Geburstagswünsche

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Mein Glück der letzten Zeit sollte genau ein Jahr und drei Monate halten.
Mittlerweile war ich schon 24 und es war mal wieder November geworden.
Der Herbst zog langsam vorüber und die Natur machte sich schon auf einen eisernen Winter gefasst.
Der Wind zog schon bitterkalt über unsere Weiden und gerade auf unsere Jungpferde und auf die ganz alten mussten wir besonders achten.
In der Nacht konnte kein Pferd mehr ohne Decke im Stall stehen und auch Till und ich schliefen nur noch mit zwei Decken und angeschalteter Heizung.

»Es ist jetzt schon eiskalt und der Winter kommt erst. Die Stalltüren können wir nicht mehr auflassen, weil die Wassertränken ständig gefrieren und es so schrecklich durch den Stall zieht.«
»Da gebe ich dir recht, Theo«, sagte ich als Theo und ich mit Sätteln auf dem Arm ins warme Wohnhaus eilen. »Es ist so furchtbar kalt, dass der See im Wald jetzt schon gefroren ist und der Platz so steinhart, sodass ich mit meinen Pferden gar nicht mehr richtig trainieren kann.«
Vorsichtig drückte ich mit meinem Körper gegen die Tür und schob sie damit auf.
Sabine wartete schon mit Sattelböcken im Wohnzimmer, auf die wir unsere Sättel legten.
Unser Equipment konnte nicht im kalten Stall bleiben, deshalb verlagerten wir die Sattelkammer kurzer Hand in Sabines Wohnzimmer.

»Kommen du und Till heute Abend auch?«, fragte Sabine als ich gerade mit dem letzten Sattel ins Haus kam.
»Aber natürlich!«, stieß ich aus und legte meinen Arm um Sabines Schulter.
Sabine hatte vor kurzem Geburtstag und heute sollte eine große Feier im Gasthaus des Nachbardorfes gefeiert werden.
Natürlich hatte ich Zeit!
»Schön - das freut mich.«
Sabine nahm meine Hand, welche über ihrer Schulter lag, in ihre und drückte sie leicht.
Dazu schaute sie mich an und lächelte sanft.
Wir waren eine Familie und so liebten wir uns auch.
»Du Sabine, was hältst du von einem Ausritt? Wir können entweder alle zusammen oder nur wir beide oder wie du magst.«
»Klasse! Morgen Mittag habe ich Zeit. Ich würde gerne euch alle mitnehmen. Du, Till, Emil, Theo und...«
Ihr Wort brach schlagartig ab.
»Sabine?«
»Ach Conni, mir fehlt Nick nur so. In Momenten wie diesem vergesse ich häufig, dass er seinen Weg selber geht.«
Sie schaute traurig zu mir auf.
»Ich traue mich aber auch nicht ihn zu fragen...«
»Gar kein Problem! Sabine, ich reite später sowieso an seinem Haus vorbei und dann rede ich mit ihm.«
»Das würdest du für mich tun?«
Schon in diesem Moment taten mir meine Worte auch schon leid...
Ich war doch selber noch nicht bereit das Gespräch mit Nick zu suchen!
Enttäuschen konnte ich Sabine jetzt aber auch nicht mehr, also sprach ich ihr nur weiter Mut zu.
»Aber natürlich! Mir fehlt er auch und ich finde, dass es so ja auch nicht weitergehen kann - ich tue es für uns alle.«
Ich strich ihr aufmunternd über den Rücken und sah, wie sich ein zartes Lächeln über ihre Lippen breit machte.
Wenn das kein Fehler gewesen ist...

Ich ritt die Straße entlang auf der schönen Anne und war schon ein wenig aufgeregt.
Ich meine, die letzten Zusammentreffen mit Nick verliefen ja nicht so gut, aber ich wusste, dass es wichtig für Sabine war und ich quasi keine andere Wahl mehr hatte!
Till hielt das zwar für keine gute Idee, aber er konnte meine Bitte, dass er mit käme, nicht abschlagen und da war er. Auf seinem Don, hinter mir und Anne, auf dem Weg zum Feind.
Till und ich sprangen von unseren Pferden und während ich schon mit zitternder Hand das Gartentor des wirklich gepflegten Vorgartens öffnete, hielt Till die Pferde fest.
Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken und atmete zwei Mal tief durch.
Erst dann fühlte ich mich bereit meine Hände aus den Reithandschuhen zu ziehen, die Klingel zu drücken und zu warten.
Jetzt wurde mir heiß und kalt.
Während die bitterkalte Luft in meinem Gesicht Röte auslöste, schwitzte ich unter den Armen. Auch mein Mund wurde trocken und es wurde schwer zu atmen.
Ich dachte schon, dass keiner zuhause ist, aber dann riss doch jemand die Tür auf und ich zuckte zusammen.
»Conni? Was für eine Überraschung«, sagte Nick mit neutraler Stimme, aber dafür mit einem überraschten Gesichtsausdruck.
Ich glaube, dass er ebenso wie ich noch nicht ganz wusste, was das hier sollte, aber er scheine nicht verärgert - das war schon mal gut.

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