20. Ein letztes Lächeln

475 45 4
                                    

Ich erwachte sehr früh. Es war noch nicht hell. Die Dämmerung würde noch etwas auf sich warten. Zumindest vom Gefühl her. Auf der Suche nach einer Uhr tastete ich mich unter der Decke an Sigrúns Hüfte entlang, bis ich ihr Handy in der Hosentasche ertastete.

„Was wird das?" murmelte sie.

„Uhr." ich griff ihr Handy und zog es hervor. Einen Moment blendete mich das grelle Licht des Bildschirms. Es war kein personalisierter Sperrbildschirm. Es war einfach ein blau. Mehr nicht. Trotzdem konnte ich die Uhr erkennen. „Wir haben noch ein wenig Zeit." sagte ich.

„Schaff dir eine Uhr an." mit den Worten riss sie das Handy aus meiner Hand und drehte sich von mir weg. Oh ja, sie war ein Morgenmuffel. Auch wenn man das von einer Direktorin nicht erwarten würde. Sie hatte es schon immer gehasst früh aufzustehen. Wenn sie musste, machte sie das, aber sie war dann erst mal schlecht gelaunt.

Vorsichtig um sie nicht weiter zu reizen, stieg ich aus der Decke in die Kälte. Eilig schloss ich meinen Mantel und sah zum Feuer. Es war fast ausgebrannt und Gersimi nirgends zu sehen. Einen Moment glaube ich schon, sie sei einfach ohne uns losgezogen, doch dann bewegte sich was am Busch. Ich kniff die Augen zusammen und zog die Kapuze tiefer in mein Gesicht, ehe ich langsam darauf zu ging.

„Was genau machst du da?"

„Beobachten." Gersimi hielt ein Fernglas in der Hand.

Ich runzelte die Stirn. „Wo hast du das her?"

„Als ihr eingeschlafen seid, hatte ich langeweile und hab den Besitzer nach einem Fernglase gefragt. So konnte ich ein wenig das Schloss beobachten.

Ich schob mich neben sie. „Das war gar kein so schlechter Gedanke." ich sah zwischen den Ästen zu dem gelben Schloss mit den grünen Fensterbrettern. Durch einen Graben und Bäume vor dem Schloss, war nicht allzu viel zu sehen. Gersimi reichte mir das Fernglas. Ich nahm es an.

„Ich habe vier Wachen gesehen. Diener der Hel. Sie stehen an der Außenmauer. Zumindest das was davon übrig ist. Unser einziger Eingang ist durch das Tor, oder wir müssen ungesehen durch den Wassergraben und die Mauer hoch." sagte sie. „Außerdem gibt es keinen Sichtschutz, wenn wir über die Wiese oder an der Straße entlang gehen. Man kann uns praktisch sehen, sobald wir die Bäume und den Campingplatz hier verlassen haben. Allerdings..." es raschelte und sie zog die Broschüre hervor. „Habe ich hier gesehen, dass wir rechts herum einem Nebenarm des Flusses folgen können. Der Weg ist bewaldet und gibt uns Schutz."

„Da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht." ich nahm die Broschüre entgegen und sah kurz darauf. „Aber du hast recht. Da ist tatsächlich ein kleiner Weg eingezeichnet. Wir sollten beim Ansetzen der Dämmerung los und näher dran, damit wir wissen mit wie vielen wir es zu tun haben. Wenn da wirklich Diener der Hel sind, dann ist Opal definitiv auch dort."

„Hoffentlich geht es ihr gut. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ihr etwas passiert. Wäre ich doch nur mit ihr gegangen."

„Gersimi, dich trifft keine Schuld. Keiner von uns wusste, dass das geplant war und keiner von uns wusste, dass Skögull interne Informationen gesammelt hat, um den richtigen Moment abzupassen."

„Reginleifr hat recht."

„Himmel, Baby!" ich zuckte zusammen. Hatte Sigrún nicht bemerkt, die auf einmal bei uns stand.

Sie nahm mir das Fernglas ab und sah Gersimi an. „Ich halte deinen Plan für keine schlechte Idee. Kannst du mit einer Waffe umgehen?"

„Ein wenig."

„Reginleifr, wird dir ein paar Tricks zeigen, bis wir losziehen. Du wirst sie brauchen, wenn es zum Kampf kommt und das wird es sicherlich."

„Ähm..."

Ragnarök - new beginningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt