Der Anfang der Katastrophe

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Der nächste morgen war noch viel kälter als der Vorige, aber wir ließen uns nicht von unserem Vorhaben abbringen.
Pünktlich um 12 standen wir in voller Wintermontur auf Sabines Hof und fingen an die Pferde fertig zu machen.
Conti hatte, wie die anderen auch, eine dicke Winterdecke drauf, die ich ihm entschuldigend abzog.
»Es tut mir ja leid, Großer«, lachte ich und warf direkt eine Abschwitzdecke auf seinen Hintern.
Trotz Handschuhe waren meine Hände eiskalt und auch unter meinen warmen Klamotten zitterte mein Körper.
»Ach Kindchen, wenn dir zu kalt ist, verschieben wir den Ausritt lieber«, meinte Sabine fürsorglich und drückte meine Hand in ihrer.
»Nein, schon gut! Wenn wir erstmal auf dem Pferd sitzen, dann wird das schon«, beruhigte ich sie und holte schon mal meinen Sattel.

Nick war der Einzige, auf den wir warten mussten. Während wir anderen ungeduldig neben unseren Pferden zitterten, hörten wir die ersehnten Hufe klappern.
»Na endlich!« Ich löste mich aus Tills wärmender Umarmung und legte Contis Zügel über seinen Hals.
Mit einem Schwung warf Emil mich auf den Rücken meines geliebten Pferdes, bevor er zu dem alten Fritz ging und ebenfalls aufsaß.
Nick kam auf einem wunderschönen Pferd auf den Hof geritten und winkte uns zu.
»Entschuldigt die kleine Verspätung, aber ich wurde ein wenig aufgehalten.«
»Das macht doch gar nichts - schön dass du jetzt da bist!«, sagte Sabine ein wenig überwältigt, ehe sie ihr Pferd antrieb und in seine Richtung ritt.

Es war ein nebeliger Tag. Die Felder um uns rum waren noch damit eingehüllt und auch der Wald blieb nicht verschont - es hatte irgendwie etwas magisches an sich.
Die Stimmung des Ausrittes wurde durch das Wetter aber nicht getrübt!
Wir hatten so einen Spaß und wer hätte es gedacht, aber selbst Nick blühte so richtig auf!
Ich unterhielt mich wirklich gut mit ihm und habe es so genossen. Ehrlich.
Es war irgendwie wie in alten Zeiten - wir saßen auf dem Rücken der Pferde, trotzten Wind und Wetter, unterhielten uns wirklich gut und hatten Spaß.
Wäre es doch nur immer so gewesen...

Schon als wir wieder aus dem Wald raus ritten, wurde ich wieder daran erinnert, weswegen Nick und ich einander nicht mehr viel zu sagen hatten.
Er hielt seine Stute an und lächelte uns zu.
»Ich muss jetzt wieder zurück zum Hof. Franzi und ich haben demnächst ein Turnier und sie will nochmal mit mir trainieren. Ich bin ja froh, dass ich mir Zeit nehmen konnte, um mit euch auszureiten. Aber wie auch immer, jetzt muss ich schleunigst los, sonst gibt es noch unnötige Streitigkeiten.«
Er winkte ehe sich unsere Wege trennten.
Ich schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf.
»Mach dir nichts draus, Conni. Nick hat recht, wenn er sagt, dass Franzi böse wird, wenn man sie warten lässt - das wissen wir beide.« Till war zwar genauso irritiert wie ich, verstand aber meine Gründe noch nicht ganz.
»Dass Nick sofort zur Stelle ist, wenn Franzi mit dem Finger schnippt, ist mir schon seit einer Weile klar, aber Till, überleg doch mal! Nick, unser Nick, der dem Turniersport schon immer mit einem kritischen Blick gegenüberstand, reitet nun selber welche?! Und er hat recht, wenn er früher immer sagte, dass es schreckliche Menschen auf Turniere gibt, die von dem was sie tun kaum Ahnung haben, aber Till«, verärgert nahm ich Contis Zügel auf, was ihm aber sichtlich nicht gefiel und mit angelegten Ohren erwiderte, »Nick und Franzi sind genau solche auf den Turnieren! Ich hab sie damals reiten sehen und ich hab sie heute reiten sehen. Diese Frau versteht absolut gar nichts von Harmonie im Parcours und einer schonenden Reitweise.« Ironischerweise fing ich an zu lachen. »Das ist doch verrückt!«
»Ich weiß, Conni. Mich ärgert es doch auch, aber was willst du tun?! Solange Nick es nicht selber einsieht, können wir ihm nicht helfen - er ist alt genug.«
»Ich weiß es doch auch... Aber Till, er ist, nein, er WAR mein bester Freund und Gespräche, wie die Heute, lassen mich noch nicht aufgeben! Ich hätte ihn so gerne bei mir - Till, ich wünsche mir das so sehr!«
»Ich auch Kleines, ich auch...«

Ich versuchte so sehr Nick wieder in mein Leben zu lassen. Ich bemühte mich die ganzen nächsten Tage mit ihm wieder eine gewisse Basis aufzubauen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir daran gescheitert sind.
Es funktionierte zwischen uns gut, sofern das Streitthema Franzi nicht angesprochen wurde.
Vielleicht hätte ich von Anfang an ihm beistehen müssen und ihm nicht das Gefühl geben sollen, dass unsere Freundschaft nur funktionierte, wenn er sich von seiner Freundin, welcher er wirklich zu lieben schien, trennt.
Aber ehrlich gesagt, beim besten Willen ist es mir nicht möglich gewesen, Franzi nicht für ihre Art zu verachten. Und das auch noch zu recht!
Ob ich Nick und ich eine Zukunft hatten, hing von genau einer Sache ab.

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