Kapitel 8.

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Dunkelheit. Sie hüllt die Welt ein und verschluckt jedes Licht. Steht eine Flamme alleine, so bringt sie nicht viel.

Sie wird von der Dunkelheit überwältigt, verschlungen. Doch kommt zu der einzelnen Flamme noch mehr dazu, entsteht ein Feuer, welches die Dunkelheit zurückzudrängen vermag. Mein ganzes Leben, war ich eine kleine Flamme, alleine in der Dunkelheit.

Keine andere Flamme wollte sich zu mir gesellen. Die Dunkelheit drohte mich zu verschlucken, zu vernichten. Da traf ich auf Ryder. Die erste Flamme, welche sich zu mir gesellt hat.

Mit ihm kam das ganze Rudel dazu und ich wurde Teil eines Infernos. Nie hätte ich zu hoffen gewagt, Freunde zu finden. Ein glückliches Leben zu führen. Ich erzählte Ryder von meiner Immunität gegenüber Vampirbissen und er machte sich als erster die Mühe, etwas aus mir zu machen.

Er bot mir an, mich zu einer Wächterin zu trainieren. Ein Traum eines jeden Werwolfs. Zu nächst dachte ich, er verarscht mich. Ich, die fette, naive, untalentierte Werwölfin sollte eine Wächterin werden?

Der Posten der Wächter ist mit einer der angesehensten. Ihre Worte wiegen bei Beratungen viel und man vertraut ihnen den Schutz des Rudels an.

Doch Ryder veraschte mich nicht. Er hielt Wort und machte mich zu dem, was ich heute bin. Meine letzte Hürde war, mich Ryder anzuvertrauen.

Die ersten Jahre seines Lebens ist ein Wächter an den Alpha oder seinen Sohn gebunden. Sie bestimmen auf wen der Wächter geprägt wird und nur sie können den Eid sprechen. Mein Bruder versprach mir damals, mich niemals gegen meinen Willen an eine Person zu binden.

Als er seine Mate traf, bat ich ihn sofort, mich auf sie zu prägen. Ich wollte mich beweisen und Ryders Glück um alles auf der Welt schützen. Unser zukünftiger Alpha nahm dankbar mein Angebot an und sprach das erste Mal den Eid.

Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, plötzlich woanders aufzutauchen und Amelia zu beschützen. Je nachdem, wie schnell und schwerwiegend der Angriff auf Amelia war, war ich da.

Hatte sie einen Alptraum, verspürte ich ein unangenehmes Kribbeln im Bauch. Wenn sie sich irgendwo gestoßen hat, war es wie ein kurzer Blitz durch meine Gedanken. Einmal schnitt sie sich versehentlich in einen Finger und ich wurde aus meinem Bett direkt neben sie teleportiert. Niemand weiß genau, woher die Magie der Wächter stammt.

Einzig der Hohe Rat der Wächter, alte Werwölfe mit viel Erfahrung, hüten dieses Wissen. Ich blicke auf das schwarze Wasser vor mir. Jegliches Licht des aufblitzenden Mondes wird verschluckt. Keine einzige Welle funkelt auf. Dunkel, wie schwarzer Teer, liegt der See vor mir.

Ich sitze auf der Wurzel eines Baumes und beobachte die tiefe Schwärze. So allein, hat sich meine Flamme früher gefühlt und ich spüre, wie sich mein kleines Licht von dem Inferno löst.

Ich habe den Thompsons vertraut. Sie haben mir alles gegeben, wonach ich mich so lange gesehnt habe. Liebe, Hoffnung und Freude am Leben. Wir alle Leben nur einmal und sollten das nutzen.

Jede Sekunde ist auf ihre eigene Art und Weise wertvoll. Langsam strecke ich meine Hand aus und berühre die dunkle Oberfläche. Zart tauchen meine Hände in die kühle Flüssigkeit und verursachen leichte Wellen.

Just in diesem Moment kommt der Mond ein bisschen hervor und tatsächlich funkelnd die kleinen Wellen auf. Trotz der verschlingenden Dunkelheit, leuchten sie.

Der See spiegelt mein Leben wider. Es war einsam und traurig. Ich hatte nichts, was mir Freude bereitet hat. Meine Flucht damals, haben jedoch Wellen geschlagen und erst so konnte mein Leben anfangen zu glitzern.

Meine Hand schließt sich um einen großen Stein. Weit hole ich aus und werfe ihn in den See. Mit einem lauten Klatschen kommt er auf und verursacht große Wellen.

Karma kommtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt