Gerettet und gerettet werden

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»Na, Kleines, Lust auf einen Ausritt?« Till funkelte mich mit großen Augen an, während er mir meinen Reithelm unter die Nase hielt.
Kurz zögerte ich, ließ mir dann den Spaß aber doch nicht nehmen und willigte ein.

Mein Unfall war schon ein paar Wochen her und meine Narben waren verblasst.
Nicht die physischen Narben, nein, die psychischen.
Und trotzdem hielt ich an meinem Wort fest - niemals wieder werde ich meinen Fuß in Contis Bügel setzen.

Ich machte mich mit Till zusammen auf den Weg zu Sabines Hof.
Ich hatte vor Catchi zu reiten. Sie ist diejenige zu der ich mich nach alledem, was geschehen war, am meisten hingezogen fühlte.

Als Till und ich allerdings auf dem Putzplatz ankamen, musste ich feststellen, dass meine Freunde einen ganz anderen Plan verfolgten.

»Das ist nicht euer Ernst!« Wütend schnaubte ich und musterte meine Freunde streng.
»Komm schon, Conni, du brauchst nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung - so war es das letzte Mal doch auch...«
Wütend sah ich Till an.
»Es ist aber nicht so wie beim letzten Mal!«
»Was ist diesmal denn anders, Conni?«

So verständnisvoll wie Till sein wollte, war er nicht! Er ging davon aus, dass ich Angst hatte, aber das hatte ich nicht!
Ich hatte keine Angst vor Conti. Er schüchterte mich nicht ein.

Wehmütig seufzte ich.
»Ich... Ich will ihn einfach nie wieder reiten, Till. Es ist aus und vorbei. Ich habe es versucht. Ein erstes Mal und ein zweites Mal - es reicht!«
Mit gläsernen Augen schaute ich ihn mitleidserregend an, während meine Stimme anfing zu brechen.
»Er hat mir gezeigt, dass es sich nicht lohnt zu kämpfen...«

Und nach diesen Worten kehrte ich denen den Rücken zu, deren Mienen sich soeben von erwartungsvoll zu bemitleidend veränderten, und verließ den Hof.

»Es tut mir leid«, rief Till mir nach, nachdem er mir hinterher gehastet kam.
Ohne eine Reaktion von mir zu erhalten, holte er mich auf der wenig befahrenen Straße ein.

»He, jetzt warte doch mal!«
Er hielt mich an der Schulter fest, woraufhin ich mich nur ruckartig los riss und mit verschränkten Armen meinen Weg ging.
»Conni, das ist doch nicht fair.«

Es reichte mir. Es war nicht fair von mir?
Abrupt blieb ich stehen.
»Warum bist du immer so, Till?«
Fragend musterte er mich.
»Warum in aller Welt tust du immer all das für mich?! Du rennst meinem wild gewordenen Pferd in einer stürmischen Nacht nach, wobei er dich auch noch verletzt, organisierst ein komplettes Trainingslager für mich einzig und alleine und wofür?!«
»Weil...«, sagte er plötzlich ganz sanft und machte einen großen Schritt auf mich zu, wobei sich seine Anspannung löste, »weil ich dich liebe, Conni...«
Auch er seufzt angestrengt.
»Ich weiß, was Conti dir bedeutet. Es ist so viel passiert und ich will einfach, dass du wenigstens ihn hast! Bitte gib nicht schon wieder alles auf, nur weil du Angst vor Conti hast!«

Ich schüttelte langsam den Kopf, wobei ich überhaupt nicht wusste, wo ich anfangen sollte.

»Ich habe keine Angst vor ihm«, sagte ich bestimmt, ehe meine Stimme wieder brach. »Ich werde mich auch nicht wieder aufgeben, ganz im Gegenteil, ich habe Pläne! Aber, Till, gib mir meinen Frieden. Meinetwegen reite du ihn, lass Theo ihn reiten. Meinetwegen such einen Reiter für ihn, aber zwinge mich nicht dazu, es zu sein! Conti ist nicht mehr da, nicht so, wie ich ihn kannte und liebe. Nicht so, wie er mein Herz hatte. Er wird für immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben, aber ich flehe dich an, Till, das ist nicht mehr tragbar. Wir sind einfach einmal zu viel kollidiert.«

Und erneut kehrte ich ihm den Rücken zu und ging.
Meine Beweggründe würde er nicht verstehen, das wusste ich so gut wie Contis Stammbaum, aber ich erwartete, dass er mich respektierte.
Und genau das tat er auch.
Er ließ mich ziehen und kam bis spät in der Nacht nicht heim.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 03, 2023 ⏰

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