Völlig erschöpft, aber wirklich glücklich schaute ich auf das Werk vor mir. Ich war nach knapp zwei Stunden fertig und war mir dem Ergebnis vollkommen zufrieden. So sah der Schrank definitiv besser aus, als noch einige Zeit vorher. Damit konnte ich mich anfreunden.
Chris war in den letzten zwei Stunden immer mal wieder hier oben, um zu schauen, was ich machte. Er hatte gelacht, als ich ihm gesagt hatte, ich würde aufräumen. Anscheinend war ich nicht die ordentlichste, was zwischen uns auch oft zu einem kleinen Streit geführt hatte. Aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Unordnung konnte ich nicht leiden, es sah einfach nicht schön aus.
Ich tapste die Treppe nach unten, wollte was trinken. Nach dem Kaffee heute morgen, den ich größtenteils auch verschüttet hatte, hatte ich nichts mehr getrunken. Ohne nach Chris zu schauen ging ich in die Küche um nach irgendwas nützlichem zu suchen, doch mir fiel etwas anderes mehr auf. Chris. Er redete mit irgendjemandem. War Besuch da?
Weil ich nicht wollte, dass mich irgendjemand bemerkte, blieb ich still und gab kein Laut von mir.
''Ja, sie ist bei mir.'' Eine ganze Zeit lang blieb es still, ehe Chris wieder etwas sagte. Es war niemand hier. Er telefonierte.
Dann konnte ich ja erleichtert weiter suchen. Ich ging zum Kühlschrank und fand eine Cola-Flasche. Wenig später entdeckte ich auch die Gläser. Auf das Gespräch, dass Chris mit einer Person am Telefon führte, hörte ich nicht mehr. Es gehörte sich auch nicht, wenn ich das tat. Doch einige Worte fing ich auf und genau diese zogen meine Aufmerksamkeit auf sich.
''Nein, sie weiß nichts davon, ich hab es ihr noch nicht erzählt.'' Er klang so verletzt. Wie gerne ich ihn einfach nur umarmen würde, um ihm etwas Trost zu spenden. Er tat mir gerade so leid. Irgendwas machte ihn tierisch fertig. Die Stimmungsschwankungen, die ihn heimsuchten, kamen ja nicht umsonst. ''Ich weiß, dass ich es ihr sagen muss. Beruhig' dich ok? Ich will sie jetzt nicht mit zu viel belasten. Sie wird es noch rechtzeitig erfahren.''
Ich wollte wieder so geräuschlos wie möglich den Raum verlassen, doch mal wieder machte mir etwas einen Strich durch die Rechnung. In diesem Fall ein Stuhl gegen den ich voller Geschwindigkeit lief und, mal wieder, mein Getränk verschüttete. ''Scheiße'', fluchte ich flüsternd und schaute von der Sauerei zu Chris. Kenne ich das nicht schon?
Etwas erschrocken schaute Chris zu mir, woraufhin ich ein ''Sorry'' lautlos mit meinen Lippen formte. Erst jetzt bemerkte ich den Schmerz. Alter, tut das weh. Jetzt wusste ich auch mal wieder, wie es sich anfühlte, ohne Schuhe gegen einen Gegenstand zu laufen. Eine Erinnerung, auf die ich wirklich gerne verzichten konnte.
''Ich muss auflegen.'' Chris drückte auf einen Knopf, ehe er zu mir kam. ''Heute scheint wohl nicht so dein Tag zu sein, hmm?''
''Nein, glaub auch nicht..'', antwortete ich und stand auf, um in der Küche nach Handtüchern zu suchen. Aus Gefühl heraus öffnete ich eine Schublade und war erstaunt, als sich die gesuchten Sachen tatsächlich darin befanden. War das mal wieder nur Glück?
''Die Tücher sind in der Schublade un-''
''Ich weiß.'' Ich kam wieder zu der Stelle, an der mir der Unfall passiert war und versuchte damit zu verhindern, dass der Boden letztendlich total verklebt war.
Wie gebannt schaute Chris auf das Handtuch, dass ich in meiner Hand hielt. ''Woher wusstest du, dass die Handtücher dort sind? Kannst du dich an was erinnern?''
Ich schaute auf und beobachtete, wie er mich immer glücklicher anstrahlte. Ich nickte. ''Ja, an manche Sachen kann ich mich wahrscheinlich erinnern. Aber eher so, dass es unbewusst ist.'', antwortete ich. Das ich mich an Tim völlig erinnerte ließ ich aus. Das musste er nicht wissen. Nein, wirklich nicht.
Ohne etwas zu sagen umarmte er mich. Das erste Mal, dass er mir so nahe war. Irgendwas löste seine Umarmung in mir aus. Ich hatte ein noch schlechteres Gewissen wegen Tim als vorher und hatte nicht ein Mal eine Ahnung warum. Empfand ich vor meinem Gedächtnisverlust vielleicht einmal mehr für Chris, als nur Freundschaft? Innerhalb von Sekunden war die Umarmung wieder vorbei.
''Sorry, aber das ist unglaublich. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, stimmt's?
Ich zuckte mit den Schultern. ''Keine Ahnung, könnte sein.'', antwortete ich, woraufhin Chris' Grinsen immer breiter wurde.
Wenn er sich jetzt schon so freute, war ich gespannt zu sehen, wie er aussehen würde, wenn ich mich wieder an alles erinnere. Wenn das überhaupt jemals passieren würde.
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Lost Memories
FanfictionAlles ist schwarz. Still. Das einzige Geräusch, das mich umgibt, ist das ständige piepen. Ich versuchte mich zu bewegen, meine Augen zu öffnen, doch meine Sicht veränderte sich nicht. Immer noch schwarz. Dunkelheit. Kein Lichtblick von nirgendwo. W...