Kapitel 4.

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Geschockte Stille herrscht. Die Blicke aller Anwesenden wandern zwischen mir und Ames hin und her. „Du hast nicht das Recht, mich so zu nennen." Hauche ich leise, doch trotzdem hört jeder meine Worte klar und deutlich. Noch erschrockener, falls das überhaupt möglich ist, wandern alle Blicke zu mir. 

Allein Ames blickt weiter nach draußen. „Ich weiß. Ich habe dich damals abgelehnt und das tut mir leid." Sagt er und dreht sich zu mir um. Fassungslos klappt mir der Unterkiefer herunter. „Denkst du etwa wirklich, damit ist es getan?" Frage ich nach. Unsicher verschränkt Ames seine Hände. „Ich denke, es ist ein Anfang." Beginnt er zögernd. Wutentbrannt rausche ich auf ihn zu. Mein Körper drückt seinen gegen die Theke und mein blutverschmierter Dolch liegt an seiner Kehle. 

„Denkst du wirklich, ich werfe mich nach dieser jämmerlichen Entschuldigung in deine Arme und alles ist vergessen? Schau dir dieses Blut an. Ich habe dort draußen gegen Vampire gekämpft und sie getötet. Ich bin eine verdammte Wächterin geworden und ich habe nicht vor mein neues Rudel für mein altes Aufzugeben. Bei euch war ich immer der Schandfleck, den niemand haben wollte. Ihr habt mich täglich spüren lassen, wie schlecht und sinnlos ich doch bin. Das ich nichts kann und nichts wert bin. Jeden Tag habe ich auf meinen Mate gehofft, der mich aus dieser Hölle befreit. Dann wurdest du sechzehn und konntest deine Mate finden. Das war der schlimmste und schönste Tag in meinem Leben gleichzeitig. Natürlich hast du mich abgelehnt. Noch heute prägen mich deine Worte. Deswegen habe ich mich entschieden zu gehen und das war eine gute Entscheidung. Ich habe ein neues Rudel gefunden. Eine Familie die mich liebt und mich als Tochter und Schwester akzeptiert hat. Sie haben eine Wächterin aus mir gemacht. Eine verdammte gute Wächterin, möchte ich meinen. Du kannst die deine Entschuldigung sonst wohin schieben, aber lieber lasse ich mich freiwillig von Arthur beißen, als noch einmal solch jämmerlichen Worte von dir zu hören." 

Schreie ich ihn an. Seine Augen blicken mich überrascht an und zornig funkle ich ihnen entgegen. Ich stoße mich von ihm weg und verlasse die Küche. In der Tür bleibe ich noch einmal stehen und blicke über die Schulter zurück. „Ich brauche euch nicht. Keinen von euch. Ihr habt mir nichts gegeben und ich schulde euch gar nichts. Auf Wunsch meines Vaters verweile ich für ein Jahr hier und dann bin ich weg. Darauf könnt ihr euch verlassen." 

Zügig eile ich die Treppe hoch und lasse die Tür hinter mir ins Schloss krachen. Meine Waffen pfeffere ich einfach in ihren Schrank. Später würde ich sie säubern. Ich nehme ein Handtuch und laufe in das Bad mir gegenüber. Schon bald rauscht das kalte Wasser auf mich herunter und übertönt jedes andere Geräusch. Allein mein Herzschlag und das verzweifelte Wimmern meiner Wölfin ist noch zu hören. Ich spüre, wie ihre Seele sich an meine schmiegt und wir uns schutzsuchend aneinanderklammern. Zwei einsame Wesen irgendwo in der grausamen Welt. 

Meine Wölfin udn ich sind eins. Sie hat keinen Namen oder eine Stimme. Sie ist einfach ein Teil von mir und kann sowohl meine Gedanken, als auch meine Emotionen beeinflussen. Wenn wir uns vollständig verwandeln, dann steht sie mehr im Vordergrund.

Erschöpft shampooniere ich mich ein und entferne die Bluterste von meinem Körper. Nach gefühlten Ewigkeiten steige ich aus der Dusche und hülle mich in ein weiches Handtuch. Ich tapse rüber in mein Zimmer und ziehe mir meinen flauschigen Schlafanzug an. Rücklings falle ich auf das Bett und starre an die Decke. Wieso hasst mich das Schicksal so? 

Ich habe jahrelang unter diesem Rudel gelitten und jetzt werde ich gezwungen, für ein Jahr zurückzukehren. In diesem, verzweifeltem Moment verfluche ich meinen Vater dafür, dass ich hier bin. Doch ich weiß, dass er sich etwas dabei gedacht hat. Niemals würde er etwas tun, um  mir zu schaden.

Von unten höre ich nichts mehr, also traue ich mich vorsichtig die Treppe herunter. Leise Stimmen dringen aus der Küche und als ich hereinschaue, sehe ich nur noch Alpha Thompson und Ryder. Beide blicken bei meinem Eintreten auf, doch ich ignoriere sie strikt. Ich nehme ein Glas aus dem Regal und fülle Leitungswasser hinein. Die beiden Männer schauen mich immer noch an und genervt wende ich mich ihnen zu. 

#„Hör zu, Alecta. Ich wollte mich persönlich dafür entschuldigen, was dir alles wiederfahren ist. Ich habe mir damals keine Mühe gegeben einen Wert in dir zu suchen und das macht mich zu einem schlechten Alpha." Beginnt er. Unbeitilgt ergreife ich ein Stück Pizza von einem der Teller, ehe ichh mit leichten Schritten auf ihn zu schlendere und bleibe direkt vor ihm stehen. 

„Sagt mir, Alpha, wie oft habt Ihr weggeschaut, wenn man mich verletzt hat. Wieso habt Ihr nie nachgefragt woher die blauen Flecken und Prellungen stammen? Wieso habt Ihr mich nie gefragt, warum ich keine Freunde habe? Ich kann es euch sagen. Ihr habt Euch einfach nicht für mich interessiert. Niemanden von euch hat es gestört, wenn es mir schlecht ging. Ihr habt euch einfach umgedreht und drüber hinweggesehen. Ich bin die Mate von eurem Sohn. Ob es euch gefällt oder nicht. Ich habe mir mein Leben auch anders vorgestellt, aber durch die Ablehnung Eures Sohnes habe ich eines gelernt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." 

Die Augen meines ehemaligen Alphas weiten sich, doch ich verlasse einfach die Küche. Ich hüpfe die Treppe hoch und springe in mein Bett. Wenn ich schon ein Jahr lang hier verweilen muss, kann ich wenigstens mit allen Abrechnen. Denn eines kann jedem von uns gewiss sein: Karma kommt.

Weil ich gerade so motiviert bin, einfach noch ein Kapitel :) Ich freue mich sehr über Rückmeldungen.

Bis demnächst,

Calietha

Ps. Dieses Kapitel widme ich me_rena, als Dank für den ersten Vote und das erste Kommentar ;)


Karma kommtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt