Abschiede

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„Ich würde gerne, aber ich kann leider nicht", erwiderte ich, während ich Elise dabei beobachtete wie sie nur mit einem Handtuch bedeckt mein Badezimmer verließ. Ich sah ihr hinterher, bis sie in meinem Schlafzimmer verschwand und ich wandte mich wieder dem Telefon zu, als ich Mila reden hörte.

„Schade. Ein andermal vielleicht?", schlug sie vor.

„Ja. Ich muss jetzt los"

Wir verabschiedeten uns und ich legte mein Handy auf den kleinen Holztisch vor mir. Ich fuhr vorsichtig mit meinem Zeigefinger über die Rillen des Holzes und ließ mir die letzten Tage nochmals durch den Kopf gehen.

Es war schon absurd, wie sehr sich mein Leben in den letzten Monaten verändert hatte. Ich bin von einer einfachen Kellnerin zu einer Kriminellen geworden, habe meinen Job verloren, mir wurde mein Herz gebrochen und ich habe zwei Monate lang in einer Ortschaft gewohnt, in die ich sonst nie ein Fuß setzen würde.

Seufzend nahm ich meine Hand vom Tisch und folgte Elise in das Schlafzimmer. Sie lag mit ihren nassen, zusammengebundenen Haaren in meinem Bett und scrollte auf ihrem Handy herab. Anscheinend hatte sie sich schon angezogen, denn nun bedeckte ein schlichtes dunkelrotes Kleid ihren Körper, anstatt des Handtuches.

Nachdem ich sie gemustert hatte, setzte ich mich neben sie ans Bett und strich ihr über ihre nackten weichen Füße. Das brachte sie dazu von ihrem Display aufzusehen und sie lächelte mich schief an.

„Liko holt mich in einer Stunde ab", sagte sie und strich mir mit ihrem Daumen kurz über meinen Handrücken.

„Jetzt schon?", fragte ich etwas enttäuscht.

„Warum kommst du nicht mit?", stellte sie mir eine Gegenfrage, ohne auf meine einzugehen. Obwohl sich der Tonfall ihrer Stimme am Schluss des Satzes in die Höhe gezogen hatte hörte es sich dennoch mehr nach einen Vorwurf an. Wie eine versteckte Nachricht.

„Was meinst du damit?" Die Verwirrung stand mir ins Gesicht geschrieben. Wir hatten davor nie darüber gesprochen. Selbst ihr Besuch war eine Überraschung gewesen. Ich hatte mich doch dazu entschlossen ihr von meinem Arrest zu erzählen und daraufhin war sie sofort im nächsten Bus und hat die letzten zwei Tage hier verbracht. Ihre Nähe tat mir gut, doch das ungute Gefühl wegen des Prozesses wurde ich dennoch nicht los.

„Du weißt was ich damit meine Leah. Warum bleibst du hier?"

„Weil ich hier meine Wohnung habe, meine Freunde", versuchte ich mich nicht besonders überzeugend rauszureden, doch sie kaufte es mir nicht ab.

„Außerdem fängt bald die Uni an", fügte ich dann noch hinzu.

„Aber du hast hier keinen Job und deine Freunde arbeiten alle den ganzen Tag im Café", erwiderte sie. „Außerdem hast du auch bei mir Freunde und einen Job, der dir Spaß macht"

„Hier hast du nur eine leere Wohnung und eine Ex-Freundin, über die du nicht hinwegkommst", versuchte sie mich zu überzeugen und ich stützte meinen Ellenbogen an meinem Oberschenkel ab um meinen Kopf in meine Handfläche legen zu können.

„Was soll das?", zischte ich während Wut in mir hochbrodelte. Elise verhielt sich nicht wie sie selbst. Sie war nie jemand, die mich irgendwohin gepuscht hatte. Warum war sie nun so?

„Was soll was? Ich deute nur auf das Offensichtliche hin!", stellte sie sich zur Wehr.

„Wir haben nie darüber geredet, dass ich zurückkomme. Ich muss mein Leben hier in den Griff bekommen, bevor die Uni anfängt"

„Vielleicht solltest du gar nicht auf diese Uni gehen. Ich war nun zwei Tage hier und ich merke, dass du hier nicht glücklich bist"

Mir fiel meine Kinnlade nach unten als ich sie so reden hörte. Was ist plötzlich mit der einfühlsamen Elise passiert, die so viel Verständnis für mich hatte und mich nie zu etwas gedrängt hatte.

Vielleicht sehen wir uns wieder? (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt