Enttäuschung

18

Es sind mittlerweile ein paar Tage vergangen.

Ich habe mich durchgehend mit meiner Arbeit beschäftigt und intensiv trainiert.
Meine Wunden sind fast komplett verheilt und schmerzen habe ich zum Glück auch nicht mehr.
Bis jetzt kam von Emir nichts mehr.
Logisch, mein Vater ist im Keller und kann daher nicht mit ihm kommunizieren.

Für den Verrat meines Vaters müsste ich ihn eigentlich umbringen, so lauten zumindest die Regeln.
Seit Tagen habe ich deswegen auch keinen Schlaf mehr gefunden.

Jetzt gerade haben wir 19 Uhr und ich bin dabei Kara, also mein Pferd, zu waschen.
Es ist draußen schönes Wetter und ich brauche mal etwas Zeit für mich selbst.
Einerseits um nachzudenken und auf der anderen Seite, um eine Pause von der Arbeit zu machen.

„Frau Aslan.", ruft mich die Stimme von Yusuf.
Seufzend schließe ich kurz meine Augen.
„Ich wollte zwei Stunden nicht gestört werden. Egal, was es ist, es kann warten."
Als ich mich umdrehe sehe ich wie Yusuf etwas in der Hand hält.

Ein Paket?

„Es tut mir leid. Dieses Paket kam vorhin an, deshalb wollte ich es Ihnen bringen. Die Sicherheitsleute haben es auch überprüft. Es ist keine Bombe oder so.
Soll ich es in Ihr Zimmer bringen?", fragt er mich.

Ich schüttele meinen Kopf.
„Leg es dahin, danke.", dabei zeige ich auf den Boden.
Er nickt mir zu, legt das Paket ab und geht.
„Wir machen gleich weiter, Kara."
Ich säubere kurz meine Hände mit dem Schlauch und stelle das Wasser ab.

Das Paket ist recht groß und komplett weiß.
Was da wohl drin ist?

Ich knie mich runter und hebe den Deckel ab.
Das erste, was ich sehe, ist ein Zettel.
Was zum-

Ich denke seit Tagen an dich.
Heute um 22 Uhr hole ich dich ab und bringe dich in ein Restaurant.
Wir müssen zusammen reden.
~ Emir Kaya

Dieser Mann will wohl eine Kugel abbekommen!
Ich zerknülle den Zettel und schmeiße ihn auf den Deckel.
Wütend hole ich das Innere des Pakets raus.

Ein langes rotes Kleid und unten drunter sind noch hohe Schuhe und eine Tasche.
Schockiert und gleichzeitig erstaunt schaue ich zwischen den dreien Sachen hin und her.

Das ist wohl ein Scherz?
Er versucht mich mit meinem Vater zusammen zu zerstören und zu schaden und will dann mit mir Essen gehen und schickt mir irgendwelche Dinge zu.

Der kann sich auf etwas gefasst machen...

Das komische ist auch, ich könnte ihn einfach erschiessen lassen und dann wäre ich ihn los, aber das hätte für mich folgen.
Die anderen Mafias würden mir weniger vertrauen, da sie sehen, was ich auch bei ihnen machen könnte.
Und natürlich würde seine Mafia einen Nachfolger bekommen, der mich dann töten wollen würde.

Trotzdem bin ich dazu in der Lage ihn zu töten, ohne das man weiß, wer es getan hat.
Trotzdem hat er keine Angst davor?

Leicht schmunzelnd lege ich die Sachen in den Karton und schließe es wieder.

Ich weiß nicht, ob ich seine Sachen anziehen werde. Woher er auch weiß, welche Kleider- und Schuhgröße habe ist auch merkwürdig.
Ich werde ihn definitiv ausfragen.
Es kann auch sein, dass er einen Informanten hat. Darum werde ich mich aber später kümmern.

Ich werde jetzt Kara zu Ende waschen, etwas weiter arbeiten und mich dann schnell für das Essen vorbereiten.

Natürlich gehe ich nicht alleine, meine Männer werden mir heimlich folgen.

Dumm war ich noch nie.