Ein Wiedersehen und viele Tränen

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Da war ich nun also.
Ich saß in meinem Zuhause, alleine, und wartete darauf, dass Till durch diese verdammte Tür zu mir nach Hause kommt.

»Ich werde da sein«, hatte er gesagt und doch ließ er mich alleine.
Ganze vier Stunden saß ich schon angespannt auf dem Sofa und wartete vergebens auf etwas, was nicht eintraf, seine Rückkehr.

»Fuck!«, rief ich als ich realisierte, dass er nicht mehr kommen würde und warf mein Weinglas gegen die Wand, wo es in viele Teile zersprang und dessen Inhalt hässliche Flecken an meiner Wand verursachte. Aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern.
Schon gestern wollte er nach Hause kommen.
Schon vorgestern wollte er da sein...

»Wie kann er mir das nur antun?!«, fragte ich mich selber und griff erneut nach etwas, was ich werfen konnte.
Ein Hausschuh, sein Hausschuh.
Ich traf ein Bild an der Wand. Mit einem schallenden Geräusch fiel es ebenfalls zu Boden und auch dieses Glas zersprang.
»Warum!«, schrie ich zuerst wütend, was aber schnell in Frust ausartet und mich auf die Knie zwang. »Warum...?«, fragte ich erneut, aber diesmal weinend.

***
»Kann ich rein kommen?« In meinem erbärmlichen Zustand stand ich zitternd vor Emils Tür. Es war schon weit nach Mitternacht und eiskalt. Trotzdem hielt ich es nicht mehr aus und war barfuß und deutlich zu kalt angezogen die paar Häuser weitergegangen, um mit Glück bei Emil ein Obdach zu finden.

Verschlafen schaute er auf mich herab.
»Weißt du wie spät es ist?«
Beschämt senkte ich den Kopf zu Boden.
»Ja...«
Er seufzte.
»Na komm schon her!«
Er zog mich an seinen nackten Oberkörper und gab mir einen tröstenden Kuss auf den Scheitel.

»Es ist alles scheiße!«, brach es aus mir heraus, gerade als er mich auf dem Sofa platziert hatte, wo ich auch direkt in Tränen ausbrach.
»Sag sowas nicht«, sagte er liebevoll aus der offenen Küche, wo er gerade mit der Kaffeemaschine zu Gange war.

»Aber so ist es, Emil!«
»Was ist denn passiert?«
Mit seinem fürsorglichen Blick musterte er mich, während er gerade zwei Tassen mit dem heißen Lebenselixier auf den Couchtisch stellte.
»Es ist nur, dass Till und ich nach Hause kommen wollten, um uns auszusprechen. Vor zwei Tagen...« Wieder senkte ich beschämt den Blick.
»Er ist nicht gekommen, nicht wahr?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das ist er nicht, natürlich nicht!« Er schmunzelte. »Oh, Conni, lass mich dir mal etwas erklären.«

Und so erklärte Emil mir die ganze Geschichte rund um Tills Abreise und den Grund, weshalb er noch nicht wieder da ist.

»Das ist nicht fair von ihm!« Ich schnaufte und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. »Er hat mich nach Hause gelockt, obwohl er ganz genau wusste, dass er nicht da sein würde, weil er beschäftigt ist!«
»Er wusste, dass du so reagieren wirst.« Emil lachte erneut.
»Ich finde das gar nicht lustig! Ich bin die letzten zwei Tage nicht aus dem Haus gegangen, um seine Ankunft ja nicht zu verpassen!« Ich sprang von den Polstern auf und musterte ihn wütend. »Und du sagst mir jetzt, dass Till gar nicht vor hatte zu kommen?! Tolle Freunde hab ich da!«
»Jetzt beruhige dich doch erstmal, Conni! Er hat hierfür eine gute Erklärung...«
»Dann erzähl sie mir!«
»Das kann ich nicht.« Diabolisch trank er einen großen Schluck seines Kaffees, ehe er mich wieder ansah und erklärte: »Bevor er abgereist ist, hat er da so eine Andeutung gemacht, aber ich hätte nicht gedacht, dass er das wirklich durchzieht! Vor ein paar Tagen haben wir kurz gesprochen und da hat er mich in seinen Plan eingeweiht. Bitte habe Geduld - er wird morgen da sein. Versprochen!«

Auch wenn ich noch viele Fragen zu klären hatte, war es zwecklos weiterhin auf Emil einzureden. Er würde dicht halten, da war ich mir sicher! Also beließ ich es dabei und obwohl ich noch sauer war, ließ ich mich von Emil in eine Umarmung ziehen.
Ich werde heute nicht mehr nach Hause gehen, dachte ich in diesem Moment, denn ich fürchtete mich vor der erneuten Stille und den auftauchenden Gedanken in meinem eigenen Haus.
Stattdessen quartierte ich mich kurzerhand bei Emil im Bett ein, wo wir noch eine ganze Weile quatschten - über die längst vergessenen guten Dinge unseres Lebens...

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