Leave in Silence

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Dieses mal schloss ich die Türe ganz langsam, um ja keinen Lärm zu machen und Johns Aufmerksamkeit nicht auf mich zu ziehen.
Ich sah mich nach ihm um, doch ich konnte ihn weder in der Küche noch in unserem Wohnzimmer entdecken.
Ich sah auf meine silberne Armband Uhr.
Es war gerade erst halb 7 geworden, also noch gar nicht so spät.
So wie ich John kannte musste er also um diese Uhrzeit vor seinem PC in seinem Arbeitszimmer sitzen. Und genau das was der springende Punkt! Konnte ich mir sicher sein was er gerade macht oder was er vor hatte zu tun? Ein paar Tage zuvor hätte ich es noch ...
Ein Rascheln brachte Unruhe in meine Gedanken.
Etwas war komisch hier aber ich konnte nicht festmachen was es war.
Natürlich war die Antwort genau vor meinen Augen, und das wortwörtlich! Denn auf einmal stand John vor mir und er kam mir sogar größer vor als jemals zu vor.
"Na schatz?" Sagte er "Wie war's schatz?"
Mit jedem vor Ironie tropfenden Wort schien er mir näher zu kommen, und damit auch bedrohlicher zu werden.
"John Bitte reg dich ab. Wir haben nur geredet, das ist alles. Es ist nichts passiert!"
"Natürlich!" Er sagte das mit einer solchen Verachtung, dass ich glaubte dass er mir gleich vor die Füße spucken würde.
"Hatte ich nicht zu dir gesagt du sollst unverzüglich nach Hause kommen und dich nicht mit ihm treffen?"
Ich holte Luft um ihm zu antworten doch er ließ mich nicht.
"Verdammt Marina!" Er drehte sich um und trat gehen unseren kleinen Hocker, der dann quer durch das Zimmer rumpelte.
Ich weiß es klingt komisch aber ich konnte ihn sogar irgendwie verstehen:
Ich war seine Freundin und ich ging mit einem Mann Kaffee trinken, dem er um einiges nach stand. Und das wusste er.
Außerdem führten wir unsere Beziehung seit dem wir in zusammen in dieselbe Klasse gekommen war. Diesen Beziehungen, die sich über mehrere Jugendjahre hinziehen und darüber hinaus sagt man ja meistens nach, dass sie sehr schnell zerbrechen, wenn einer der Partner jemanden anderen kennenlernt. Und das war vermutlich seine größte Angst.

Er wandte sich erneut an mich
"Marina..." diesmal klang seine Stimme weicher "du gehörst mir das musst du doch verstehen!"
Er sah mich mit seinen schon fast grauen Augen an. Er meinte das gerade doch tatsächlich ernst!
Warum veränderte ihn die ganze Sache so sehr? Warum stellte er plötzlich solche Bedingungen? Warum betrachtete er mich als Objekt?
Ich wusste es nicht...aber eins war klar: ich wollte das nicht!
Also schüttelte ich mit dem Kopf
"Nein"
"Was nein?" Fragte John mit leiser and trotzdem gereizten Stimme.
"Einfach nein, John. Ich gehöre dir nicht und ich werde es auch nie"
"Wie bitte?" Er kam einen kleinen Schritt auf mich zu.
Und da war es wieder: das dunkle funklen in seinen Augen und die Spannung in seinem Körper.
Um eine mögliche Eskalation zu vermeiden argumentierte ich meinen Standpunkt aber leider schien es mir nicht zu helfen.
"Ich bin ein freier Mensch mit eigenem Willen. Ich bin bei dir weil ich dich liebe, nicht weil ich dir gehöre!"
Ich hielt inne.
In meinem Kopf überlegte ich über mein gesagtes...eigentlich hatte ich gelogen.
Ich war nicht mehr bei ihm, weil ich ihn liebte. Nein.
Ich war noch hier weil ich Angst hatte.
Angst davor, wenn ich gehen sollte, dass er mich finden würde. Seine Eifersucht war mittlerweile zu ausgeprägt!
Wenn John etwas wollte, ließ er niemals nach. Nie!

Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies sogar der bessere Weg gewesen wäre einfach still und leise zu gehen...

ViolatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt