15. Tanz in die Vergangenheit

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1478 n. Chr.

„Nieder mit der Hexe! Ich will sie leiden sehen!"

Das kalte Metall schnürte sich eng um meine Handgelenke, als man mich an den Pfosten kettete.

„Ich will das sie schreit. Ich will Blut sehen!"

„Nieder mit der Hexe."

Ich spuckte das Blut auf den Boden, dass sich in meinen Mund gesammelt hatte. Der metallische Geschmack des Blutes, ließ mich würgen.

„Holt die peitschen!" donnerte die Stimme des Herrschers unter dem Jubeln der Menschen. Ich stank nach Abfall und Scheiße. Den Dingen mit denen man mich auf den Weg zum Platz beworfen hatte. Ich wagte es kaum zu atmen. Die Wut und Erschöpfung ließen mich erzittern. Mir war kalt. Der Schnee unter mir war rot besprenkelt, von derjenigen die vor mir an diesen Mast gefoltert worden war. Das dünne Leinenkleid, hielt die Kälte nicht im Geringsten ab. Niemand scherte sich darum. Niemand scherte sich um mich. Sie wollten mich leiden sehen.

Mit einem kräftigen Ruck wurde mir das Kleid am Rücken aufgerissen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich wusste was jetzt kam. Jeder wusste das. Doch mir war nicht zum Jubeln zu mute. In meiner Sicht tanzten schwarze punkte. Meine gesamte linke Seite schmerzte. Mein Bauch schmerzte. Überall dort, wo man mich getreten hatte. Auf mir herum getrampelt war. Mich mit scharfen Steinen beworfen hatte.

„Peitscht diese Hexe aus!" donnerte der Herrscher. „Nimmt ihr diese Kette ab!"

Ich hob meinen Kopf. Versuchte ihn zu fokussieren. Dort vorne saß er. Auf einer erhöhten Tribüne, um auch alles mitansehen zu können. Mit einem Wein in der Hand, goldener Rüstung und Schmuck, saß das fette Schwein dort. Genoss sichtlich den Jubel. In seinem schwarzen Haar lag eine goldene Krone. Sein linkes Auge zierte eine hässliche Narbe. Das war die einzige Genugtuung die ich verspürte.

Doch dann riss jemand die Kette von meinen Hals.

Nein, nicht die Kette!

„Ich bringe euch um!"

Plötzlich schoss ein Schmerz durch meinen Rücken. Fühlte sich an, als würde er aufgerissen. Stöhnend presste ich meinen Kiefer zusammen. Ein weiterer Hieb traf die Wunde erneut. Setzte einen schmerz in Gang, der mich für eine Sekunde zu lähmen schien. Ich sackte herunter. Die Ketten schnitten in meine wunden Handgelenke. Ich versuchte mich loszureißen, als mich ein erneuter Schlag traf. Ich sackte herunter. Ein Schrei verließ meine Kehle. Jeder einzelne Schlag schien meine Seele zu vernarben. Sie zu einem einzigen Geflecht zu machen, während der Schmerz stetig schlimmer wurde. Das warme Blut, das meinen Rücken herunterlief war kaum zwischen dem pochen zu spüren. Ich hatte das Gefühl, das mein gesamter Rücken langsam und stetig mit einem Messer aufgerissen wurde. Als würde man mir die Haut vom Rücken ziehen. In einzelnen scharfen Schlägen. Der schmerz vernebelte meinen Verstand. Schwärzte meine Sicht bis ich weg sank...

Gegenwart

Wütend schlug ich auf den Boxsack ein. Die Wut und Verzweiflung in mir wirbelten herum. Vermischten sich mit Erinnerungen der Vergangenheit und wurden zu einem toxischen Gemisch. Immer und immer wieder schlug ich zu. Meine Muskeln brannten. Zitterten. Wollten sich weigern, doch ich konnte nicht aufhören. Immer und immer wieder schlug ich zu. Ignorierte meine Wund gewordenen Knöchel.

Ich schlug zu. Wieder und wieder. Die Wut wollte nur sehr langsam vergehen. Die Bilder drehten sich immer und immer schneller.

„Reginleifr, dass reicht."

„Nein." wütend schlug ich den Boxsack mit ganzer Wucht. Die Befestigung knarzte von der Schlagkraft. Obwohl sie extra für diese Kraft ausgelegt worden war.

Ragnarök - new beginningsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt