Leahs POV (uneditiert)
„Was ist los, Leah? Wer war das?", hörte ich Amal fragen, als er mit zwei Tellern in der Hand aus der Küche kam und sich zu mir zum Esstisch setzte. Es roch köstlich, doch ich konnte auf Grund meiner Perplexität meine Umgebung nicht aufnehmen. Ich spürte Amals Blick auf mir ruhen, doch anstatt auf seine Frage zu antworten, ließ ich meine Hand langsam sinken und legte mein Handy gedankenverloren auf den Tisch.
„Erde an Leah!" Amals Versuche mich mit seiner, vor meinem Gesicht wedelnden Hand, wieder zurück zur Realität zu katapultieren scheiterten vergeblich. Nach einiger Zeit gab er schließlich seufzend auf und wandte sich seinem Essen zu.
Ich brauchte eine Weile um zu realisieren, was gerade geschehen ist. Der Anruf kam von meinem Anwalt und seine Nachricht war, dass die Anklage gegen mich fallen gelassen wurde. Einfach so, aus heiterem Himmel. Da schien etwas faul an der Sache. Ich fuhr mir durch meine blonden Haare und blickte langsam auf.
Amal stoppte seine Bewegungen und legte sein Besteck wieder auf die Seite. Danach sah er mich eindringlich an. Ich wusste, dass er auf eine Erklärung wartete. Ich kannte seinen Blick zu gut.
„Meine Anklage wurde fallen gelassen", flüsterte ich und sah ihn mit großen Augen an. Ich brauchte eine Erklärung und mein Anwalt war sehr wortkarg. Alles was ich erfuhr war, dass Erika und Robert ihre Aussage zurückzogen hatten.
„Was?! Das ist ja fantastisch!", jubelte Amal und umarmte mich stürmisch. Ich erwiderte seine Freude nicht und er zog sich verwundert zurück.
„Und das ist nicht gut... weil?", fragte er verwirrt.
„Nein, es ist toll..."
„Platz nicht gleich vor Freude", verdrehte er die Augen und legte seine Hand auf meinen Schoß. „Was ist los?"
„Warum sollten sie das einfach so machen? Das ergibt doch keinen Sinn!"
„Vielleicht hatten sie ein schlechtes Gewissen?"
„Das glaube ich kaum", zweifelte ich und lehnte mich ratlos gegen die Rückenlehne meines Holzstuhles welches durch das plötzliche Gewicht knarrte.
„Wieso nicht?"
„Warum jetzt? Sie hatten davor doch auch keine Skrupel", überlegte ich. Egal wie ich die Geschichte drehte und wendete, es ergab einfach keinen Sinn.
„Okay Leah, ich kann deine Verwunderung nachvollziehen, aber das sollte dich nicht vom Wesentlichen ablenken und zwar das du auf gar keinen Fall vor Gericht landen wirst. Das sind doch tolle Neuigkeiten! Das müssen wir feiern!"
___
Das Feiern resultierte in morgendliche Kopfschmerzen. Das war natürlich nichts Neues, doch irgendwie hoffte ich immer, dass der Alkoholkonsum am Vortag keine Auswirkungen auf den nächsten Morgen haben würde. Leider wurden meine Wünsche nicht erhört und ich tastete mit geschlossenen Augen nach einem Glas Wasser. Als ich es fand, nahm ich es in die Hand und führte es vorsichtig zu meinem Mund, nur um festzustellen, dass es bereits leer war.
„Das kann doch nicht wahr sein", brummte ich in meine Bettdecke hinein und spürte, wie sich jemand neben mir bewegte. Erschrocken riss ich meine Augen auf und blickte auf die Person.
„Schlaf weiter, Leah"
Erleichtert stellte ich fest, dass Micha den Platz neben mir eingenommen hatte und nicht jemand, dessen Gesellschaft ich nun bestimmt bereut hätte. Ich hatte mich von Amal zum Feiern überreden lassen. Er hatte mich von der Tatsache abgelenkt, dass Robert und Erika keinen Sinn ergaben.
Da meine Schmerzen kaum mehr auszuhalten waren, schleppte ich mich, begleitet von einem knarrenden Orchestra unter meinen Füßen, in die Küche um Wasser zu trinken. Zur Sicherheit nahm ich auch noch ein Aspirin zu mir. Nachdem ich das Medikament runter geschluckt hatte, schloss ich meine Augen und ließ meinen Kopf zurückfallen. Ich rieb mir mit meiner linken Hand meine Augen und streifte danach meinen Handrücken an meiner Wange nach unten. Das plötzliche Vibrieren eines Handys riss mich aus meinem schmerzerfüllten Selbstmitleid und ich folgte dem Ton ins Wohnzimmer, wo ich mein Telefon auf der Couch liegen sah. Ich konnte mich nicht erinnern, es dorthin gelegt zu haben.
Mila: Hi! Ich habe heute mit Ancic gesprochen und die erfreulichen Nachrichten gehört! Ich wollte dir gratulieren. Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen brauchst.
Obwohl ihre Nachricht formal klang, konnte ich spüren wie mein Herz einen Freudensprung machte. Natürlich hätte ich sagen können, dass ich es nicht in Ordnung fand, wenn sie mit ihrem Anwalt meinen Fall besprach, doch es spielte keine Rolle. Am liebsten hätte ich geschrieben, dass ich mit ihr darauf anstoßen möchte, doch ich tat es nicht. Ich wusste, dass ich noch nicht hundertprozentig bereit war, Mila nur freundschaftlich zu sehen. Bis ich meine Gefühle ihr gegenüber aussortiert hatte, wollte ich keine innige Nähe zu ihr aufbauen, denn ich wusste, dass eine Freundschaft sonst niemals funktionieren würde.
Ich hatte Amal und Micha nichts von meinem Treffen und Telefonaten mit Mila erzählt, denn sie hätten sich bloß an die Stirn geklatscht. Und ich konnte es verstehen. An ihrer Stelle, würde ich wahrscheinlich dasselbe machen.
In einer Woche fing mein Unterricht an der Universität an, deshalb war es mir wichtig, bis dahin über Mila hinweg zu kommen. Erneutes Wunschdenken, welches sich in der Realität wohl nicht erfüllen würde. Trotzdem musste ich hoffen, denn was anderes blieb mir kaum übrig.
Ich würde Mark bestimmt regelmäßig in den Hallen sehen und das durfte mich nicht runterkriegen lassen. Mila hatte es auch geschafft ihre Gefühle zu verdrängen, also würde ich das auch hinbekommen (zumindest blieb mir keine andere Wahl).
Mit diesem Gedanken ging ich zurück in das Schlafzimmer und legte mich nieder. Ich kuschelte mich an Micha und sie erwiderte meine Umarmung, indem sie meine Hand nahm um mich an sich zog. Ich war mir sicher, dass sie spüren konnte, dass mich etwas beschäftigte und ich war froh darüber, dass sie nicht nachhakte.
A/N
Mein bisher kürzestes Kapitel! Ich bitte um Verzeihung :s Die Muse küsst mich leider nicht so wirklich zur Zeit, aber ich habe dennoch versucht etwas aus mir herauszuquetschen! :)
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Vielleicht sehen wir uns wieder? (girlxgirl)
Genç Kız EdebiyatıVorherige Titel: Falling in love at a coffee shop. Leah - ein relativ schüchternes Mädchen, die in einem Café kellnert, um sich ihre Studiengebühren für die Privatuniversität Geld zur Seite zu legen. Eines Tages fällt ihr jedoch ein Mädchen ins Auge...