Kapitel 20

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Ich schlug meine Augen auf. Alles drehte sich und ich hatte, selbst im liegen, das Gefühl gleich hinzufallen. Schwach massierte ich mir meine Schläfen und versuchte mich somit zu entspannen. Als sich nach einigen Minuten jedoch immer noch nichts getan hatte und mir mittlerweile vereinzelte Tränen meine Wange hinunterliefen, beschloss ich irgendwas gegen mein Schwindelgefühl zu unternehmen.

Mit viel Mühe schaffte ich es mich hin zusetzen, doch auch in dieser Position ließ die Übelkeit nicht nach. Ich schätze, dass ich mir die letzten Tage doch zu viel Stress gemacht hatten. Ich wollte wohl zu viel auf einmal. Chris wollte mich schließlich noch von all den Eindrücken schützen, aber was mache ich? Richtig. Ich setz mich unnötigem Stress aus, damit ich den Leuten aus meinem Umfeld was gutes tat.

Ich tastete auf dem Wohnzimmertisch nach einer Fernbedienung, die einige Lichter zum Einschalten bringen sollte, denn mittlerweile war es stockdunkel. Kein einziges Licht befand sich in diesem Raum, außer vielleicht das kleine, rote Lämpchen am Fernseher.

Als ich nach gefühlten Stunden die kleine Fernbedienung gefunden hatte, versuchte ich es mir sofort gemütlich zu machen. Eine Lichterkette dort einschalten und eine Stehlampe dort zum erleuchten bringen. Nach wenigen Minuten konnte ich mich in diesem Raum wieder wohl fühlen, dennoch war mein Schwindelgefühl unerträglich. Vielleicht wäre es ganz von nützen das Krankenhaus anzurufen, allerdings hatte ich Angst davor, wieder in diese langweiligen, traurigen Zimmer zu müssen. Also strich ich diese Möglichkeit. Ich musste Chris anrufen.

Ein Blick auf die Uhr jedoch ließ mich Zweifeln. Ob ich ihn um drei Uhr wirklich anrufen sollte? Ich glaube das wäre keine ganz so gute Idee, vor allem, weil er meinte ich sollte ihn anrufen, wenn ich ihm die Wahrheit sagen wollte und das konnte ich nicht. Gerade jetzt nicht, wenn es mir so schlecht ging. Ich wollte einfach, dass es mir wieder besser geht, am Besten gar nicht mehr reden, aber ich hatte Angst, dass das irgendwelche Nebenwirkungen waren, bei denen ich Hilfe brauchte.

Ich kniff meine Augen zusammen und erhob mich vorsichtig von der Couch. Sofort griff ich nach der Lehne, sodass ich mich an ihr festhalten konnte, um nicht umzufallen. Mein Handy war im Schlafzimmer. Ich musste eine Treppe gehen.

Vorsichtig ging ich die Schritte, bis ich im Flur vor der Treppe stand. Ich hatte es einigermaßen gut hinbekommen, konnte nur kaum eine gerade Linie laufen. Einmal tief ein und ausatmend Griff ich nach dem Geländer und krabbelte Stufe für Stufe die Treppe nach oben. Immer noch drehte sich alles in mir, aber ich hatte ungefähr herausgefunden, wie ich gehen musste, damit ich das erreichen konnte, was ich wollte.

Erleichtert atmete ich auf, als ich sicher oben angekommen war. Ohne weitere Vorfälle schaffte ich es in das Schlafzimmer, ließ mich auf das Bett fallen und kramte nach der Tasche vom Krankenhaus, indem immer noch meine Wertsachen waren. Mit etwas zittrigen Händen kramte ich nach meinem Handy. Mit einem weiteren Blick auf die Uhr kamen mir jetzt eindeutige Zweifel auf, Chris anzurufen. Das konnte ich jetzt echt nicht bringen.

Mit einem Streichen über den Bildschirm meines Handys wurden einige Funktionen sichtbar. Doch bevor ich mich diesen Programmen widmete, zog mein Hintergrundbild meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Mädchen mit mittellangen, blonden Haaren, etwa wie meine, stand dort mit bunter Farbe im Gesicht neben einem weiteren Mädchen, die ebenfalls bunte Striche im Gesicht hatte. Bei genauerem Hinschauen erkannte ich beide sogar. Es waren Angie und ich. Der Hintergrund des Bildes wurde von einer bunten Farbwolke geschmückt. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und für einen Moment vergaß ich meine Übelkeit. Ich schien mich mit ihr wirklich gut verstanden zu haben.

Seufzend betrachtete ich nun die vielen, aufblickenden Symbole. Auf welchem konnte man nun wieder anrufen? Ich klickte auf das erste Symbole, was mir logisch vorkam: Ein Telefon. Sofort kamen mir Zahlen entgegen. Ja, da war ich definitiv auf der richtigen Spur.

Mit einem weiteren Tippen auf Kontakte, tauchten viele Namen auf meinem Handy auf. Neugierig durchsuchte ich es nach irgendwelchen Namen. Ich stolperte über Angie, Chris und Nico, bevor ich einen weiteren Kontakt entdeckte, der mir durchaus nützlich erschien. Mama. Meinte sie nicht, dass ich sie immer anrufen könnte, wenn es mir schlecht ging?

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