Kapitel 12

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Als die Tür ein zweites Mal unerwartet aufsprang, wendete ich mein Blick von Chris ab und sah, wie eine Schwester mit einer kleinen Tasche das Zimmer betrat. ''Hannah. Das hier sind deine Wertsachen, die bei dir gefunden worden sind. Falls du noch etwas vermisst: Wir haben hier in der Stadt auch ein Fundbüro. Vielleicht ist dort noch was abgegeben worden.'', meinte sie. Etwas vermissen. War das ihr Ernst? Ich konnte mich anfangs nicht einmal an meinen Namen erinnern und sie dachte allen Ernstes, dass ich wüsste, wenn etwas fehlte?


Die junge Frau legte die kleine Tasche auf den Tisch und griff nach dem Tablett. ''Moment, wollen Sie nicht fragen, ob Hannah noch was zu Essen will?'' Chris stoppte sie in ihrem tun. Ich konnte beobachten, wie die junge Frau ihren Kopf hob und Chris anschaute. Ihr Mund klappte etwas auf.

''Ähm, j-ja klar. W-willst du noch was essen?'', stotterte sie und wendete ihren Blick nicht von ihm ab. Was war denn in sie gefahren? Irgendwie nervte es mich richtig, dass sie ihn so anschaute.

''Nein, danke.'', antwortete ich kurz. Mein Blick lag weiterhin auf den beiden und als Chris bemerkte, wie ich die beiden beobachtete, musste er grinsen.

Als würde die Schwester meinen, dass er sie auslachte, richtete sie ihren Blick auf den Boden, griff nach dem Tablett und verschwand wieder genau so schnell, wie sie gekommen war. Was war denn das jetzt für eine Show?


''Was war denn mit der los?'', fragte ich verwirrt, als die Tür wieder zu fiel.


''Du hast gestern keine Nachrichten geguckt, oder?'', fragte er. War das schon wieder eine ablenkende Frage?

''Nein, ich hatte keine Zeit. Ich war ja die ganze Zeit irgendwo unterwegs.''


''Richtig.'', murmelte er und stand während seiner Antwort vom Stuhl auf. ''Wollen wir gehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du noch eine Minute länger hier bleiben willst.'' Er grinste und als er mein heftiges Nicken wahrnahm griff er nach meinem Koffer. Ich ging zu meiner Jacke und schlüpfte hinein. Jetzt konnte ich wieder langsam aber sicher in mein altes Leben zurückkehren und viel besser versuchen mich an alles zu erinnern. Endlich.


Ich griff noch ein letztes Mal nach einem Gegenstand auf dem Tisch, dem Beutel mit meinen Wertsachen, und verschwand zusammen mit Chris aus dem Zimmer, dass die letzten Wochen mein zu Hause gewesen war.

Auf dem Parkplatz angekommen, wurde ich wieder etwas unsicherer. Irgendwie war das Krankenhaus wie eine sichere Mauer, die mich vor der Außenwelt wenigstens etwas schützte und jetzt verließ ich es. Lies es hinter mir, um mein eigenes Leben wieder zu leben.


Konnte ich das überhaupt? War ich dazu überhaupt schon in der Lage? Nicht jeder konnte wissen, dass ich mich an nichts erinnerte und würde deswegen mit mir anders umgehen, als die Leute, die in den letzten Tagen um mich herum waren. Würde ich das überhaupt aushalten?

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