Karma kommt

Kapitel 1.

Drei Jahre sind seit meinem Weggang vergangen. Wenige Monate nach meiner Flucht traf ich auf ein weiteres Rudel. Ich wurde zunächst misstrauisch aufgenommen, doch schnell integrierte ich mich. In den zwei Monaten alleine bekam ich nicht viel zu Essen und so habe ich stark an Gewicht verloren. 

Ryder, der zukünftige Alpha des Rudels fand mich und nahm mich mit. Wir sind mittlerweile wie Geschwister für einander und auch das Alphapärchen akzeptierte mich. Ich erzählte ihnen meine Geschichte und sie nahmen mich auf wie ihre eigene Tochter. Ich bin nun nicht mehr die schwache, dicke, hässliche Alecta Summer, sondern die selbstbewusste, hübsche Alecta Thompson. 

Ich habe mich damals entschieden meinen Namen nicht aufzugeben. Ich wollt ihn behalten, um ihn wieder reinzuwaschen. Nur meinen Nachnamen änderte ich. Ryder trainierte mit mir und bildete mich zu einem richtigen Werwolf aus. Sogar zu einer Wächterin. Meine AUfgabe ist das beschützen des Rudels gegen Vampire. 

Zwischen uns beiden war sofort so eine Art Band. Als wären wir Zwillinge. Vor zwei Monaten fand er seine Mate und zunächst war das ziemlich schwierig für uns, doch mittlerweile bin ich für Amelia ebenso eine Schwester, wie für Ryder. Die beiden sind wirklich süß zusammen, auch wenn mir ihr Anblick jedesmal ein Stich in mein Herz versetzt.

Gemeinsam besuchen wir die örtliche High-School und sind zufrieden. Gerade sitzen wir im Matheunterricht und mäßig motiviert höre ich zu. Das neue Schuljahr hat gerade angefangen und nur noch ein Jahre in dieser Hölle und ich bin frei. „Miss Thompson, könnten sie bitte nach vorne kommen und diese Gleichung lösen." Schnarrt die Stimme meiner vertrockneten Lehrerin. Ihre Augen wirken unnatürlich groß hinter den runden Brillengläsern und sie erinnert mich an professor Trelawney aus Hary Potter.

Ich blicke gelangweilt auf und erhebe mich. Durch das harte Training mit meinem Bruder habe ich eine schöne, sportliche Figur bekommen, mit welcher ich mich wohler fühle. Meine Zahnspange von damals bin ich ebenfalls losgeworden und meine zerzausten, dunkelbraunen Haare fallen mir nun in schimmernden Wellen auf die Schulter. 

Meine schlanke Figur betone ich gerne mit einer schwarzen, engen Jeans, wie heute. Als Oberteil trage ich ein dunkelblaues Top und meine schwarze Lederjacke darüber. Selbstbewusst erhebe ich mich von meinem Stuhl. Ich trete nach vorne an die Tafel und nehme angewidert das Stück Kreide entgegen, welches mir die alte Schachtel entgegen hält. 

Ich bin echt schlecht in Mathe, aber zum Glück eine Werwölfin. Meine Ohren fokussieren sich auf Emiliano, welcher ebenfalls in unserem Rudel ist. Zu leise für Menschen, doch für mich verständlich, flüstert er den Rechenweg plus Lösung und ich schreibe einfach alles an die Tafel. Ich unterstreiche mein Ergebnis und lege die Kreide wieder weg. 

Zufrieden nickt mein Lehrer und endlich klingelt es zur Mittagspause. Emiliano reicht mir ein Taschentuch und ich entferne den ekligen Kreidestaub von meinen Fingern. In diesem Kurs sitzen nur vier aus unserem Rudel. Ryder, Amelia, Emiliano und ich. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Mensa. Ich habe mich bei Amelia eigeharkt und gemeinsam lästern wir über die Outfits der Schauspielerinnen bei der letzten Gala. „Dieses grüne Kleid von Angelina Jolie ging ja mal gar nicht." Kichert sie und ich stimme ihr zu. „Ich fand dieses blaue Kleid von ihr bei der letzten Gala viel besser." 

Sie nickt und wird plötzlich von mir weggerissen. Ryder hat sich seine Gefährtin geschnappt und zu sich auf den Schoss gezogen. Er flüstert ihr etwas ins Ohr und sie kichert. Ein Stich durchfährt mein Herz, als ich die beiden so sehe. Meine innere Wölfin jault schmerzerfüllt auf und schnell wende ich mich von den beiden ab. Der Stuhl neben mir wird zurückgezogen und Jack lässt sich neben mich plumpsen. „Hey Alecta." Grinst er mich an und drückt mir einen Kuss auf die Wange. 

Wie selbstverständlich legt er seinen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich. Jack ist mein bester Freund. Wir haben es vor knapp einem Jahr miteinander versucht, aber schnell gemerkt das zwischen uns nichts mehr als nur Freundschaft ist. Ausserdem hängt mein herz noch immer an meinem Mate.