Klartext

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EMMA

Emma fühlte sich geistig erschöpft. Nachdem Alia aus Versehen beinahe Klaras Haus abgefackelt hatte, wurde die Wiedervereinigungsparty erneut verlegt. Diesmal ins Rudelhaus. Lia machte sich augenblicklich im Stechschritt auf den Weg, um die Küche zu suchen. Konstantin sprintete hinter ihr her, erwischte sie gerade noch so und brachte sie wieder zurück in die Eingangshalle. „Oh, nein, Liebling! Wir sind hier zu Besuch und du hast gerade bereits für einen Feuerwehreinsatz ausgelöst. Wenn wir wieder Zuhause sind, kannst du gerne mit einem Flammenwerfer in jeden Raum marschieren. Aber für hier und heute ist es erstmal genug!"

Alia knurrte regelrecht. Die Sternenaugen waren golden... ihre Wölfin war dezent angefressen. Wie ihr Mensch war das Seelentier den Schwangerschaftshormonen voll ausgeliefert und ganz wild darauf ihre Mutterinstinkte so richtig auszuleben. Und als dann die Rudelärztin mit einer Mutter aus dem Krankenzimmer kam, einen Welpen auf den Fersen, war es vorbei.
Die Wölfin stieg auf und marschierte nach der Wandlung zu dem Welpen, packte ihn im Nacken und trabte mit dem Kleinen zum Sofa. Zufrieden summend rollte sich die Schwangere um das Baby herum zusammen und sah stolz auf die völlig verblüfften Wandler.
„Äääääh, das ist mein Kind!" sagte die Frau entgeistert. Lucan und Konstantin schlichen sich an die weiße Wölfin heran, um ihr den fremden Welpen wieder abzunehmen. Die Betas Ace, Aaron und Oliver wieherten vor Lachen, während Emma und Sarah sachte schockiert drein schauten.

Sarah klopfte Ace gedankenverloren auf den Rücken, als dieser sich verschluckte und zu röcheln begann. „Ist das normal? Ich meine, ist das ein Wandler-Ding oder sind Omegas da extrem?" fragte sie zwischen zwei Schlägen. Sophie kicherte, während sie zusah, wie die beiden Alphas sich abmühten. Alia hing mittlerweile wild knurrend an Kon's Arm, die Zähne fest darin vergraben. Lucan hingegen hatte es geschafft, den Welpen zu ergattern und der Fuzzi beschloss sich just in diesem Moment in die menschliche Form zu wandeln und dann aus voller Kehle los zubrüllen. Die Luna des Rhein-Rudels meinte alarmiert: „Jane... am besten nimmt Du klein Jonathan und ... Ähm ja." Jane lachte und nahm ihren Sohn aus Lucans Armen. Der Alpha setzte zu einer Entschuldigung an, doch die Frau winkte grinsend ab. „Schwangere Weibchen sind speziell... ich versteh das. Als ich Jonathan trug, hat meine Wölfin aus lauter Mutterliebe zwei Rehkitze aus dem Wald zwangsadoptiert... Fand die Ricke allerdings nicht ganz so geil!" Unter dem Gelächter der Anwesenden verabschiedete sich die junge Frau fröhlich und dann kehrte endlich Ruhe ein. Vor allem, weil Sophie den Plüsch-Teddy aus dem Krankenzimmer geholt und diesen Lias jaulender Wölfin zum bemuttern an den Bauch gedrückt hatte.

„Um deine Frage zu beantworten, Sarah... Alle trächtigen Wandler sind so." grinste Sophie, während sie Konstantin zur Rudelärztin schob, damit diese sich den Biss einmal genauer ansehen konnte. Derweil summte Lias Wölfin glücklich und leckte den Teddy vor lauter Mutterliebe gründlich ab. Jax schmunzelte und sah zu der Luna. Sophie erwiderte den Blick sehnsüchtig.
Oh, sie wollte auch so gerne Enkelwelpen haben!!
Die Betas hatten sich mittlerweile beruhigt, dennoch schnappte Ace sich sein Handy und machte einige Fotos von der brütenden Wölfin. Emma hob die Augenbrauen. „Man kam nie wissen, wofür die gut sind, Kleines!" zwinkerte der blonde Mann ihr zu. Oli legte der kleinen rothaarigen Omega einen Arm um die Schultern und dirigierte sie ins Wohnzimmer. Lia hob mit einem warnenden Knurren den Kopf und stopfte den Teddy beschützend tiefer unter ihren Bauch. Konstantin schmunzelte und sagte zärtlich: „Keine Sorge, Liebling! Niemand nimmt dir das Kleine weg..." Sanft streichelte er den weißen Kopf des Seelentiers. Lias Rute klopfte im Takt und die Wölfin war wieder beruhigt.

Sarah setzte sich neben Emma und sah sie ernst an: „Emm... ich weiß, du bist sauer auf mich, wegen dem was ich vorhin preisgegeben habe... es ist nur so... ich hab dich so lieb! Und es zerreißt mich, dass das Grauen welches du erlebt hast, dich so sehr im Griff hat. Oliver hat uns erzählt, dass du deiner Wölfin die Kontrolle überlässt... du darfst dich nicht verlieren, Kleine!"
Emma schluckte. „Ich bin nicht sauer auf dich, Sarah! Du hast ja recht... aber ich weiß nicht.. ich .. weiß einfach .. nicht.. wie ich.." Ihre Atmung wurde wieder schwer und die Augen flackerten golden. Da hockte sich Jax vor sie und nahm ihre Hände. Seine Wärme, seine Stärke strömten auf die junge Frau über, während seine Daumen sanfte Kreise an ihren Handgelenken zogen. „Du kennst mich noch nicht richtig, Kleines. Aber ich habe vor, das zu ändern. Mir ist sich klar, dass du keinen Grund hast, mir zu trauen... ein Alpha hat dich gequält und missbraucht. Aber wie du bereits bei den Blackfords gemerkt hast... nicht alle Alphas sind gleich und ich werde alles tun, um dein Vertrauen zu verdienen. Bis dahin geb ich dir mein Wort als Anführer des Rhein-Rudels, dass dir hier kein Leid geschehen wird und ich dich mit meinem Leben verteidigen werde.. egal gegen wen!"

Emmas Augen waren wieder Smaragdgrün. Ihre Wölfin hatte sich zufrieden in ihr Inneres zurückgezogen und lag nun glücklich summend fest an Emmas Seele geschmiegt. „Wie gehen wir jetzt weiter vor?" fragte Sarah in den Raum. Emma sah sie erschrocken an: „Du verlässt mich doch nicht schon wieder?!" Ace schüttelte den Kopf. „Nein, Kleines. Sarah wird eine Weile hier bleiben. Als Gast des Rhein-Rudels. Allerdings kommt sie pünktlich zur Geburt von Lias Welpen wieder nach Hause..." Die weiße Wölfin hob mit einem zustimmenden Kläffen den Kopf und wedelte mit der Rute. Dann auf einmal spitzte sie die Ohren und stellte das Nackenfell auf.
Bianca und Kimberly hüpften die Treppe hinab und betraten das Wohnzimmer. „Hi Jax..." hauchte Kimberly und klimperte den Alpha an. Lia nieste abfällig und schob den Kopf zurück zu ihrem Teddybär-Baby unter den Bauch. Das Höllentrio sah neidisch zu. Mit dem Plüschtier hätten sie schon gern getauscht...

Kim legte eine Hand betont schüchtern auf Jax' Schulter. Oli verdrehte die Augen, Sophie schloss sich der Geste spontan an und der Alpha erstarrte. Aaron schlug sich gegen die Stirn und knurrte: „Verdammt, Kim!!! Du kannst doch unmöglich so beschränkt sein! Es hat doch mittlerweile so ziemlich jeder des Inneres Kreises von diesem Rudel geschnallt, dass die Sache gegessen ist! Jax' Wolf hat doch längst gewählt und NEWSFLASH!! Nicht dich!!!" Kimberly wirbelte herum und stürmte sauer aus dem Raum, Bianca dicht auf den Fersen.
„Zu deutlich?" fragte Aaron seinen Mit-Beta Oli. Der schüttelte den Kopf. „Nope... was gesagt werden muss, muss halt gesagt werden. Vielleicht lässt sie Jax jetzt endlich in Ruhe!"
Das Höllentrio erhob sich und Grayson sagte: „So... es wird Zeit, dass wir uns verabschieden. Emma, Kleines... wenn du irgendwann etwas brauchst- egal was... Unterstützung, ein Versteck, ein Rudel oder einfach nur eine Umarmung.. du bist uns immer willkommen! Sarah, du bleibst hier?!" Die Schwarzhaarige Frau nickte. „Ja, Klara hat mir freundlicherweise einen Unterschlupf angeboten... Aber Ace wird mit euch zurückgehen... Passt mir ja gut auf meinem Gefährten auf! Wehe euch, er ist nicht heile und an einem Stück, wenn ich nach Hause komme!" Bei der Ansage standen die drei Alphas stramm und salutierten. Sarah packte Ace am Kragen, zog ihn zu sich runter und küsste ihn lange und innig. Wehmütig seufzend beobachtete Emma ihre verliebte beste Freundin und spürte den Blick des Rhein-Alphas auf sich... die gleiche Sehnsucht glomm in den blauen Tiefen und Emma wurde schwindelig ob der Leidenschaft die der Mann ausstrahlte.
Konstantin, Lucan und Grayson umarmten den Rotschopf liebevoll und auch Ace, selbstverständlich nach dem glühenden Kuss, zerwuschelte ihr noch die Haare. „Wir sehen uns spätestens zu unserer Gefährtenbund-Zeremonie, Liebes!" Der blonde Beta senkte die Stimme: „Du musst uns schließlich vor Lias ‚Backkünsten' retten!!!" Emma kicherte und küsste Ace auf die Wange. „Versprochen! Ich will ja, dass ihr eure Zeremonie Nacht erlebt und nicht mit Steinen im Magen auf der Krankenstation landet..." Die weiße Wölfin hüpfte vom Sofa und trabte zu Emma. Liebevoll drückte sie ihren Kopf gegen den Bauch der rothaarigen Omega und leckte ihr die Hand ab. Dann trottete sie zu ihrem Teddy-Welpen, griff ihn mit den Zähnen im Nacken und verschwand mit dem Plüschtier auf dem Rücksitz von Lucans Auto.

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt