EMMA
‚Göttin, was roch dieser Mann gut!' dachte Emma abwesend, während sie sich in die Umarmung des Alphas schmiegte. Müde sah sie zu Alia hinüber, die in der Gestalt ihres Seelentieres auf dem Sofa saß und versuchte ihrem gewandelten Gefährten kläffend und jaulend zu erklären, dass sie unbedingt zu der zerschlagenen halbtoten Omega-Wölfin musste. Konstantins pferdegroßer Wolf stand mit schräg gelegtem Kopf vor ihr und stupste Lia immer wieder schnurrend an um diese aus ihrem Nervenzusammenbruch herauszuholen. Lia richtete sich jetzt auf und maulte Kon mit flach angelegten Öhrchen an. Jax schmunzelte leicht bei dem Anblick und zog Emma noch enger an sich. Seine Lippen berührten ihren Nacken und von dort breitete sich langsam Wärme in Emma Körper aus.
„Oh, Mann! Ich bekomm gerade spontan Lust wieder nach Hamburg zu fahren und Henning nebst Konsorten zu kastrieren! Mit einem rostigen Löffel!!!" Sarah stürmte ins Wohnzimmer und ließ sich neben Lia aufs Sofa fallen. „Wage es! Wage es auch nur in die Nähe eines Autos zugehen, dann mein Liebling werde ich dich persönlich fest anketten!" knurrte Ace, der nun ebenfalls in den Raum kam. Sarah hob herausfordernd eine Augenbraue. „Und woran, Mister Kontrollfreak!" Ace beugte sich über sie, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „An mir!" sagte er und presste seinen Mund auf ihren. „Kastrieren mit rostigem Löffel klingt gut... ich hole das Auto," zischte Emma. Lia's Wölfin grollte zustimmend. Gray und Lucan versperrten kurzerhand die Wohnzimmertür. „Vergesst es! Ihr seid da nur knapp rausgekommen und du, mein Liebling... du gehst mit Sicherheit nicht trächtig in ein feindliches Rudelgebiet! Da kannst du mich da mit Blicken aufspießen, soviel du willst!" sagte Grayson mit einem Hauch seiner Alphastimme. Emma sprang auf die Beine und stapfte auf die Blackford Alphas los. Wütend baute sie sich vor den Männern auf und stieß ihren Zeigefinger immer wieder gegen Lucans Brust.
„Ihr könnt vielleicht Sarah und Alia was befehlen, da die beiden Teil eures Rudels sind, ABER NICHT MIR! Ich gehöre NICHT zu euren Rudel! Und dieser miese Scheißkerl ... er verdient... ich will... er muss... Er kann doch nicht so weiter machen! Das ist nicht fair! Ihr wisst ja nicht wie dieses Stück Dreck..." Schluchzend brach Emma in die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Gray hockte sich vor sie und strich sachte über ihren Kopf. „Erzähl es uns, Kleine," sagte er leise. „Erzähl es uns! Lass uns dir helfen.." Emma schüttelte wild den Kopf, so dass die roten Locken hüpften. Dann legten sich zwei große Hände auf ihre Schultern.
JAX
Göttin, sein Herz schmerzte bei Emmas Kummer. Er wollte sich am liebsten um sie zusammenrollen, sie mit seinem Fell wärm... Nein... Sekunde... da stimmte etwas nicht. Sein Wolf war seltsam... uninteressiert... Das Seelentier war unruhig, weil Alia Kummer hatte und in der Krankenstation sich eine weitere verletzte Omega befand. Aber Emmas Schmerz ließ das Tier merkwürdig unberührt. Nach der anfänglichen Erleichterung, die Kleine wieder wohlbehalten in seinen Armen zu halten, war das Interesse des Seelentieres irgendwie... abgeflaut...
Es war der Mann der Anteil nahm, nicht der Wolf in seinem Innern! Scheiße! Das stimmte etwas sogar ganz gewaltig nicht! Der blonde Alpha zog den kleinen verzweifelten Rotschopf hoch und schob sie behutsam zu Sarah hinüber. „Entschuldigt mich bitte. Ich muss kurz .. Ähm... ja. Bin gleich wieder zurück!"Hastig drehte Jax sich um und verließ das Wohnzimmer. Er brauchte jetzt dringend einen guten Rat. Mit großen Schritten stürmte der Mann die Treppe hinauf und joggte in Richtung der Krankenstation. Behutsam öffnete er die Tür und trat in das Behandlungszimmer. Die Ärztin des Rheinrudels Isa Kellermann wusch sich gerade das Blut von den Händen. Sie sah über die Schulter und sagte: „Jackson. Der Omega geht es den Umständen entsprechend. Wir konnten die Blutungen stoppen und das gebrochene Bein richten. Ich hab ihr ein Schlafmittel gespritzt, so dass sie die nächsten 24 Stunden durchschlafen wird. Ich möchte sie nur ungern fixieren, vor allem wenn man ihre Vergangenheit bedenkt. Daher hat Adeline Weston sich angeboten, gemeinsam mit ihrer Assistentin über die arme Kleine zu wachen..."
Jax nickte nachdenklich. „Also wird sie es schaffen?" Isa seufzte müde, trocknete sich ihre Hände ab und lehnte sich an die Wand. „Rein körperlich betrachtet wird sie es schaffen. Aber was diese Männchen mit ihr angestellt haben.. Göttin... das würde selbst den stärksten Wandler in die Knie zwingen. Ich weiß nicht... wenn ich durch diese Hölle gegangen wäre... ich glaub nicht, dass ich danach noch würde weiterleben wollen... Die arme Kleine... es wird in jedem Fall nicht leicht werden für sie."Jax sah zu Boden. Isa atmete tief durch und fragte leise: „Was ist los, Alpha? Du siehst so aus, als wäre deine Welt untergegangen?!" Der Mann presste seine Lippen fest zusammen und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Isa, ich glaube, ich hab ein Problem. Noch vor zwei Tagen ist mein Wolf in Emmas Nähe vor Liebe und Verlangen regelrecht ausgeflippt. Er und ich... wir waren uns vollkommen sicher, dass sie unsere Gefährtin ist. Aber seit sie aus Hamburg zurück ist, könnte mein Seelentier nicht desinteressierter sein. Es... tut... weh. Ich liebe sie, aber mein Wolf liegt gähnend vor Gleichgültigkeit in der Ecke..." Die Rudelärztin runzelte die Stirn. „Das ist merkwürdig... und soweit ich weiß auch noch nie vorgekommen. Speziell wenn es sich um Omegas handelt. Auch wenn der Wolf sie nicht als Gefährtin wählen möchte, würde er ein Weibchen dieser Art immer mit Sanftmut behandeln und beschützen wollen." „Hast du eine Idee, woran das liegen könnte?" Isa dachte nach. Dann fragte sie: „Ist dir eine Veränderung an Emma vorgefallen? Ihr Auftreten, vielleicht? Oder ihr Geruch?" Jax Kopf ruckte hoch: „Ihr Duft! Verdammt! Warum hab ich das nicht vorher gerafft? Ihr Geruch ist weg! Nicht anders, sondern weg! DESHALB ist mein Wolf nicht mehr interessiert... Er erkennt sie einfach nicht!"
Die Rudelärztin drehte sich um und eilte ins Nebenzimmer zu Adeline. Jax stöhnte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Göttin... was sollte er nur machen, wenn die Heilerinnen keine Lösung finden konnten? Musste er Emma dann aufgeben?
Nach ein paar Minuten kam Isa zurück in das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
„Und?" fragte Jax, während sein Herzschlag beim Anblick ihres Gesichtsausdrucks stockte.
„Adeline sagt, dass Sarah eine neue, besser wirkende Kräutermixtur zur Geruchsverdeckung ausprobiert hat. Und Emma hat zur Vorbereitung auf die Hamburg Sache diese Kräutertabletten dann wohl wie Bonbons geschluckt, damit ihr Körper einen gewissen Pegel aufbauen konnte." Der Alpha trat unruhig von einem Fuß in den anderen. „Dann muss ich also nur warten, bis ihr System die Wirkung abgebaut hat?" Isa wiegte unschlüssig den Kopf. „Rein theoretisch schon. Das Problem ist das gemeine Birkengold. Dieses Moos ist so stark, dass es eine dauerhafte Wirkung entfalten kann..."
„Willst du mir damit sagen, dass es sein kann, dass ich Emma aufgeben muss, weil sich ihr Geruch nicht wieder zurück ändern wird. Und dass mein Wolf sie aus diesem Grund nie mehr als Gefährtin akzeptiert?"
„Leider genau das..." sagte die Rudelärztin mit hängenden Schultern.„ NEIN!" schrie Jax verzweifelt und schlug mit aller Kraft gegen die Wand hinter sich, die nun eine faustgroße Delle im Stahlträger aufwies.
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Emma
WerewolfMein erstes Rudel hat mich geschlagen, missbraucht und verkauft. Mein zweites Rudel hat mich geliebt , doch dort hatte ich keine Platz. Für beide bin ich jetzt offiziell tot... ertrunken bei einem Autounfall. Nur weil ich eine wertvolle Omega bin, h...