EMMA
„Ha!" triumphierend die Faust in die Luft stoßend beendete Sarah das Gespräch. Der Morgen dämmerte und Emma war gerade von Jax zurückgebracht worden. Die kleine Omega bekam das süße, sehnsüchtige Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Sarah blinzelte zu ihrer Freundin hinüber. „Ooooh, scheiß auf meine Neuigkeiten... Erzähl!!!! Wie war's? Dem grenzdebilen Dauergrinsen nach war es wohl doch gut, dich von Oli entführen zu lassen, hm?" Emma quietschte auf, hüpfte zu ihrer Freundin und plapperte so schnell drauf los, dass Sarah nur die Hälfte verstand.
„... Und, oh... seine Lippen... so weich und er kann soooooo gut küssen!!! Und seine Hände... so stark und gleichzeitig so sanft..." Die schwarzhaarige Frau lachte schallend und auch Klara kicherte fröhlich vor sich hin. „Emmsilein..? Bist du etwa ein kleines bisschen in einem großen, böööööösen Alpha verknallt??!"Der Rotschopf hielt inne. Verdammt, Sarah hatte recht! So wie sie sich verhielt, wie sie am rumschwärmen war und dass sie dieses nervige Grinsen nicht abgeschraubt bekam... hatte sie sich tatsächlich in Jax verliebt? Nein.. sie hatte doch geschworen, sich niemals auf einem Alpha einzulassen.
Ach, Jax.... Er war so anders als Henning... was aber, wenn er nur am Anfang so wundervoll war? Und sobald sie sich auf ihn einließ zum Monster mutierte...?! Wie konnte sie darauf vertrauen? Ihre Wölfin maulte Emma wütend an. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass das Alpha Männchen genau das war, was sie brauchten. Und sie wollte ihn!
IHR GEFÄHRTE!!!
Folglich knurrte und kläffte sie gereizt und scharrte mit den Pfoten. Emma rieb sich die Schläfen um den Wutanfall ihres Seelentieres zu lindern. Sarah kniff kurz die Augen zusammen und verstand. Sofort wechselte sie das Thema.
„Kleines, du musst dich für die Arbeit fertig machen. Larissa wartet bestimmt schon... ich mach einfach einen schönen langen Spaziergang..." Emma nickte und flitzte ins Badezimmer um zu duschen.SARAH
Nachdem der quirlige kleine Rotschopf gemeinsam mit Klara das Haus verlassen hatte, griff Sarah erneut nach ihrem Handy. „Mama? Ich brauch deine Hilfe... kennst du eine Kräuterkombination um den Duft einer Omega zu verdecken? Etwas das möglichst lange wirkt und am besten in Tabletten Form...Ein Parfüm kann abgewaschen werden. Wir brauchen etwas wirklich starkes und zuverlässiges! ... ok... ach echt? Wow.. auf die Kombination wär ich ni... ja, da komm ich dran. Perfekt! Ich danke dir. Nein, glaub mir, dass möchtest du nicht wirklich wissen und ja, es könnte unangenehm werden... hmmm... ok, interessant! Ich denke, dass werd ich tun! Hab dich lieb!!!" Sarah seufzte tief, nachdem sie aufgelegt hatte. Seit sie beim Blackford Rudel war, hatte sie ihre Mutter nicht mehr gesehen. Es hatte einen guten Grund, warum ihre Mutter sich so gut mit Kräutern und deren Wirkung auf Wandler auskannte. Sie war eine Kräuterheilerin und die Schwester der Hexe, die das Leben von Alia's Mutter gegen das verbergende Kräuterparfum getauscht hatte.
Als Sarah dies vor sechs Wochen herausgefunden hatte, war sie direkt zu der Blackford Luna gegangen und hatte gebeichtet. Das Gespräch war lang und voller Emotionen gewesen, doch Lia hatte es ihr nicht nachgetragen. Eine Omega typische Charaktereigenschaft, dieses vergebene Wesen und die Fähigkeiten zu differenzieren. Sarahs Mutter Adeline Weston hatte sich auf Heilung spezialisiert und verlangte keine Opfer, anders als ihre Schwester. Und nun hatte sie ihrer Tochter die Kräuterkombination gegeben, um eine Omega zu verbergen. Sarah ging durch den Wald und suchte die Kräuter, die sie benötigte. Die ersten waren schnell gefunden, Kleewurzeln und wilder Thymian. Auch das dritte, Bärlauch und Heckenrosen wanderten schon bald in ihre Umhängetasche. Das nächste war ein Baumschwamm, der Eichen bevorzugte. „Ach, Göttin... wo ist dieser dämliche Mist-Pilz nur?" murmelte Sarah genervt. Sie stakste bereits seit über vier Stunden durch den Wald und hatte den mistigen Schwamm immer noch nicht gefunden.! Und allmählich nervten die Amseln, die sie verfolgten mal so richtig!
„BOAR EY! VERFRANST EUCH!!!" brüllte Sarah und begann mit Kiefernzapfen nach den Quälgeistern zu werfen.„Was wird das, wenn's fertig ist?" fragte eine lachende dunkele Stimme. Die schwarzhaarige Frau wirbelte herum, der gerade los geschleuderte Zapfen bekam eine neue Flugbahn und landete zielsicher in Olivers Gesicht. Aaron wieherte los, krümmte sich vor Lachen und schlug sich auf die Oberschenkel. Oli fixierte ihn mit blitzenden Augen und knurrte leise, was Aaron nur weiter anstachelte. Der zweite Beta saß mittlerweile auf dem Hosenboden und wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht. Neben Oli stand ein großer breitschultriger Mann Anfang vierzig und versuchte vergeblich das breite Grinsen zu unterdrücken. „Echt jetzt? Du auch, Dirk?" Der Gamma lachte und meinte: „Sorry...Dein Gesichtsausdruck war aber auch echt zum schießen!" Sarah stemmte die Hände in die Hüften und funkelte die drei Männer an. „Was macht ihr drei denn hier?"
Oli warf noch einen letzten strafenden Blick auf den japsenden Aaron, dann betrachtete er die junge Frau vor sich. „Wir haben was für den Alpha erledigt, dann deinen Amselkrieg gehört und wurden neugierig..." Sarah verengte drohend die Augen und fauchte: „Vorsicht, Mister! Dünnes Eis und dein Kollege hat dir gerade nen aktiven Flammenwerfer in die kleinen Patschepfötchen gedrückt!" Der Gamma lachte auf und sagte: „Ok, nehmen wir doch dann lieber das Feuer raus, bevor jemand geröstet wird! Ich bin Dirk, der Gefährte von Larissa. Können wir dir irgendwie behilflich sein?" Sofort wurde der Gesichtsausdruck der jungen Frau fröhlich. „Du bist Larissas Gefährte? Freut mich! Ich bin Sarah. Und deine Frau ist ein echter Knüller! Aber zurück zu deiner Frage... wisst ihr rein zufällig, wo der silberne Eichenhut-Schwamm wächst?"
Dirk dachte nach. „Bin leider kein Botaniker... aber ist das so ein Tellerartiges Gebilde, an den Rändern grau und obwohl er matschig aussieht ist das Ding so hart, dass man damit als Puck-Ersatz gleich eine komplette Runde Eishockey spielen kann?" „Und der wie ein rottender Waldboden stinkt?" fragte Aaron, der sich wieder beruhigt und in die Senkrechte begeben hatte.Sarah nickte heftig. „Der wächst in der Richtung Fluss... da lang..." Oli deutete mit dem Daumen über die Schulter. „Astrein!!! Danke euch!" Sarah winkte zum Abschied und stürmte in die angegebene Richtung davon. Aaron hob den Kiefernzapfen auf, der Oli mit Schmackes auf die Nase getroffen hatte. „Den bewahre ich auf! Vermutlich vergolde ich das heilige Stück, welches unseren großen ersten, unbezwingbaren Beta in die Fresse.... EY!" Oli hatte ihm das Ding aus der Hand gerupft und in den Rhein geworfen. „Upsi Daisy... wolltest du den etwa behalten? So ein Unglück aber auch!"
Breit grinsend stieg Sarah über einen Baumstamm und dann endlich sah sie die gesuchten Pilze, während die Stimmen der drei Wandler in der Ferne verklangen. Glücklich nahm sie zwei kleine Exemplare, wickelte diese in eine Plastiktüte und packe sie in ihre Tasche. Und da sah sie auch noch das letzte Kraut, welches sie benötigte... das gemeine Birkengold. „Yes!" entfuhr es ihr, dann kratze sie das Kraut, welches streng genommen eine Moosart war von dem Stein und eilte zurück zu Klaras Haus. Sie hatte es für besser empfunden, Klara zu täuschen. Die mütterliche Delta-Wölfin würde sich nur Sorgen machen oder wenn es wirklich schlimm kam, ihnen nach Hamburg folgen. Dieses Risiko war einfach zu groß! Daher MUSSTE Klara denken, dass sie ihr Unterfangen aufgegeben hatten. Der Anruf heute Morgen war von einem ehemaligen Lover - Elliot - der sich einen Namen in der Hackerszene gemacht hatte. Er würde ihr einen Computervirus schreiben, um das Überwachungssystem des Hamburger Rudels zu Boden zubringen. Den Virus konnten sie in zwei Tagen auf dem Weg, der hoffentlich zu Mias Rettung führte abholen.Sarah betrat die Küche und sah rasch auf die Uhr... bis die beiden Wandlerinnen nach Hause kamen würde sie noch 4 Stunden haben.
Die junge Frau wusch sich schnell die Hände, dann zog sie Einweg-Handschuhe an und wusch die Kräuter gründlich ab. Danach zerstampfte sie diese zusammen mit dem Pilz zu einer Paste und kochte alles zusammen auf dem Herd ein. Zum Schluss fügte Sarah einen Hauch von Wolfswurz hinzu, dann strich sie die zähflüssige Masse auf Backpapier und brachte es zum auskühlen in den Schatten auf die Terrasse. Nach dem Aufräumen, gründlichem Saubermachen und Durchlüften überprüfte die junge Frau die Konsistenz. Fast schon zu fest... verdammt, dieser müffelnde Stinkepilz wirkte besser als Gelatine! Sarah stach Erbsengroße Portionen ab und rollte sie rasch zwischen den Händen zu kleinen Kügelchen.
Seufzend strich sie sich durch die dunklen Haare und füllte die Kugeln in eine kleine Dose.
Jetzt fehlte nur noch eine Sache... die Rückversicherung für alle Fälle, von der ihre Mutter gesprochen hatte... um die würde sie sich morgen kümmern. Und dann würden sie bereit für Hamburg sein!
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Emma
WerewolfMein erstes Rudel hat mich geschlagen, missbraucht und verkauft. Mein zweites Rudel hat mich geliebt , doch dort hatte ich keine Platz. Für beide bin ich jetzt offiziell tot... ertrunken bei einem Autounfall. Nur weil ich eine wertvolle Omega bin, h...