Kapitel 11.

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Müde schlage ich mein Schließfach zu und verlasse das Schulgebäude. Das Geflüster und die ständigen Blicke auf mir nerven mich gewaltig. Dazu kommt es noch, dass alle zu mir kommen, um sich zu entschuldigen. Sie haben mir das Leben zur Hölle auf Erden gemacht und denken die simplen Worte 'Es tut mir leid' verändern irgendetwas? Ich habe jahrelang unter ihnen gelitten und es hat niemanden interessiert. Meine innere Wölfin ist auch alles andere als glücklich. Die Abweisung ihres Mates hat sie hart getroffen und jetzt wieder in seiner Nähe zu sein, reißt alte Wunden auf. Auf dem Weg nach draußen treffe ich mein Rudelmitglieder, welche sich lachend unterhalten. Schweigend geselle ich mich zu ihnen und steige in den Wagen. Die Anderen merken, dass ich schlecht drauf bin und lassen mich einfach in Ruhe. Das ist das Beste, was sie in so einer Situation machen können. Starr blicke ich aus dem Fenster. Der Regen fällt noch immer auf die Erde und genervt verziehe ich das Gesicht. Kann nicht einfach die Sonne scheinen? Dann könnte ich mich draußen endlich ordentlich auspowern. Der Wagen kommt zum stehen und eilig springe ich nach draußen. Ohne auf die Anderen zu achten stürzte ich nach oben in mein Zimmer. Erschöpft werfe ich mich auf mein Bett und lege mein Kissen über mich. Auch wenn die Federn nicht die Realität von mir fernhalten können, gönnen sie mir einen kurzen Augenblick Blindheit. Gefühlte Stunden liege ich einfach nur da und halte das Kissen über meinem Gesicht fest. Es klopft und die Tür schwingt auf. „Versuchst du dich zu ersticken?" Ertönt Sybillas typisch sarkastische Stimme und ich murmle etwas Unverständliches. „Sorry, aber solange du dich selbst knebelst, verstehe ich dich nicht." Schnaubt meine Freundin und das Bett senkt sich unter ihrem Gewicht. Mit einem Ruck wird mir das Kissen entrissen und die Realität fällt wieder auf mich ein. „Geh weg." Knurre ich sie an, doch die Schwarzhaarige zuckt bloß mit den Schultern. „Nö." Erwidert sie und fassungslos blicke ich sie an. „Hör zu, Alecta. Ich kenne dich erst seit wenigen Monaten, aber du bist mir auf skurrile Art und Weise wichtig geworden." Schockiert blicke ich Sybilla an. Die knallharte Sybilla, welche nie ein gutes Haar an jemanden lässt. Die ständig sarkastische und gemeine Kommentare auf jeden abfeuert, der ihr unter die Augen tritt. Diese Sybilla sitzt mit meinem Kissen in den Armen vor mir und sagt mir, dass ich ihr wichtig bin. „Ich befürchte, ich habe mich soeben wirklich erstickt und du bist irgendeine irre Halluzination." Sage ich skeptisch und rutsche vorsichtshalber etwas zurück. Sybilla verdreht ihre hübschen Augen, ehe sie mir eine mit dem Kissen knallt. „Au." Empöre ich mich. „Siehst du. Keine Halluzination. Jetzt halte mal den Mund und höre mir einfach zu, denn das ist nicht gerade leicht für mich." Meckert mich die Schwarzhaarige wieder an und holt sich mein Kissen zurück. „Also, wie gesagt kenne ich dich erst seit ein paar Monaten. Erst, seit ich Emilio getroffen habe und eurem Rudel beigetreten bin. Aber ich mag dich. Du hast Charakter und bist mir eine gute Freundin geworden, obwohl ich fast nichts über deine Vergangenheit weiß. Also erzähl mir was." Aufmerksam blickt sie mich an und spöttisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Unsere liebe Luna quetscht mich schon seid Ewigkeiten aus und ich habe ihr nie etwas erzählt. Jetzt kommst du und denkst, dass ich die mein herz ausschütte? Sorry, aber ich habe mit dem ganzen abgeschlossen." Mein Tonfall ist beißend, meine Worte gemein und doch bereue ich sie nicht. Plötzlich schießt erneut ein Schmerz durch mein Gesicht. Sybilla hat mich erneut mit dem Kissen geschlagen. Ich wusste gar nicht, dass das so doll weh tun kann. „Aua." Empöre ich mich erneut. Gerade öffne ich den Mund, um mich erneut aufzuregen, als mich die Schwarzhaarige unterbricht. „Die anderen wussten, wie du reagieren würdest und haben deswegen mich geschickt, weil ich am besten mit gemeinen Worten auskomme. Aber ich bin gekommen, weil ich dich sehr gerne mag. Wir bieten dir die Möglichkeit, das geschehene zu verarbeiten, doch du trittst uns mit Füssen. Denkst du, du bist die einzige mit einer schweren Vergangenheit? Denkst du, wir anderen tragen keine Narben? Du bist unsere Wächterin, Alecta. Du sollst uns beschützen und beraten. Du bist die beste Kämpferin unseres Rudels und doch versteckst du dich hinter einer grimmigen Miene wie ein Feigling. Was bist du: Ein Kaninchen, oder ein Werwolf? Du wurdest drei Jahre in ruhe gelassen, aber jetzt ist es Zeit, dass du dich uns öffnest. Wir haben dir unser aller Vertrauen geschenkt und dafür könntest du dich revanchieren." Ernst blickt sie mich an, ehe sie einfach aufsteht und geht. Getroffen bleibe ich zurück und drücke mein Kissen fest an mich. Sybillas Worte waren hart und wahr. Ich verstecke mich und weiche allem aus, doch nur, weil ich nicht erneut verletzt werden will. Das höhnische Gelächter aus meiner Vergangenheit steigt erneut in meinen Gedanken auf. Aus der hintersten Ecke meines Gehirnes brechen die Erinnerungen hervor, welche ich so sorgsam verband habe.

+++++++Flashback+++++++

„Fettes Schwein."

„Hässlicher Nerd."

„Schwacher Werwolf"

Die Stimmen meiner Klassenkameraden prasseln auf mich ein. Zusammengerollt hocke ich in der Ecke und berge mein Gesicht. Heiß rollen mir Tränen über die Wangen und tropfen auf den Boden zwischen meinen Füßen. Ich versuche meinen unruhigen Atem zu kontrollieren, doch mein Herz flattert wie ein gefangener Vogel in meiner Brust. Die Stimmen meiner Mitschüler vereinen sich zu einem einzigen, hämischen Chor, welcher eines singt: Niemand mag dich. Du kannst nichts. Du bist nichts wert. Es gongt laut und die Schüler strömen von mir weg, um in ihre Klassen zu gelangen. Zitternd bleibe ich in meiner Ecke liegen, bis alles ruhig ist. Erst jetzt traue ich mich, meinen Kopf zu heben. Ächzend stemme ich mich hoch und streiche meine fettigen Haare zurück. Sie haben ja letztendlich doch recht. Ich bin hässlich und eine Schande für mein Rudel. Aber dann sollten sie mich verstoßen und mich nicht jeden Tag leiden lassen. Mühsam setzte ich mich in Bewegung. Meine Rippen schmerzen, wo ich einige gemeine Tritte hinbekommen habe und meine Augen sind wahrscheinlich rot und verquollen. Ich schleppe mich in das Sekretariat und sage, dass mir schlecht ist. Die aufgetakelte Schnepfe hinter dem Tresen wirft mir über den Rand ihrer vergoldeten Brille einen abwertenden Blick zu. „Ja, Schätzchen. Bei deinem Anblick wird mir auch schlecht." Ihre Worte sind nur ein paar von vielen und dennoch schneiden sie in meine Seele und hinterlassen eine weitere Narbe, brechen einen weiteren Splitter meines willens. Traurig verlasse ich das Sekretariat, um nach Hause zu gehen. Nicht ahnend, dass dort das wahre Monster auf mich wartet.

+++++++Flashback Ende+++++++

Zitternd atme ich ein. All die Erinnerungen quellen hervor und überfluten mich, scheinen mich erneut in ihre dunklen Tiefen reißen zu wollen. Sybilla hat recht. Es wird Zeit, dass ich mich jemandem anvertraue. 

Hey ihr Lieben,

Ich habe meine Schreibblockade endlich brechen können und weiter geschrieben. wie immer hoffe ich, dass es euch gefällt und die unerwarteten Corona-Ferien versüßt. Nach den ganzen Schulaufgaben versinke ich persönlich immer gerne in den Fantasiewelten von Büchern. lasst mir doch ein Feedback da, wie euch das Kapitel gefallen hat. Gerne könnt ihr auch Vorschläge und/oder Vermutungen anstellen, wie sich Alectas Leben weiterhin gestalten wird. ich plane, in den nächsten Kapiteln ein paar Flashbacks einzubauen, um die Vergangenheit und den starken Wandel Alectas genauer zu beschreiben.

Bleibt gesund und genießt die freie Zeit,

Calietha


Karma kommtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt