Kapitel 25 - "i wish you could have get to know him"

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Rooster und ich liegen auf der Ladefläche seines Trucks, den er am Stadtrand geparkt hat. Mehrere Meter hinter uns liegt ein Diner, aber wir sind hier, weil es ein Parkplatz am Waldrand ist.

Ich esse gerade das wohl billigste Sandwich, das man in diesem Bundesstaat kriegt, aber es schmeckt nach Zuhause. Nach längeren Motorradfahrten auf dem Rücksitz. Nach daheim ankommen.

Ich drehe meinen Kopf und sehe zu Rooster hinauf, ohne von ihm zu weichen.

Der Platzregen hat nicht lange gedauert, da es immerhin auch Hochsommer ist, aber manchmal fallen noch ein paar Wassertropfen aus seinen Haaren auf meine Stirn, da ich halb auf ihm liege.

Seine Arme hat er um mich gelegt und mein Kopf ruht auf seiner Schulter.

Als ich ihn ansehe, bemerke ich, dass er mich schon lange anstarrt.

"Was überlegst du?", frage ich. Rooster antwortet leise: "Immer wenn ich da hoch gucke...", sagt er und deutet auf den Nachthimmel, der mit Sternen übersäht ist, "...oder auch immer wenn ich fliege, dann denke ich an meinen Dad. Manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte ihn... sehen. Als könnte er mit mir reden."

Ich schlucke.

Rooster atmet einmal durch, bevor er weiter erzählt:

"Maverick und er waren damals Freunde. Beste Freunde. Er war sein WSO. Dann ging es irgendwann schief. Als ich 4 war, mussten sie mit dem Sprungsitz aussteigen. Mein Dad ist gestorben, bevor ich je die Chance hatte ihn komplett kennenzulernen. Und die Erinnerungen an ihn - sie verblassen. Und ich hasse mich dafür. Ich sehe mir jeden Tag Bilder von ihm an. Um sein Gesicht nicht verschwinden zu lassen. Aber ich-", seine Augen werden feucht, "-ich beginne, ihn zu vergessen..."

Ich setze mich auf und sehe Rooster an. Er will mir nicht in die Augen schauen, weil sie nass sind.

Er presst die Lippen zusammen, will nicht die Tränen freigeben:

"Great Balls of Fire - das war das Lied von meinem Paps. Als dann auch noch vor 3 Jahren meine Mutter von mir gegangen ist, da... da war Maverick der Einzige den ich noch hatte. Ich wünschte, ich hätte mich überwinden können, doch ich habe ihn gehasst für das Einhalten meiner Papiere."

Es bildet sich eine tiefe Furche zwischen meinen Augenbrauen. Sanft lege ich meine linke Hand auf seine Wange und drehe seinen Kopf zu mir. Er blinzelt öfters kräftig, dann scheint er sich selbst Entwarnung gegeben zu haben.

Er lächelt: "Mein Dad hätte dich geliebt. Eine Schwiegertochter, die auch eine F-18 fliegt. Die mich zwingt im Regen zu singen und tanzen, verdammt. Er hätte mich wahrscheinlich ausgelacht."

Ich lächle nun auch: "Nein - wenn überhaupt, dann hätte er mit dir gelacht. Wie war sein Name?"

Roosters Griff um meine Hüfte wird stärker: "Nick. Sein Rufname war Goose."

Ich stöße ein Schnauben aus - halb lächelnd, halb traurig: "Deswegen heißt du Rooster."

Gedankenverloren wische ich ihm eine Träne weg, die aus seinem Auge kullert, bevor er sie wegwischen kann.

"Es ist in Ordnung", flüstere ich.

Ich liebe es, wenn Männer Gefühle zeigen.

"Okay...", stockt er.

"Ich wollte immer ein Stück von ihm da oben bei mir haben."

Ich presse mein Kiefer aufeinander.

Rooster zwingt sich zu einem Lächeln und streicht mir ein paar Nasse Strähnen zurück auf die Schultern. Er erlaubt mir, sich wieder mit dem Kopf auf seine Brust zu legen.

Ich merke wie Bradley wieder in den Sternenhimmel sieht.

"Meine Mom wäre auch dein größter Fan.", murmelt er und greift an meinen Arm, um ihn liebevoll zu drücken. Ich kann nicht anders, als zu lächeln: "Wieso das?"

Rooster sieht mich an, obwohl unsere Gesichter sich ohnehin schon fast berühren: "Du bist selbstbewusst. Stark. Sagst mir auch mal, wenn ich Scheiße gebaut hab. Eigentlich genau wie sie."

Ich stoße ein Lachen aus: "Ich wünschte, ich könnte nur einmal mit ihnen reden. Ihnen sagen, was für einen tollen Sohn sie haben. Und dass ich gut auf ihn aufpassen werde."

Ich bereue das gesagt zu haben, ehe die Worte meine Lippen verlassen.

Doch statt um sie zu trauern, grinst Rooster und blickt nach oben. Ich tue ihm gleich. Er kommt mit seinem Mund an mein Ohr und drückt mich so noch näher an ihn:

"Das brauchst du nicht. Ich weiß, sie können uns gerade beobachten. Und ich hatte recht. Sie lieben dich."

Er nickt schmunzelnd. Ich lache und blinzele öfters, dass meine Augen nicht feucht werden: "Sie lieben dich auch. Mindestens genauso sehr, wie du sie."

Roosters Mundwinkel zucken und er sieht wieder nach oben. Ich weiß nicht woran er denkt, obwohl ich es mir ausmalen kann. Goose und Maverick waren beste Freunde. Ich weiß Maverick würde die Beziehung zwischen ihm und Rooster gerne retten. Das sieht man an seinem Verhalten. Aber ich sehe auch, dass er einfach nicht weiß, wie.

TᴏᴘGᴜɴ - Rᴇᴅ SᴜɴʀɪꜱᴇWo Geschichten leben. Entdecke jetzt