1. Happy Vorweihnachtszeit

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Opal

Winter. Ich hasste den Winter. Es wurde früh dunkel. Es war arschkalt. Verzeihung für den Ausdruck. Die Menschen hetzten durch die Straßen auf der Suche nach einem Laden der Wärme schenkte. Überall diese Weihnachtsmusik und Beleuchtung. Die ganzen Touris die sich vor den Big Bang drängelten und die atemberaubende Abendbeleuchtung bewunderten und dabei ständig im Weg standen. Und nicht zu vergessen der Schnee. Er machte das Autofahren im londoner Verkehr zu einer Herausforderung. Ganz besonders wenn der Schnee zum Matsch wurde und nicht liegen blieb. Die Autofahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste nahe des Bürgersteiges fuhren und den Matsch, wenn man Pech hatte, gegen einen schleuderte. Und zu guter Letzt, diese entweder absolut gestressten Menschen oder diese dauerlächler, die viel zu gut gelaunt waren. Ich schüttelte mich innerlich und trat den Schnee vor mir weg. Kaum zu glauben, dass ich früher mal die Vorweihnachtszeit und den Winter geliebt hatte. Doch das gehörte der Vergangenheit an. Genauso wie freie Wochenenden oder genügend Freizeit um sich mal mit Freunden nach der Schule oder Arbeit zu treffen. Während viele ehemalige Freunde nach der Schule ins Leben gestartet waren, war ich praktisch in die nächste Schule versetzt worden. Es war nicht wirklich eine Schule, im Sinne wie im Abitur, sondern...sagen wir es war eine Art Ausbildungsakademie. Ja so ungefähr konnte man es beschreiben. Da diese Schule jedoch verdammt teuer war, hatte ich als Hilfskraft in einem Mikrobiologielabor angefangen zu arbeiten. Dort verbrachte ich das ganze Wochenende und drei Abende der Woche, während ich in der Woche vormittags und nachmittags so viel Lernstoff in mich hereinfressen musste, dass ich das Gefühl hatte das ganze wieder auszukotzen. Es war anstrengend, aber es war auch keine einfache Schule in die ich ging. Sie war...na gut, es war eine Ausbildungsakademie für junge Walküren. Ihr wisst schon. Diese Kriegerinnen aus der nordischen Mythologie, die tote Helden auf Schlachtfeldern aufsammelten und sie nach Walhalla dem toten Kriegerparadies brachten. Irgendwann würde ich auch das machen, aber vorerst saß ich in der Ausbildung fest. Eine Ausbildung die es mir nicht einfach machte. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass ich die geborene Walküre war. Es war nie mein Traum gewesen diesen Job irgendwann zu übernehmen. Er war mir praktisch durch meine Gene auferlegt worden. Meine Mutter war eine Walküre gewesen und hatte an dieser Akademie damals auch gelernt. Sie war so stolz gewesen, als ich dort meinen ersten Tag hatte, dass ich ihr niemals gesagt hatte, dass es nicht mein Traum war. Mein Traum lag im Schreiben. Ich liebte Bücher. Ich liebte es, mich in anderen Welten zu verlieren und der Realität zu entfliehen. Der Realität in der ich ein Doppelleben führte.

Das Licht eines Wagens blendete mich für einen Moment und ich stolperte im Schnee. Diesen Winter schien besonders viel zu fallen. Ich arbeitete mich im knöchelhohen Schnee auf die rettende Wärme zu. Dem Starbucksladen in dem ich verabredet war. Ich zog meine schwarze Mütze tiefer in mein Gesicht als der eiskalte Wind in mein Gesicht peitschte und sich wie Nadelstiche auf der Haut anfühlte. Ich konnte es nicht abwarten in die Wärme zu kommen und stolperte praktisch durch die Tür. Für einen kurzen Moment verlor ich fast mein Gleichgewicht. Wuh, so viel zu dem Thema. Ich fing mich gerade noch so und klopfte den Schnee von meinem dunkelgrünen Wintermantel. Erst dann sah ich auf. Glücklicherweise hatte ich nicht so viel Aufmerksamkeit erregt. Meine Wangen glühten auch schon so.

„Opal hier!"

Ich sah mich nach der Stimme meiner besten Freundin um und entdeckte sie in einer ruhigen Ecke, weit entfernt von der Tür, die die Kälte beim Öffnen hineinließ.

„Willow." ich eilte nun etwas vorsichtiger zu der jungen Asiatin.

Und obwohl sie wirklich wirklich klein war, grinste sie so breit, dass es schon unnatürlich aussah. „Das nenne ich eine Bruchlandung im Opalstil."

„Danke." brummend zog ich mir die Mütze vom Kopf und strich durch mein rotes welliges Haar. Obwohl ich es Schulterlang trug, fielen mir immer wieder nervige Strähnen ins Gesicht. Lange hatte ich überlegt sie ganz abzuschneiden, aber den Schritt würde ich mich nie trauen.

Ragnarök - new beginningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt