Hinter Gittern

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Leahs P.O.V.

Ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich gerade hinter Gittern saß und das auch noch, obwohl ich nichts getan hatte.

Die Zelle war kahl und die weiße Farbe verlief bereits in einen Grauton und bröckelte an manchen Stellen nach unten. Das Metall unter mir war kalt, da ich nur meine kurze Pyjamahose anhatte und ein simples Tanktop. Zum Glück hatte ich noch eine Jacke mitgenommen denn sonst würde ich obendrein noch erfrieren. Ich fröstelte und obwohl ich nicht klaustrophobisch veranlagt war, stresste mich der kleine Raum in dem ich festgehalten wurde. Mir kam es so vor, als würden die Gitterstäbe immer enger rücken und ich versuchte mich erfolglos am Metall unter mir festzukrallen.

Sie hielten mich an in der Polizeistation fest und hatten mir zwei Anrufe erlaubt, wobei ich immer noch nicht wusste, wem ich Bescheid geben sollte.

Elise? Nein.

Meine Eltern? Auf keinen Fall.

Mila? Nein. Nein. Nein.

Ich hatte zwar ein Recht auf einen Anwalt, doch ich kannte niemanden und die Nummer für Notfallanwälte die ich bekommen hatte machte mich stutzig. Ich hatte nicht wirklich viel Geld und wenn es zu einem Prozess komme würde, würde der mich bestimmt Unmengen kosten. Natürlich sollte ich mehr darum besorgt sein, wieder hier raus zu kommen, doch ich hatte so lange dafür gespart, dass ich nicht glauben konnte, dass es vielleicht alles umsonst gewesen war.

Außerdem waren Micha und Amal bei meiner Verhaftung dabei gewesen und deshalb vertraute ich darauf, dass sie mir jemanden besorgten, den sie vielleicht kannten oder mich aus diesem Schlamassel rausholen würde. Sie wussten, dass ich unschuldig war.

Mir wurde vorgeworfen Wein im Wert von insgesamt mehreren tausend Euro aus dem Lager vom Café Hollenberg entwendet zu haben. Sie hatten zwei Zeugenaussagen und ich hatte kein wirkliches Alibi, da ich schließlich kaum einen freien Tag hatte. Die Diebstähle hätten mit meiner befristeten Abwesenheit aufgehört und ich war nun die Hauptverdächtige.

Ich lachte beinahe laut in meiner Zelle auf, denn in letzter Zeit war mein Leben alles andere als fair zu mir. Zuerst das mit Mila, dann das mit meinen Eltern und nun saß ich verdammt noch mal hinter Gittern. Mein Leben war wie eine Telenovela und ich wusste wirklich nicht ob mir nach lachen oder weinen zu mute war.

Die Minuten fühlten sich an wie eine Ewigkeit und ich ging nochmals meine Aussage in meinem Kopf durch. Natürlich hatte ich berichtet, dass ich nichts damit zu tun hatte und ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden „Zeugen" hinter all dem steckten. Entweder sie hatten schon die ganze Zeit geplant es mir in die Schuhe zu schieben, oder es war spontan. Wie dem auch sei, ich musste irgendwie meine Unschuld beweisen können, denn meine Aussage war auf jeden Fall schwächer, als die der Beiden. Ich war fast bei jedem meiner Dienste mindestens einmal im Lager um etwas zu holen und wenn die Zwei es genau geplant hatten, hatten sie bestimmt darauf geachtet, dass sie nur Wein stahlen, wenn ich arbeitete. Der Gedanke, dass so etwas jemand machen würde, erschreckte mich zutiefst. Da ich noch niemals von der Polizei abgeführt wurde, wusste ich nicht was mich erwartete. Die Beamten sprachen etwas von Untersuchungshaft, doch ich hatte keine bestimmte Vorstellung wie der Ablauf der Dinge war. Ich wusste nur, dass ich geliefert war und ich bestimmt mein Aufnahmegespräch morgen verpassen würde. Meine Mappe wurde an der Universität angenommen und ich wurde zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Das war auch der Grund für meine Rückkehr in die Stadt und alles was ich wollte war davor einen gemütlichen Abend mit meinen besten Freunden zu verbringen.

Ich brauchte nicht zu erwähnen, dass ich mich nicht darauf freute Milas Mann erneut gegenüber zu sitzen, doch ich hatte mich entschlossen mir meine Zukunftspläne nicht von ihr nehmen zu lassen. Schließlich war das bereits seit Jahren mein Traum und es wäre töricht den wegen ihr nicht durchzuziehen.

Vielleicht sehen wir uns wieder? (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt