Am nächsten Morgen war das Gewitter vorbeigezogen. Der Himmel war aufgeklart und die Vögel sangen so wie jeden Morgen fröhlich ihre Lieder.
Nur noch das monotone Geräusch der tropfenden Regenrinne erinnerte an die vergangene Nacht.»Aufstehen. Du musst aufstehen, Conni.« Till zog die Jalousie nach oben und ließ das grelle Sonnenlicht hinein. Zusammengerollt drehte ich mich von ihm weg. Wie spät es wohl war?
»Lass mich einfach hier liegen«, sagte ich müde vom Leben und schloss erneut meine Augen.Till schüttelte den Kopf. »Conni, das musst du sehen!«, stieß er erneut mit einer für mich unangepassten guten Laune aus und öffnete das Fenster.
»Lass mich in Ruhe!«
»Constanze Luise Fiedler, du bewegst jetzt deinen Arsch aus dem Bett und siehst aus dem bescheuerten Fenster!«Zuerst ignorierte ich seine Worte, als dann allerdings dieses mir so gut bekannte Geräusch von den mahlenden Kiefern meines Lieblingstieres durch das Fenster zu mir hoch drang, stieg ein schon erloschenes Gefühl der Freude in mir auf.
»Du blöder Esel!«, stieß ich aus, als ich ihn, meinen geliebten Hengst, in meinen Geranien stehen sah, von wo aus er sich genüsslich durch meinen Vorgarten probierte.
Ich schnappte mir einen Morgenmantel - es war Tills, denn meiner war noch immer nass von der letzten Nacht - und stürmte nach draußen, wo mich ein sanftes Grummeln empfing.»Du findest das auch noch lustig?!«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
»Musst du immer so eine Show abziehen?!« Mit einem breiten Grinsen tapste ich barfuß auf dem immer noch nassen Boden auf ihn zu, um meine Hand auf sein warmes, aber durchnässtest Fell zu legen.
Ja, ich war glücklich. All der Frust der letzten Nacht war von mir abgefallen - in jenem Moment, wo ich meine Hand auf ihn legte, um ihn zu spüren.
Es war kein Traum.***
»Oh, Conni, es ist ja schön, dass Conti wieder da ist, aber was tun wir jetzt mit ihm? Das geht so einfach nicht...«
Schutzlos war ich Sabines müden Blick ausgesetzt, welcher starr auf mir wachte. Seit Allegras Tod war diese Frau gealtert und das nicht auf die schöne Art. Die Falten standen ihr mittlerweile so wie ihre Sommersprossen einst im Gesicht und das braune Haar war schon längst nicht mehr braun.
So alt wie in diesem Moment, sah sie aber noch nie aus.Ich zuckte die Schultern. »Sabine, ich kann ihn nicht einfach ziehen lassen. Nicht Conti!«
»Dann tue was! Er macht mir Probleme, Conni.«
»Ich weiß! Ich zahle dir jeden Cent der entstandenen Kosten zurück - ich schwöre es dir! Du weißt, Geld ist nicht das Problem - nenne mir eine Summe!«
Sie ließ sich schwer auf den massiven Holzstuhl in der Küche fallen und seufzte.
»Nein, Conni, dafür reicht dein Geld nicht...«
»Doch, doch, natürlich, Sabine!«, versicherte ich ihr erneut und schüttelte in meiner Naivität heftig den Kopf.
»Es geht hier nicht um einen blöden Zaun, eine Boxentür oder eine bescheuerte Tränke, Conni, es geht um den Preis des Lebens!«
»Es ist doch bisher alles gut gegangen!«
Plötzlich schlug Sabine mit der Faust auf den Tisch und erhob die Stimme so wütend, wie ich es selten vorher gehört habe.
»Constanze, wohin soll das denn noch führen?! Ein Pferd, was sich so aufführt und ein Mädel, was sich kopflos noch vor jedes Auto für ihn schmeißen würde!«
Empört öffnete ich den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber direkt wieder, denn ich wusste nicht was.»Glaubst du nicht, dass Till von deiner nächtlichen Aktion berichtet hat?! Conni, denkt doch mal an das, was alles hätte passieren können!«
»Es ist...« Als mir bewusste wurde, wie hart mein Ton war, senkte ich sofort meine Stimme und zeigte Sabine den Respekt, den sie verdient hatte. »Es ist aber nichts passiert.«
Sie lachte ironisch.
»Wann fängst du endlich an, wie ein Erwachsener zu handeln und für dein Handeln die Konsequenzen zu erkennen. Dir ist letzte Nacht nichts passiert, aber hast du Till gefragt? Hast du ihn dir heute überhaupt schon richtig angesehen?«
DU LIEST GERADE
Zurück zu dir
Teen FictionNachdem Conni ihr Leben sortiert und endlich wieder zu sich gefunden hatte, genoss sie das Leben in vollen Zügen. Die Arbeit mit Conti ging voran, aber immer wieder zerstörten Rückschläge die Erfolge. Conni beschließt zurück zum Anfang zu gehen und...