verletzte Jimin dieser Mangel an Vertrauen, das sie in ihren ältesten Sohn legte, und irgendwo hatte er sich längst damit abgefunden, dass er seit seines jugendlichen Absturzes immer eine Idee härter für ihr Zutrauen hatte kämpfen müssen. Es war immer schon so gewesen, dass seine Mutter ihm eine kränkende Fragilität anrechnete, die sich aus ihrer Sicht nurmehr in seinem letzten schmerzhaften Fall manifestiert hatte.

𝐒𝐈𝐗 𝐅𝐄𝐄𝐓 𝐔𝐍𝐃𝐄𝐑 | ʏᴏᴏɴᴍɪɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt