Déjà-vu

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Auch am zweiten Tag hatte ich einen schrecklich anstrengenden Tag. Es fing alles mit einer Reitstunde mit Diablo in der Reithalle an.

Eigentlich leichte Dressurübungen standen auf dem Plan, aber mit Diablo waren die Übungen alles andere nur nicht leicht!
Noch nie sind mir Dinge wie Schulterherein, Vorwärts-Abwärts oder Seitengänge so schwer gefallen - es war grauenhaft.

Ich merkte, dass ich mich zu sehr an meine hervorragend ausgebildeten Pferde gewöhnt hatte und meine Hilfen nicht so klar setzen konnte, sodass auch ein Pferd, welches nicht gerade Lektionen der Klasse S ohne Mühe ausführen konnte, verstand, was ich von ihm wollte.

Bei Diablo war nochmal die Schwierigkeit, dass ich deutlich, aber ebenso fein sein musste. Ich habe so wie am Vortag mit vielen Tücken kämpfen müssen und das Reiten war einfach nur anstrengend. Kein Fünkchen Spaß hatte ich in meinem Training, aber das hoben wir wohl für die Arbeit mit Conti auf.

Anders als am Vormittag arbeitete ich am Nachmittag das erste Mal mit Conti, aber dies nur vom Boden aus.
Marten war derjenige, der mit Conti schon in der Halle fleißig arbeitete, als ich die riesige Showarena betrat und erstmal zu guckte. Eigentlich hasste Conti solche großen Hallen mit Tribünen, aber mit Marten schien der große Hengst so befreit.

Marten hatte eine Gerte in der Hand und tobte zusammen mit Conti durch die riesige Halle.
Sie liefen zusammen um die Wette und wirbelten ziemlich viel Staub auf.
Nicht nur Marten hatte Spaß an seinem Job, sondern Conti schien es ebenfalls zu lieben mit Marten zu arbeiten.

Auch wenn ich es genoss den beiden Jungs beim toben zu zusehen, machte es mich auch ein bisschen sehnsüchtig.
Einst war ich die, die mit Conti so umher tollte und nicht irgendein Trainer.
Ich war diejenige, der Conti sein Vertrauen schenkte und die er liebte.
Meine Schwärmerei blieb nicht lange unentdeckt.

Marten rief mich zu sich und pfiff gleichzeitig den Großen zu sich ran, welcher auch umgehend im Galopp kehrt machte und sich auf den direkten Weg zu uns machte.
Der Boden schien zu beben und einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass er nicht anhalten würde, sondern mich umlaufen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich als Störfaktor sah, auch wenn wir in letzter Zeit keine schlechten Erlebnisse zusammen hatten.

Ganz anders als Gedacht, machte der Hengst vor uns eine Vollbremsung und ließ sich von Marten streicheln. Auch ein Leckerli bekam er, welches er dankend annahm und sofort freudig schnaufte.
Es war zu verlockend. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und versuchte sie auf den Körper des Großen zu legen.

Langsam machte ich meine Finger lang und legte mit einer Armlänge Abstand zu dem Großen zuerst meinen Zeigefinger auf das warme Fell. Anschließend folgten Daum, Mittel- und Ringfinger und zum Schluss setzte ich ganz vorsichtig den kleinen Finger ab. Es war ähnlich wie ein Klavierstück zu beenden - mein kleiner Finger machte alles komplett und setzte einen Schluss.

Anders als ich erwartete, lief Conti nicht weg, sondern streckte sein Kopf in die Luft und schwang ihn lustig hin und her.
Sanft streichelte ich ihn überall, wo er es zuließ, und fing an mich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit in ihn zu vergraben. Ich schmiegte mich an ihn ran und legte meinen Kopf an seinen Bauch, während meine Arme über seinen Rücken hingen und ich mit meinen Händen sanft über das Fell glitt.
Conti genoss das sichtlich und ließ seinen Kopf entspannend zum Boden hängen. Währenddessen entlastete er sein linkes Hinterbein und schnaufte zufrieden.

»Und was ist euer Problem?«, fragte Marten schmunzelnd und durchbrach die schöne Stille.
»Lass es mich nicht falsch verstehen, aber du kuschelst mit ihm, welcher dich doch eigentlich hasst! Conni, was kriegst du zuhause nicht hin?!«

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