Nun gut, dachte ich an diesem Morgen und stapfte in meinen gelben Gummistiefeln zum Paddock, um mein Pferd zu holen.
»Dann wollen wir mal«, murmelte ich und zog meinen Pferdeschwanz fester, ehe ich über den Zaun kletterte und auf der anderen Seite im Matsch versank.Ich wusste, dass ich Sabine das ganze nicht mehr zumuten konnte. Conti war wirklich eine Gefahr für sich selber und für alle anderen auf dem Hof. Und ich, ich machte auch nur Ärger.
»Heute hat sich Conti nur zweimal los gerissen, als ich ihn vom Paddock geholt habe«, sagte ich ein wenig stolz zu Theo, die gerade Möhrchen auf dem Putzplatz bürstete, als ich fertig mit dem Training war.
»Wenigstens ein Anfang.« Sie zuckte mit den Schultern und warf die Bürste zurück in den Putzkasten. »Und was ist nun dein Plan?«
»Ihn wieder fit kriegen - mental meine ich. Ich fang bei ihm bei null an. Heute habe ich ihn nur etwas geführt damit er merkt, dass ich ihn führe und nicht er mich. Morgen, da werde ich wahrscheinlich dasselbe machen und übermorgen auch.«
»Und lass mich raten.« Belustigt stemmte Theo die Arme in die Hüfte. »Überübermorgen wirst du Führtraining machen?«
Ich lachte.
»Genauso wird es wohl aussehen, ja!«
Sie schüttelte schmunzelnd den Kopf.
»Ach, Conni.«***
Dass das Training so hart werden würde, hätte ich nicht gedacht.
Seitdem Allegra fort war, war Conti sehr schreckhaft geworden, das wusste ich, aber dass er wirklich wegen jedem Blatt zur Seite springt, hätte ich nicht erwartet.Die letzten Wochen waren voller Übungen, die ich sonst nur mit den Jungpferden machte, um sie an die böse weite Welt dort draußen zu gewöhnen. Und zu meiner Überraschung hat Conti sich dabei wirklich schwierig angestellt!
Ein Schritt vorwärts und zwei Schritte zurück, war das Motto unseres Trainings.Bis ich mich wieder auf Conti setzen konnte, war schon wieder fast Hochsommer.
Nicht, dass Conti mich vorher böswillig abgebockt hätte, allerdings hätte er es aus Versehen getan, weil er sich erschrocken hätte, und das Risiko konnte ich nicht eingehen.»Und wie sieht's aus?«, fragte Till, als ich mich abends müde ins Bett fallen ließ.
»Tatsächlich gut«, sagte ich das erste Mal seit langer Zeit.
Überrascht zog Till die Augenbrauen hoch.
»Dein Ernst?«
Ich schenkte ihm ein Lächeln und nickte.
»Ja, Till! Wir hatten schon lange kein Rückschlag mehr und zumindest auf dem Hof ist er wieder so entspannt wie früher«, gestand ich voller Freude.
»Und im Gelände?«
»Hm, etwas schwieriger, aber es ist auszuhalten! Erinnerst du dich noch damals an Camelots Anfänge im Gelände?«
»Du meinst, als Franzi ihn mit zu unserem Tagesausritt genommen und du ihn dann reiten musstest?!« Er lachte. »Natürlich erinnere ich mich an Franzis Unfähigkeit.«
»So ähnlich reagiert Conti auch draußen, wenn Theo oder Emil mitkommen. Alleine geht er nicht einmal bis zur Wiese an der Hauptstraße mit mir und dreht dann wieder um.«
»Aber ihr macht Fortschritte, sagst du?«
»Ja, Till, du musst dir keine Sorgen machen«, versicherte ich und kuschelte mich an seine starke Brust.Till hatte Angst um mich, das wusste ich. Seitdem Conti ihm mit dem Tritt damals in der Nacht zwei Rippen gebrochen hatte, traute er ihm nicht mehr ganz übern Weg.
Als ich anfing mit Conti zu arbeiten, brachte ich öfters ein paar kleinere Blessuren nach Hause, die ich vor Till so gut es ging verheimlichte.Aber umso mehr ich mich mit Conti beschäftigte, desto sanftmütiger wurde er wieder im Umgang und bis auf die üblichen Stallverletzungen, blieb ich unversehrt.
»Ich will nur, dass du auf dich aufpasst, ja?«
»Das sagst gerade du! Wer von uns beiden hat wohl auf dem letzten Turnier einen hohen Bogen vom Pferderücken gemacht und Sand gefressen?« Ich lachte, was Till aber nicht erwiderte und mich nur streng musterte.
»Ich meine es ernst, Conni.«
»Ist ja schon gut, ich pass schon auf mich auf«, versicherte ich ihm erneut.
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Zurück zu dir
Teen FictionNachdem Conni ihr Leben sortiert und endlich wieder zu sich gefunden hatte, genoss sie das Leben in vollen Zügen. Die Arbeit mit Conti ging voran, aber immer wieder zerstörten Rückschläge die Erfolge. Conni beschließt zurück zum Anfang zu gehen und...