Karma kommt

Kapitel 20

Gut gelaunt verlasse ich das Schulgebäude. Heute war ein ausgesprochen guter Tag, da unsere Chemielehrerin bedauerlicherweise krank war und die Stunden somit entfielen. Deswegen habe ich heute früher frei und keinen Chemieunterricht. 

Zusätzlich strahlt die Sonne von einem azurblauen Himmel herunter und ich lege kurz den Kopf in den Nacken, um die wärmenden Strahlen auf meiner Haut zu genießen. So schön kann das Leben manchmal doch sein. Meine gute Laune sinkt jedoch, als ein Schatten neben mir auftaucht und mich in die Realität zurückreißt. Ein unwiderstehlicher Duft steigt in meine Nase. Ames steht neben mir und lächelt mich freundlich an. 

„Was willst du?", frage ich ihn kritisch und verschränke meine Arme vor der Brust. „Meine Chance, dich als Mate zurückzugewinnen.", erwidert der angehende Alpha und widerwillig zucken meine Mundwinkel bei dem verschmitzten Grinsen auf seinen Lippen. Die Anziehungskraft zwischen uns ist nicht zu verleugnen, allerdings lediglich auf das Band zu schieben. „Gut, ich gebe dir heute drei Stunden meines Tages.", gebe ich kurzentschlossen zurück und überrascht blinzelt er mich an. 

„Was, wirklich? Ich... ich meine... super...", stottert er und fährt sich durch die dunklen Haare. Seine Überraschung amüsiert mich und mit einem Lächeln auf die Lippen. Seite an Seite überqueren wir den beinahe leeren Schulhof zu seinem Auto und freundlicherweise hält er mir die Tür auf. Sein Auto riecht angenehm nach einer Mischung seines eigenen Duftes, gepflegtem Leder und einem Hauch Öl. 

Ames lässt sich hinter dem Steuer nieder und startet den Motor. „Also, was wollen wir machen?", frage ich, um die Stille zu durchbrechen. Verschwörerisch grinst mein Mate mich an. „Ich dachte mir, du würdest bestimmt gerne auf legale Weise deine Wut auf mich rauslassen. Wir gehen Paintball spielen."

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Angespannt lauere ich hinter dem kleinen Schutzkörper. Mein Herzschlag geht ruhig, beinahe zu leise, um von Wolfsohren gehört werden zu können. Das Herz meines Mates hingegen rast wie verrückt, als er sich von Deckung zu Deckung schleicht und mich sucht. Ich kann das Adrenalin in seinen Adern förmlich riechen. Belustigt grinse ich in mich herein und lege das kleine Plastikgewehr an, um ihn zu visieren. 

Er sitzt perfekt im Schussfeld, den Kopf seitlich zu mir gedreht und ungeschütztem Oberkörper und doch hindert mich etwas daran, abzudrücken. Ihm weh zu tun. Zitternd atme ich tief ein und richte das Gewehr dann entschlossen ein wenig tiefer, ehe ich den Abzug betätige. Die gelbe Farbpatrone zerplatzt direkt an Ames Schulter und er stößt einen erschrockenen Laut aus, ehe er sich theatralisch nach hinten auf den Boden fallen lässt. 

„Du hast mich wirklich erschossen.", röchelt er, als würde er sterben und grinsend trete ich neben ihn. „Sei dankbar, ich hätte auch auf deinen ungeschützten Nacken zielen können. Da war die Schulter schon weniger schmerzhaft, beinahe gnädig.", spotte ich belustigt und beobachte, wie er sich aufrichtet. Gelbe Farbsprenkel ziehen sich über sein Gesicht und instinktiv hebe ich eine Hand, um die Sprenkel von seiner Wange zu wischen. 

Funken gehen von dort aus, wo sich unsere Haut berührt, benebeln meine Gedanken und entfachen in mir das Verlangen nach mehr, nach ihm. Ames hält ganz ruhig, obwohl ich sehen kann, wie seine Finger zucken. Er hat Angst, mich zu verschrecken. Verwirrt über mich selbst lasse ich meine Hand wieder sinken und trete etwas zurück, um mich zu räuspern. „Wollen wir noch was essen gehen?", frage ich ablenkend und weiche seinem brennenden Blick aus. 

Würde ich ihm jetzt in die Augen blicken, würde ich Gefahr laufen noch dinge zu tun, die ich später bereuen werde. „Gerne. Ich kenne einen sehr guten Inder. Du isst doch noch so gerne indisch wie früher, oder?" Überrascht schnellt meine Augenbraue bei seinem Vorschlag hoch. „Ja.", murmel ich nur leise und wir geben unsere Sachen ab. Wieder hält Ames mir charmant die Tür auf und schweigend lasse ich mich in den weichen Ledersitz gleiten.