Traum und Wirklichkeit

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Bailey pov. ~ Nalivia_135

Eine halbe Stunde später war ich endlich satt und den ganzen restlichen Tag empfing ich Besuch auf meinem Zimmer. Davor hatte ich mir natürlich etwas Richtiges angezogen. Es kamen meine fünf lieben Gürkchen und ab und zu sahen auch Fili und Kili vorbei. Ich mochte die beiden wirklich sehr und freute mich über ihr Kommen. Balin sagte auch mal kurz hallo und Bombur brachte mir total lieb das Abendessen.

Kili saß gerade rotzfrech auf dem Tisch und stopfte sich mit, wohlgemerkt meinen, Kartoffeln voll.
„War Onkel eigentlich schon hier?", fragte er mampfend.

„Ja, Hoheit hat sich blicken lassen und machte keinen sehr glücklichen Eindruck", erwiderte ich und starrte ihn böse an. Was fiel ihm ein meine Kartoffeln zu essen? Gut, ich war ohnehin schon satt, also... was solls.
„Hm, er ist ziemlich miese drauf in letzter Zeit", meinte Jasmin.
„Er schläft schlecht. Ich sehe ihn manchmal nachts in den Gängen rumschleichen", fügte Fili hinzu und setzte sich neben seinen Bruder. Wir redeten noch ein bisschen über dies und das, aber bald wurde es dunkel und alle verabschiedeten sich. Schließlich zog ich wieder mein Nachthemd an und legte mich schlafen. Und dann fingen die Träume an.

Die Dunkelheit verschlang mich. Mit kalten, tödlichen Fingern hielt sie mich fest, erstickte meine Schreie und lies nicht zu, dass ich entkam. Immer tiefer wurde ich gezerrt und Angst brachte mein Herz zum Rasen.

Erschrocken und mit keuchendem Atem wachte ich auf. Alles war gut, es war nur ein Traum! Ich lebte noch, ich war nicht tot! Doch ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Die Wände bewegten sich auf mich zu und wollten mich zerquetschen.

Hastig sprang ich aus dem Bett und taumelte auf den von Mondlicht gefluteten Balkon. Doch nicht einmal die kalte Luft konnte mich beruhigen. Ich atmete tief ein, während ich mich auf die Brüstung stützte. Es war nur ein Traum... Doch ich war so verwirrt, so verzweifelt. Ich wollte nicht von den Schmerzen eingeholt werden, wollte mich nicht an sie erinnern! Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich versuchte verzweifelt meine Gefühle in den Griff zu bekommen.

Hinter mir hörte ich plötzlich die Tür ins Schloss fallen und hastige Schritte, welche in meine Richtung kamen. Es war mir im Moment ziemlich egal wer mich so sah. Mir war alles egal. Eine warme Hand umfasste meine Schulter und drehte mich vorsichtig herum. Ich sah in Thorins eisblaue Augen. Sicherheit umfing mich, während ich mich, ohne darüber nachzudenken, in seine Arme warf. Nun konnte mir nichts mehr geschehen, ich war in Sicherheit. Er würde nicht zulassen, dass der Tod mich einholte. Niemals!

„Alles ist gut. Es ist alles in Ordnung", flüsterte Thorin leise und strich mir dabei beruhigen die zerzausten schwarzen Haare aus dem Gesicht. Und er hatte Recht. Jetzt war fast alles wieder in Ordnung. Ich hatte keine Angst mehr. Was geschehen war, war geschehen und würde nicht wieder eintreffen. Mit jedem Atemzug, den ich an seine Brust gelehnt tat wurde mir leichter ums Herz.

„Was ist geschehen? Wieso bist du nicht in deinem Zimmer?", fragte er immer noch flüsternd. Eigentlich wollte ich nicht antworten. Ich wollte weiterhin schweigend hier stehen bleiben und alles andere vergessen. Nur noch seine Hände auf meinem Rücken spüren und seinem Herzschlag lauschen. Aber das ging nun mal nicht. Irgendwann musste ich mich wieder auf das wirkliche Leben besinnen, und das wirkliche Leben sagte mir, dass ich mich nicht so sehr in meinen hoffnungsvollen Träumereien verlieren durfte. Es war ein Jammer.

„Ich habe schlecht geträumt", murmelte ich und trat einen Schritt zurück. Jetzt viel mir erst auf, in welcher peinlichen Situation ich mich befand. Da stand ich nun, mit nicht mehr bekleidet als einem zu kurzem, nicht wirklich blickdichtem Nachthemd und mir gegenüber war der König der Zwergenfürsten und so ganz nebenbei meine erste große Liebe. Sowas passierte aber auch nur mir! Toll, und jetzt? Es wäre am sinnvollsten sich schnell für das Drama zu entschuldigen und sich wieder schlafen zu legen, doch ich wollte noch nicht rein gehen und vor allem wollte ich nicht, dass Thorin ging.

Gurken kommen selten alleine (Hobbit FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt