22. Bei Nacht

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Fast schon fluchtartig verließ ich den Aufzug in Richtung des spärlich beleuchteten Parkplatzes. Ich wollte nur noch nach Hause in mein Bett. Zu dumm das Tony die Schlüssel für sein Auto hatte, ich musste also, Wohl oder Übel, auf ihn warten und konnte mich nicht auf dem Sitz des Wagens verkriechen. Ich fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht. Tief durchatmen! Himmel, das Ganze war mir so unangenehm, wie zum Teufel hatte ich mich dazu verleiten lassen ihn küssen zu wollen? Also prinzipiell hatte er mich ja geküsst- doch ich wollte es. Es war bestimmt die finstere Atmosphäre im Aufzug gewesen oder auch das es so spät war oder auch einfach er.

Ich sah im Dunkeln wie Tony näher auf mich zu kam und mir wurde bewusst wie schnell ich aus dem Aufzug geflüchtet war. Das war nun noch peinlicher!
Doch, Gott sei Dank, stieg Tony wortlos in sein Auto ein und auch ich ließ mich auf den Beifahrersitz gleiten. Vielleicht ging es ihm ja genauso?

Auch die Fahrt zum Hotel schwiegen wir beide uns an. Vielleicht war es ja auch besser so?
Wie gerne ich gewusst hätte was er jetzt dachte. Ich beobachtete ihn während er fuhr, wie er ab und zu seine Stirn runzelte und dann seine Gesichtszüge wieder entspannte, wie einige seiner dunklen Haarsträhnen ab und zu in sein Gesicht fielen und er sie wieder nach hinten strich. Er dachte wohl wirklich über etwas nach, was bloß? Wie er so angestrengt und konzentriert nach vorne Blicke sah er wirklich attraktiv aus, so wie auf all diesen Fotos aus den Klatschpressen und von den Presseevents.

Innerlich hoffte ich, dass er mich nicht als Ersatz für seine drei Ladys vorhin hielt. Der Gedanke daran ließ mir schlecht werden und doch hatte ich so ein leises Gefühl es sei nicht so. Immerhin hatte er keiner der drei so geküsst wie mich im Aufzug gerade noch. Ob ich wollte oder nicht, ich kam nicht drumherum ständig an den Kuss im Aufzug zu denken. Egal was mein Unterbewusstsein sich einredete. Wie konnte ich nur so blöd sein?

Egal was mein verknalltes, gefühlsgesteuertes Ich sich dachte. Wie konnte ich nur so blöd sein?
Ich hatte gerade Tony Stark geküsst! Ich hatte ihn geküsst. Während meine Gedanken so langsam wieder klarer wurden, sank ich in meinem Sitz immer weiter zusammen und wollte mich nur noch verkriechen.

Oh Gott mein Job!!!

Hatte ich mir nicht geschworen ich würde ab sofort alles Private und Berufliche, was mit Tony Stark zusammenhing, trennen? Der erste Kuss im Tower hätte ich als Playboy-Aktion Tony's durchgehen lassen können, aber jetzt hatte er mich gefragt und ich hatte auch noch ja gesagt. Ich hatte JA gesagt! Zu einem Kuss mit Tony Stark. Nicht das ich es bereute, aber... aber was? Tat ich es? Bereute ich den Kuss?
Ahh, das alles machte mich irre. Im gleichen Augenblick fiel mir auf, dass ich ihn vielleicht jetzt schon ein wenig zu lange angesehen haben könnte und ich sah weg.

Ich seufzte leicht auf und mir wurde erst viel zu spät bewusst, dass ich das in Echt auch getan hatte und nicht nur in meinen eigenen Gedanken. Und zu allem Überfluss war es laut genug gewesen. Laut genug das Tony einen kurzen Moment von der Straße hoch sah und mich an. Mist. Naja zumindest hatte ich vorher gemerkt, dass ich ihn schon zu lange angestarrt hatte und hatte weggesehen.

"Alles gut?" fragte er und ich konnte die leichte Beunruhigung in seiner Stimme mitschwingen hören. Vielleicht dachte er ja auch, dass ich es bereue? Schnell nickte ich, auch wenn es sicher nicht einmal ansatzweise die Wahrheit war, "ja alles gut" schwieg danach jedoch weiter. Auch ihm war diese Situation und sicher auch der Kuss sichtlich unangenehm. Wir beide hatten uns einfach der Stimmung verleiten lassen und jetzt waren wir wieder in der bitteren Realität angekommen. Die Realität wo ich nur meinen Job tat -auf ihn aufpassen- und er der weltbekannte Frauenheld war. Konnte sowas funktionieren? War es überhaupt etwas zum "funktionieren"?

Dadurch das ich beinah die ganze Fahrt über den Mann neben mir gegrübelt hatte, bemerkte ich erst jetzt das wir bereits auf den Parkplatz des Hotels vorgefahren waren. Sobald wir zum Stehen gekommen waren schnallte ich mich ab und stieg aus dem schicken Sportwagen aus. Ebenso schnell wie eben ging ich auf den beleuchteten Eingang des Hotels zu. Ich wollte nur noch in mein Zimmer ins Bett, diesen grauenvollen Tag vergessen und einen einzigen Moment nicht an Tony, Küsse oder seine Sticheleien denken. Ich konnte mich ja nicht mal jetzt davon überzeugen!

"Abbey" hörte ich meinen Namen, sodass ich stehen blieb und mich umdrehte. Tony kam ebenso schnellen Schrittes auf mich zu. "Dieses Hotel hat 1000 Zimmer und es ist mitten in der Nacht, ich fände es besser wenn du nicht alleine hier rumläufst" erklärte er fast schon überdeutlich und für einen kurzen Moment wusste ich nicht was ich davon halten sollte. War das wieder einmal einer seiner Anmachen oder war er wirklich besorgt?
"Meinst du das ernst?" platze es dann doch aus mir heraus, als wir nun gemeinsam auf den Eingang zugingen. Im Augenwinkel sah ich kurz wie Tony mich ansah, dann jedoch nur knapp nickte. Mir wurde bewusst das wir nun noch einmal Fahrstuhl fahren müssten um zu unseren Zimmern zu kommen. Wie ich diese Teile hasste. Und was ich noch wusste war, dass diese Fahrt die schlimmste von allen werden würde.

Und ich hatte Recht. Es war schlimm. Es war eng und dunkel und still und wir schwiegen. Und als wir oben angekommen waren, schwor ich mir heimlich nie wieder auch nur einen Aufzug zu betreten. Wir würden sich irgendwann wohl oder über darüber sprechen müssen, doch das hatte Zeit, nicht? Nur hoffentlich würde Tony das Thema nicht ansprechen.
Endlich waren wir vor den Zimmern angekommen, wobei ich schon seit dem Aufzug meine Schuhe nicht mehr anhatte und nun in der Hand trug. Schnell kramte ich nach dem Schlüssel in meiner Handtasche und war heilfroh als ich ihn endlich gefunden hatte und die Tür aufschließen konnte.

"Gute Nacht" hörte ich Tonys Stimme noch, bevor seine Zimmertür zuschlug und für einen kurzen Moment blieb ich im Türrahmen stehen um mir einzureden das alles gut zwischen uns war und Tony einfach nur nett sein wollte. Tja, es klappte nicht. Ich machte mir ständig Gedanken, doch diesmal nicht nur weil wir uns geküsst hatten oder weil jetzt solche eine komische Stille zwischen uns herrscht, sondern auch weil mir bewusst geworden war, dass so eine Liaison mir meinen Job kosten könnte. Noch ein Grund warum ich anfangen sollte berufliches und privates zu trennen.

Wie oft hatte ich mir das heute schon eingeredet? Wahrscheinlich zu oft, doch trotzdem dachte ich beim Zähneputzen, umziehen, beim ausräumen meiner Kosmetiksachen und beim abdunkeln der Fenster sowie beim ins Bett klettert ununterbrochen an Tony und den Kuss. Immer und immer wieder.

Froh war ich im Moment einfach nur, dass ich das vielleicht all das gleich vergessen könnte. Und mit dem Gedanken fiel ich völlig übermüdet in mein Bett und schlief fast augenblicklich ein. Und Gott sei Dank blieb mir wenigstens eine Sache vergönnt: ein traumloser Schlaf.

Bis...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 16, 2023 ⏰

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