Frau Saubermann

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Eigentlich brauchte ich nur ungefähr zwei Minuten bis zurück zur Galerie doch ich hielt einen kleinen Zwischenstopp bei der Wurstbude ein um mir einen Kaugummi zu holen. Der Geschmack von Minze füllte meinen Mund und die Luft wirkte frischer als zuvor. Ich warf, bevor ich losging, nochmals einen Blick zurück zu meinen Freunden. Amal lag auf Michas Schoß, während sie mit ihren Fingern gedankenverloren durch seine Haare strich. Micha meinte, dass sie auf mich warten würde, damit wir alle gemeinsam nach Hause fahren können. Ich war dankbar, dass ich eine Freundin wie sie hatte. Die beiden waren mir so unheimlich ans Herz gewachsen dass ich sie bereits als Familie bezeichnen konnte. Zumindest passten sie besser zu der Beschreibung als meine eigentliche Familie. Denn diese bestand nur aus einer monatlichen Geldüberweisung und ganz selten einen Anruf. Mir war gerade aufgefallen, dass ich mit meiner Mutter bestimmt schon seit Monaten kein Wort mehr gewechselt hatte. Allein mein Vater hatte versucht mich zu erreichen doch ich hatte beschlossen nicht an mein Handy ranzugehen. Er hatte sich seitdem nicht mehr gemeldet. Dieser Gedanke lag mir schwer im Magen und ich unterdrückte das Trauergefühl das in mir hochqualmte wie ein Feuer.

Ich schüttelte die Gedanken an meine Eltern ab und warf meinen Blick suchend im Umfeld herum. Schon entdeckte ich Mila. Sie stand mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt da und las unter dem gedimmten Laternenlicht in ihrem kleinen schwarzen Buch, dass ich damals mit Kaffee vollgeschüttet hatte. Je näher ich ihr kam, desto mehr sah ich wie braun und aufquillt das Buch wegen des Unfalles war. Ein Schwall von Schuldgefühlen durchzog meinen Körper und ich versuchte mich zusammenzureißen.

Mila hatte ihren Dutt aufgemacht und ihre langen lockigen Haare fielen ihr über die Schulter, einzelne sogar vor ihre Augen. Sie sah so friedlich aus in dem Licht und mit dem Buch in der Hand, dass ich sie gar nicht ansprechen wollte.

Ich beschloss es dennoch zu tun und ging nervös auf sie zu. Mein Herz pochte wie wild und ich hatte keine Ahnung wie Mila das, ohne etwas zu machen, mit mir anstellte. Es fühlte sich so an, als würde in meinem Körper gerade ein Feuerwerk stattfinden. Ich konnte mich nicht erinnern jemals solche Gefühlte für eine Person gehabt zu haben und das machte mir Angst.

„Mila, hey", begrüßte ich sie leise und hob beinahe meine Hand um ihr unbeholfen zu winken, doch glücklicherweise ließ ich es bleiben.

Ihre Augen trafen die Meine und mein Körper versteifte sich. Ich wünschte sie hätte nicht diese Wirkung auf mich. Warum musste ich mich auch ausgerechnet in eine verheiratete Frau verlieben? Das Leben meinte es wohl gerade nicht so gut mit mir.

Sie schenkte mir ein kleines Lächeln und packte ihr Buch in ihre kleine schwarze Tasche, die sie davor nicht getragen hatte.

Wir standen eine kurze Weile einfach nur da, umgeben von nichts außer einer peinlichen Stille und einem gelegentlichen Blätterrascheln von den Sträuchern, die sich neben uns befanden. Ansonsten waren die Straßen ungewohnt leer, aber das schien in dieser Gegend wohl keine Seltenheit zu sein. Schließlich gab es hier kaum Bars oder Clubs, weil sie diesen Bezirk in ein Nobelbezirk um fungieren wollten. Teilweise hatten sie es auch geschafft, doch einige wenige Bar- und Clubbesitzer blieben hartnäckig und ließen sich nicht vertreiben.

Schon wieder schweifte ich im Gedanken ab und ich räusperte mich um das Gespräch endlich in Fahrt zu bringen. Die Stille war schließlich nicht mehr auszuhalten.

Ich war nie gut darin das Gespräch zu suchen, deshalb hoffte ich, dass Mila das Wort ergreifen würde, aber das tat sie nicht. Sie schien absichtlich darauf zu warten, dass ich zuerst meine Gedanken aussprach. Also fasste ich meinen Mut zusammen und fuhr mit meinen Händen an meinem Kleid auf und ab weil ich fühlte wie sie leicht anfingen zu schwitzen. Ich war nie wirklich gut in solchen Situationen. Ich ging ernsten Gesprächen so gut es ging aus dem weg.

Vielleicht sehen wir uns wieder? (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt