Kapitel 2 - "dont mess with me"

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Nach einem angenehmen Flug, den ich mehr meiner positiven Aufregung als dem weinenden Baby hinter mir zu verdanken hatte, konnte ich sicher landen und habe mich schon im mir zugewiesenen Motel eingenistet.

In zwei Tagen beginnt das Training offiziell und wir werden sowieso am Lager einquartiert. Ich genieße den Luxus eines großen Bettes für mich alleine so lange ich kann.

Aber jetz fahre ich zuerst zur angesagtesten und berühmtesten Bar in ganz Nevada, zumindest dort wo sich unser Team das erste Mal treffen wird. Einige kennen sich wahrscheinlich sowieso von der TopGun Grundausbildung, aber da ich doch gute 4 Jahre jünger bin als der Durchschnitt wird ihnen mein Gesicht nicht allzu bekannt vorkommen. Mein Name allerdings: Victoria Donesh sollte Ihnen ein Licht aufgehen lassen.

Mein alter Herr hat berühmte Missionen geflogen, sogar an Seite von "Maverick". Als ich nur an den Mann denke, wird mir übel.

Jedenfalls bin ich die jüngste Absolventin von TopGun. Ich habe sogar eine Auszeichnung erhalten die seit ich 29 bin, auf meinem Schrank zuhause verstaubt. Ich gebe nicht viel auf ein Blatt Papier, das mich ehrt. Mir ist Respekt wichtiger. Vor Allem als Frau ist es nicht unbedingt leichter.

Als ich nervös, aber auch ein klein wenig gespannt die Tür zum Diner öffne ist noch nicht viel los. Ich sehe nur zwei in einer Uniform. Sie spielen Dart und der blonde trifft sogar, als ihm sein Kumpel die Augen verdeckt. Ich gehe an die Bar und weil ich den kompletten Raum abscanne registriere ich kaum, dass die Tür nach und nach wieder aufgeht und weitere Personen, alle wie ich gekleidet, den Raum betreten.

Die Frau scheint ebenfalls den Raum nach ihresgleichen abzusuchen. Doch als sie mich und die zwei Jungs gesehen hat, scheint sie sich zu entscheiden, dass sie mich zuerst begrüßen will. Ich meine, dass ein Schatten der Erkenntnis über ihr Gesicht huscht, der mir sagt, sie weiß wer ich bin.

Während sie auf mich zumaschiert, stehe ich auf und Strecke ihr die Hand hin: "Hi, ich bin Vic'." Lächelnd drückt sie sie: "Phoenix, schön dich kennenzulernen."

Phoenix ist hübsch, sie hat schwarze Haare, natürlich ebenfalls in einem Dutt, aber ihr Gesicht ist symphatisch, fröhlich und das was mir am meisten gefällt: ausdrucksstark.

"Deiner Kleidungswahl nach denke ich du bist die berühmte Victoria Donesh", sie macht eine kurze Pause, um sich mit den Ellbogen auf den Tresen abzustützen und mir grinsend in die Augen zu schauen und fährt dann fort: "Dein Rufname ist Flame und du bist auch hier für die Mission in knapp 4 Wochen."

Ich nicke: "Hättest wohl lieber Detective werden sollen. Aber mal im Ernst, so berühmt bin ich nun wirklich nicht. Da hab ich schon mehr über den Typen da vorne gehört", antworte ich und deute mit meinem Kopf in Richtung blonden Schönling.

Phoenix lacht und seufzt: "Das ist Hangman. Weißt du wieso? Weil er dich da oben gern mal hängen lässt. Ich glaub nicht, dass er ein Arschloch ist, aber jedenfalls gibt er sich große Mühe eins zu sein."

Phoenix' Mundwinkel zucken, ich weiß nicht ob sie das eher scheiße oder amüsant findet. Sie nimmt schnell einen Schluck vom Bier, um es zu überspielen.

Ich antworte: "Ich kenn ihn nur von den Fotos. Der Erste und bisher einzige mit einem Abschuss eines feindlichen Kampfjets aus dem Jahrgang."

Für eine Sekunde mustere ich Hangman, wie er seine Sonnenbrille wieder aufsetzt und verdächtig die Dame mustert, die gerade die Bar betreten hat.

"Ja", sage ich, "er fühlt sich damit zu sehr."

Phoenix stößt ein lautes Lachen aus und fragt anschließend, ob ich Lust auf ein wenig Billard habe. Mit einem High Five antworte ich und ehe ich mich versehe trödeln die Anderen ein, die sich unserem Spiel schneller als gewollt anschließen.

Es sind für mich zu viele Namen auf einmal, da ist Coyote, Payback und Bob. Nur Bob.

Da sich alle mit ihren Rufnamen vorstellen, fange ich irgendwann auch damit an: "Flame." Wie Flamme.

Als Hangman meinen Namen hört, kurz bevor er zum Billardstoß kommen kann, stellt er sich wieder hin und zieht eine Augenbraue hoch: "Flame? Wie Flamme, wieso das?"

Ich lege meinen Kopf schief und antworte herausfordernd: "Wenn du mit mir fliegst, gebe ich dir die Chance es rauszufinden."

Hangman tritt nun näher an mich heran, die Arme um den Billardstock verschränkt: "Ich habe keine Angst vor jungen Frauen."

Als er sieht, dass ich zu einem Konter ansetze, klopft er mir kameradschaftlich auf die Schulter: "Ganz ruhig. War nur ein Witz."

Ich antworte trotzig: "Wenn er lustig gewesen wäre, würde ich jetz lachen."

Ein Raunen geht durch unsere Menge, aber die Situation wird entschärft durch die Frau an den Tresen und durch das Läuten einer Glocke und fröhlichen Schreien des mittlerweile vollen Pub.

"Was heißt das?", frage ich Phoenix.

"Freibier."

Ich grinse und erschrecke, als mir Hangman im Vorbeigehen etwas zuflüstert: "Du gefällst mir, Kleine."

Ich greife abrupt zu meinem Billardstecken und rufe ihm zu: "Na dann zeig ich dir mal, dass die Kleine dir jetzt in Billard den Arsch versohlt."

Hangman und ich lachen und ich kriege das ungewollte Gefühl, dass Hangman klare Charakterzüge meines Bruders aufweist. Vielleicht kann ich ihn deswegen nicht komplett hassen.

TᴏᴘGᴜɴ - Rᴇᴅ SᴜɴʀɪꜱᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt