1. Monat später
Leahs P.O.V.
Mit einem Krachen, fanden alle Tassen und Teller auf meinem Tablett den Weg zu Boden. Die meisten zersprangen in viele einzelne kleine Teile, während ich vor lauter Schreck zur Seite sprang. Gott sei Dank hatte ich nicht viel auf meinem Tableau gehabt, aber dennoch gab es eine kleine Sauerei. Bevor ich reagieren konnte, sah ich schon Micha mit einer Besenschaufel aus der Küche hasten und stieß mich sanft zur Seite um es aufzukehren. Ich beugte mich nach unten, um die großen Teile aufzuklauben. Die Augen der Gäste hafteten auf mir und ich wäre am liebsten im Erdboden verschwunden.
„Was ist passiert?", fragte Micha besorgt, als sie das Aufgekehrte in den Müll schmiss.
„Ich bin an der Dielen gestolpert", gab ich leise zu und legte mein Tablett auf die Theke. „Hollenberg sollte das endlich einmal reparieren lassen..."
„Du weißt doch selbst, dass das nie passieren wird", seufzte Micha und legte ihren Kopf kurz an meine Schulter. Ich lächelte ein wenig und ließ mich leicht gegen sie fallen.
„Ich freu mich, wann ich von endlich von hier weg bin", sagte ich dann und ich konnte spürten, wie Micha den Kopf schüttelte.
„Du würdest es doch keinen Tag ohne mich aushalten"
„Ohne dich vielleicht nicht, aber ohne diese Tapeten und Hollenberg schon"
Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie Micha mir ein Lächeln zuwarf, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte und anfing die Bestellungen der neuen Gäste aufzunehmen. Während mein Blick durch den Raum wanderte, blieb er bei Milas Stammtisch stecken wo gerade zwei ältere Herren saßen. Sie hatten beide einen Bierbauch und der Haarwuchs hatte bereits ausgesetzt. Wenn ich nicht so in Trance gewesen wäre, hätte ich mich bei dem Anblick bestimmt schon weggedreht. Ich hatte einen Monat lang schon nichts mehr von Mila gehört und mich erst vor einer Woche damit abgefunden. Es war nicht oft, dass ich jemanden traf, für die oder den ich starke Gefühle entwickelte. Doch wenn ich das einmal tat, erwischte es mich schwer. So wie auch dieses Mal. Es dauerte bestimmt zehn Eispackungen, fünf DVD Abende, zwei Flaschen Tequila, bis ich es einigermaßen überwunden hatte und das Schlimmste war, dass ich nicht einmal mit ihr zusammen gewesen war. Ich hatte sie ja erst vor ein paar Wochen kennengelernt. Doch manchmal haben Menschen so einen gewissen Effekt auf mich, schon von Anfang an. Manche würden mich als verrückt abstempeln, das war mir klar, doch ich konnte für meine Gefühle nichts. Ich konnte sie nicht beeinflussen. Die Frage, die mir so oft durch den Kopf schwirrte war: Wieso? Warum hat sie sich nicht mehr gemeldet? Warum hat sie mich ignoriert? Sie war schließlich diejenige, die mich geküsst hatte und nicht andersrum. Ich hätte schwören können, dass sie den Kuss genau so genoss wie ich es getan hatte. Dass sie genau so nach meinen Lippen trachtete, wie ich nach ihren. Dass ihre Gefühle mindestens genauso verrückt spielten wie meine. Doch anscheinend hatte ich mich getäuscht, denn man lässt eine Person, für die man so viel empfindet doch nicht einfach so hängen oder? Meine Art war das zumindest nicht. Außerdem hatte sie gemeint, dass wir uns ganz bestimmt bald wieder sehen würden und bis jetzt hatte sie immer ihr Wort gehalten. Was war dieses Mal anders? Hatte ich sie etwa verschreckt?
„Okay das - sie deutete mit ihrem Finger zwischen mit und dem Tisch - muss aufhören!", riss mich Michas Stimme plötzlich aus meiner Trance und zuckte zusammen. „Wir gehen heute aus!"
Ich schüttelte bloß den Kopf und wandte mich von dem Tisch ab, den ich die letzten paar Minuten lang angestarrt hatte. „Ich kann nicht. Ich habe morgen mein Mappengespräch in der Früh..."
„Dann morgen?", schlug sie vor und legte mir einen Beleg für Tisch zwölf vor die Nase. „Abkassieren bitte"
„Na gut", erwiderte ich lustlos und nahm danach den Zettel an mich. Mit schweren Schritten ging ich zu dem Tisch und wartete darauf, dass sie bezahlten. Ich warf dabei einen Blick auf die Uhr und sah, dass ich, Gott sei Dank, nur noch eine viertel Stunde vor mir hatte, bevor mich Robert ablöste.
DU LIEST GERADE
Vielleicht sehen wir uns wieder? (girlxgirl)
ChickLitVorherige Titel: Falling in love at a coffee shop. Leah - ein relativ schüchternes Mädchen, die in einem Café kellnert, um sich ihre Studiengebühren für die Privatuniversität Geld zur Seite zu legen. Eines Tages fällt ihr jedoch ein Mädchen ins Auge...