Sein Herz raste. Doch er war erleichtert, dass es überhaupt noch raste, dass er nicht schon längst zu Grunde gegangen war. Denn so fühlte er sich, es war, als ob er in tausend Stücken auf dem Boden liegen würde. Legolas lenkte seine Gedanken von seinem Herz und dem damit verbundenem Schmerz ab. Erleichtert bemerkte er, dass ihm nichts zu fehlen schien, physisch war er komplett gesund. Legolas schien auf etwas weichem zu liegen, vermutlich ein Bett.
Was war passiert? Er strengte sich an, sich an irgendetwas zu erinnern. Doch als die Erinnerungen zurück zu ihm kamen, schienen sie ihn unter sich zu erdrücken. Vor seinem inneren Auge konnte er alles im Schnelldurchlauf noch einmal sehen. Wie er und Thranduil auf die verzauberte Naira einredeten, wie sie rückwärts vom Balkon fiel, wie er ihr hinterher sprang und dann wie beide ins Wasser eintauchten. Die Erinnerungen brachten den Schmerz und die Angst mit ihrer ganzen Gewalt zurück. Er hätte jetzt die Augen öffnen können, doch etwas verleitete ihn dazu, dass Legolas sie geschlossen hielt. Er hatte seit tagen die Ruhe, die er brauchte. Er war wieder in seiner Heimat angekommen, auch wenn es sehr viel schöner wäre, wenn alle wohl auf wären. Doch dem war nicht so und er musste das Beste aus dieser Situation machen. Er konnte nicht ändern, was geschehen war, aber er konnte auf die Zukunft einwirken. Doch wie sollte er etwas tun, wenn er sich dazu nicht mehr in der Lage fühlte? Aber er wusste auch, dass man sich hier um Naira gut kümmern würde, viele mochten sie und ihre verständnisvolle Art gerne. Und er liebte diese Art, einfach alles an ihr. Wie lange lag er schon hier? Legolas konnte es nicht sagen, aber er war müde genug, um noch weitere Zeit hier zu verbringen. Er drehte sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.
Als er wach wurde, wurde eine Tür geschlossen. Schritte entfernten sich. Jemand musste gegangen sein. Legolas horchte, ob noch jemand im Raum war, doch er schien alleine gelassen zu sein. Dann schlug er die Augen auf und blickte in sein eigenes, nur leicht abgedunkeltes Zimmer. Es sah genauso aus, wie als er es verlassen hatte. Es schien friedlich, die Vögel zwitscherten und er konnte das bunte Treiben von Leben im Wald hören. Elben riefen, redeten und lachten, ein Gewirr aus Stimmen. Legolas starrte die Decke an. Es war wie an dem morgen, an dem er aufwachte und sich daran erfreute, mit Naira auf diese verhängnisvolle Reise zu gehen. Er seufzte und setzte sich auf. Schlussendlich stand er auf und lief zum Fenster und zog die Vorhänge ganz auf. Das Sonnenlicht eines neuen morgens durchflutete nun sein Gemach und tauchte alles in ein gelbes Licht. Er drehte sich um, ohne sich überhaupt darum zu kümmern. Andere hätten diesen Anblick den man hatte, wenn man aus dem Fenster sah, als großartig beschrieben. Aber ihm war es egal, er kannte hier jeden Mauerstein und jeden Ast. Legolas sah an sich herunter. Er trug noch die selben Klamotten, die er getragen hatte, als er ins Wasser gestürzt war. Also schnappte er sich neue aus dem Kleiderschrank. Schnell zog er sich um, er wollte keine Zeit verlieren. Danach hängte er sich noch Bogen und Köcher um. Ob Wachen draußen auf dem Gang waren? Normalerweise würden sie ihn nicht stören, aber in dieser Situation schon. Auch egal. Entschlossen öffnete er die Tür und trat auf dem Gang. Eine Wache stand in einigen Meter Entfernung mit dem Rücken zu ihm. Er schloss die Tür und lief im Laufschritt an der Wache vorbei, ihren überraschten Laut ignorierte er.
Er rannte durch die Gänge, Elben sahen ihm erschrocken nach. Legolas kam erst vor der Tür zum Thronsaal stehen. Die zwei Wachen nickten ihm zu und öffneten die großen Tore. Dann trat er auf die geschwungene Holzbrücke und ging steif in Richtung Thron. Von weitem konnte er schon die kalten Augen Thranduils sehen, der ihn musterte. Vor dem Thron machte er eine kurze Verbeugung. Vor den Wachen, zu seiner Rechten und Linken, gehörte sich das so. Thranduil schickte die Wachen weg. Als sie außer Hörweite waren, fing er an zu sprechen. „Es ist mir neu, dass du aufgewacht bist." er sah an ihm herab und stand dann auf. Legolas lächelte schwach und nickte nur. Aber das Sprechend scheinst du verlernt zu haben." Daraufhin bekam Thranduil einen missbilligenden Blick geschenkt. Doch dieser übersah ihn gekonnt und blickte Legolas in die Augen. „Wie gehts dir?" „Gut." „Ach ja, so verständig wie noch nie" Thranduil schüttelte den Kopf. "Ich weiß genau, worum es geht." Diese Worte ließen Legolas aufschauen. Der König sprach weiter. "Es geht um Naira." Ohne es zu wollen zuckte Legolas kaum merklich zusammen. "Sie ist in ihrem Gemach, keiner der Wachen traut sich aber hinein um zu sehen ob es ihr gut geht. Sie scheint nur ein paar Kratzer zu haben. Wie es um ihren mentalen Zustand steht, dass kann ich dir leider nicht sagen. Und jetzt geh und sie nach ihr, vielleicht ist sie ja wach"
Das ließ sich Legolas nicht zweimal sagen, er drehte sich ruckartig um und ging den Weg flott zurück, in Richtung königliche Gemächer. Dabei beachtete er alle anderen Elben wieder nicht.
Ihre Tür war nicht abgeschlossen und leise öffnete er sie und trat ein. Hinter ihm fiel die Tür klackend ins Schloss. Im Raum herrschte eine angenehme Stille. Sein Blick wanderte zum Bett. Es war leer. Sie war also wach! Wie würde sie wohl reagieren? Legolas Blick schweifte durch den Raum. Doch auch hier war sie nicht. Verwundert wollte er aus dem Fenster schauen, als er eine zarte Gestalt auf dem Balkon stehen sah. Ja, da stand sie, in einem zartrosa farbenem Kleid und sah in den Wald hinaus. Vorsichtig betrat auch er den Balkon. Legolas musste sich eingestehen, dass er etwas Angst hatte. Doch diese wurde von der Neugier unterbunden. Naira stand einfach nur da, die Hände auf dem Geländer. Wenn man sie so sah, konnte man meinen, dass sie eine sehr zarte und friedliche Gestalt war. Doch man sah ihr ihre Kampfkünste nicht an. Doch jeder, der sie ein bisschen kennengelernt hatte, wusste, dass sie gefährlich werden konnte. Auch wenn sie eigentliche eine ruhige und eher zurückgezogene Elbe war.
„Legolas?" fragte plötzlich eine leise Stimme. Naira hatte gesprochen. Er war wie erstarrt. Über so eine mögliche Situation hatte er gar nicht nachgedacht: Was ist, wenn er vor die Frage gestellt wurde, ob er ihr glauben konnte? Sie schien keine bösen Absichten zu haben und ihr Stimme hatte wieder ihren vorsichtigen und leisen Klang angenommen. Doch konnte er ihr trauen? Ein kleiner innerer Kampf wurde ausgetragen. Auf einmal drehte sie sich um und sah ihm in die Augen. Erleichtert sah er, dass sie ihre blaue Farbe besaßen und wieder glänzten. „Ja? Ist etwas?" fragte er und machte einen Schritt auf sie zu. Sie sah sich unsicher um. „Ich weiß nicht. Ich bin ein bisschen verwirrt. Saßen wir nicht eben noch auf einem Hügel um haben etwas gegessen?" sie blinzelte und schüttelte verwirrt den Kopf. Legolas erstarrte, seine Augen weiteten sich überrascht. Es gab nun eine gute, und eine schlechte Nachricht. Die Gute war, dass sie wieder die Alte zu sein schien. Die Schlechte war, dass sie sich anscheinend an nichts erinnern konnte. „Es ist komisch," erhob sie wieder die Stimme „es ist alles so durcheinander. Erst essen wir etwas und plötzlich wurden wir von Wargreitern gejagt. Und dann...Dann stehen wir nur wenige Meter entfernt vorm schwarzen Tor, vor Mordor. Ich...Hä?" Sie schien sich an kaum etwas erinnern zu können. „Kannst du dich an noch irgendetwas erinnern? Wenn auch nur ganz dunkel?" hakte Legolas weiter nach, während er sich direkt vor sie stellte und zu ihr hinab blickte. „Es kommt mir vor wie ein böser Traum, vielleicht habe ich auch nur geträumt. Ich saß auf dem Boden zwischen vielen Wargreitern. Und dann ist dann noch ein dunkles und kaltes Verließ, in dem ich anscheinend festzusitzen schien. Und noch so ein starker Schmerz, da scheine ich an einem See zu sein, oder so. Aber es passt alles nicht zusammen." verzweifelt suchte sie Blickkontakt. Langsam dämmerte es ihm: Sie konnte sich nur bruchstückhaft an die Momente erinnern, an denen sie sie selbst war. Der Rest existierte für sie nicht. Aber vielleicht war es besser so.
Langsam überrannte ihn die Freude. Naira war zurück! Er lächelte und schloss sie in die Arme. Sofort schienen in seinem Bauch Schmetterlinge aufzuflattern und er merkte, wie sehr er es vermisst hatte. Ihre zarten Arme schlangen sich um ihn und ihr Duft stieg ihm in die Nase. Dann drückte er sie ein Stückchen weg, nur um sie dann küssen zu können. Dies war das schönste Gefühl für ihn. Ihre warmen Lippen auf den seinen und ihr Atem, der auf seiner Haut kribbelte. Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander. „Jetzt sag du auch mal was dazu!" lachte sie. „Naja...Du hast nicht geträumt. Besser gesagt, hast du die letzte Zeit gar nicht mitbekommen. Wie sich vor recht langer Zeit schon von hier abgereist und gerade erst wieder gekommen." Legolas schmunzelte, als er ihren verunsicherten Ausdruck sah. „Ich erkläre es dir. Aber sei gewarnt, es ist eine lange Geschichte." lachte Legolas.
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Puuh, was soll man sagen, wenn man sich eine kleine Der Dolch Saurons Auszeit genommen hat, es aber keinem gesagt hat? Hm, kein Plan. Aber hier bin ich! Hab ich überhaupt noch Leser für dieses Buch? :/. Ich glaub nicht mehr. Egal: Für den Fall, dass dieses Buch noch irgendeine Seele lesen sollte: Es kommt sehr bald mehr. Diese FF neigt sich dem Ende zu und danach verabschiede ich mich erstmal für eine Zeit vom Genre FF.
Nun gut, ich wünsche euch noch eine schöne Lebenszeit und bis hoffentlich bald.
-Blossi
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Der Dolch Saurons - Legolas FF
Fanfic(WIRD ÜBERARBEITET, alle überarbeiteten Kapitel haben am Anfang einen ✅. Wenn jemand trotzdem Fehler findet, dann kann er sie mir gerne mitteilen.) Es sollte eine ganz normale Reise werden, doch es kam alles anders... Auf einer Reise werden Legolas...