23. Post von oben

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Zwei Wochen später

Regan

„Du musst den Rahmen gerade halten, Tom!"

Ich schob den Rahmen in seine Position und griff an die Bohrmaschine, die an meinem Werkzeuggürtel hing.

„Tante Regan." rief River aus meiner Küche.

„Ja?" ich griff nach den Schrauben.

„Kannst du mir nachher Mathe erklären? Opal hat keine Zeit. Sie muss arbeiten."

Ich hasse Mathe.

„Ja, klar." rief ich zurück und wandte mich an den jungen Blondschopf. „Siehst du die Wasserwaage?"

„Ja."

„Reich sie mir bitte mal."

Der Student griff die Wasserwaage und reichte sie mir. Ich legte sie auf den Rahmen. „Jetzt schau noch mal nach."

„Alles klar." er richtete den Rahmen. „Jetzt kannst du."

„Perfekt." ich hockte mich hin um die Schraube anzusetzen. Währenddessen klingelte es. „River, machst du bitte mal auf."

„Ja ha..."

Ich schraubte die Schraube in den Rahmen und wandte mich an die andere Seite. „Du musst den Rahmen ein wenig höher halten."

„Wird gemacht." er schob sich näher heran um den Rahmen besser greifen zu können. Ich griff zwei Schrauben. Die eine hielt ich zwischen meinen Lippen fest, während ich die andere ansetzte und den Rahmen befestigte. Dann rutschte ich höher, um auch die zweite Schlaufe mit dem anderen Nagel zu befestigen. „Das müsste halten. Danke Tom."

Er grinste. „Kein Problem, Regan."

Jemand räusperte sich.

Wir sahen auf.

„Sigrún." überrascht sah ich die Schönheit an. Sie trug noch Rock, Bluse und Blazer von der Arbeit. Ihre Haare waren streng hochgesteckt. Sie richtete ihre Brille und musterte Tom eingehend.

„Tom, das wärs dann auch. Danke für deine Hilfe."

„Immer wieder gerne. Meine Nummer hast du noch oder?"

„Natürlich." ich lächelte leicht, als er seine Augenbrauen mehrfach hob. „Geh schon."

Er lachte und verschwand schließlich. „Tschüss River."

„Tschüssi Tom." schrie River aus der Küche.

Sigrún wartete genau bis er aus dem Raum war, bevor ihr nicht zu deutender Blick mich traf. „Ist das dein Ernst? Der ist nicht mal ein Zentel so alt wie du? 25? Wenn überhaupt."

„Nicht ganz. Er ist Achtundzwanzig." ich legte die Bohrmaschine zur Seite. „Wenn du so gut in Mathe bist, kannst du ja auch River helfen."

„Ich bin nicht hier um..."

„...ähm Direktorin Cartwright." River kam zaghaft ins Wohnzimmer. „Kannst du mir Mathe wirklich erklären? Tante Regan ist wirklich schlecht."

Sigrún sah erst mich an, dann River, dann wieder mich.

Ich zuckte mit den Schultern. „Mathe war nie meine Stärke."

Sie seufzte. „Schön, dann zeig mir wo du nicht weiterkommst."

„Danke!" er griff einfach ihre Hand und zog sie in die Küche. Ich schüttelte den Kopf. Das war verrückt. Zwei ganze Wochen hatte Funkstille geherrscht. Ich hatte mich langsam in mein Leben zurücksortiert und dann das. Es würde wohl oder übel nicht aufhören. Ich zog mir den Werkzeuggürtel wieder fester und wandte mich dem Rahmen zu. Das Wohnzimmer war noch immer nicht wieder Vollständig hergestellt. Die Außenfassade und Fenster waren erneuert worden, aber trotzdem fehlten noch einige Halterungen. Gestern hatte ich den ganzen Tag gestrichen. Opal war vorbeigekommen, hatte geholfen, bevor sie in ihr eigenes Apartment zurückgefahren war. Zwischen der Arbeit und den ganzen Malkursen im Atelier blieb nicht viel Zeit. Oft nahm ich River mit ins Atelier, damit er nicht alleine bleiben musste. Dort hatte ich ihm extra eine kleine Ecke eingerichtet, mit allem was er wollte. Aber am meisten genoss ich die freien Tage mit ihm und Opal zusammen. Es schien bei unserer Trauer um Dawn zu helfen, denn Opal kam nun freiwillig öfter vorbei. Trotz Akademie, Nebenjob und Freundin. Obwohl sie und Gersimi es noch nicht offiziell verlauten ließen. Sie mussten es unter Dach und Fach halten. Da es gesetzlich nicht ganz erlaubt war. Aber Opal war glücklich und das war was zählte.

Ragnarök - new beginningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt