It's showtime

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SARAH

Da waren sie nun... zurück dort wo alles begann. 
Die Slomanburg... diese wunderschöne Tudor-Stil Villa bildete mit einigen Plattenbauten ein großes Viereck. Manche würden sagen, dass diese Bauten nicht zur Slomanburg passten und diese Stimmen hatten durchaus recht. Die Alphafamilie war da allerdings anderer Meinung. In den hässlichen Hochhäusern waren die Quartiere der Dienerschaft auf der einen und die Wohneinheiten der Alphabrigarde, eine Leibwache aus 200 Gamma-Kriegerwölfe auf der anderen Seite untergebracht. Zudem sagte Henning stets, dass die Hässlichkeit der Plattenbauten die Schönheit der Alphavilla unterstrich.

Sarah und Emma waren sich einig, dass ein Zugang nur über die Diener-Quartiere möglich war. Und zu ihrem Glück hatte die schwarzhaarige junge Frau noch ihre Kontakte unter den Angestellten. Emma hatte sie in einem Café an der Alster zurückgelassen, während Sarah ihre Mutter aufsuchte.
Adeline hielt sie fest im Arm und verdrückte einige Tränen.
„Mama... ich bin so froh, dass es dir gut geht!! Ich hatte Angst, dass die verschissene Alpha Bande meinen Abgang an dir ausgelassen haben könnte..." Die Kräuterheilerin lachte fröhlich und meinte: „Das würden die nicht wagen! Sie haben viel zu viel Schiss vor Lydia..."
Lydia, die Schwester ihrer Mutter, ja... vor ihrer Tante hatte selbst Sarah Angst. Doch jetzt gerade war sie sehr froh über den furchtbaren Ruf der Hexe.
„Mama... wer von der Alphasippe ist zur Zeit hier in Hamburg?" Adeline sah ihre Tochter besorgt an. „Du willst das wirklich durchziehen? Was das bedeuten wird, dass muss ich dir nicht noch einmal sagen, oder?"

Sarah senkte den Kopf. Als sie ihre Mutter wieder ansah, waren ihre Augen voller Tränen. „Ich, beziehungsweise wir - Emma und ich - können nicht mit unserem Leben weiter machen. Nicht wenn wir wissen, dass Mia für den Rest ihres Lebens unter diesem elendigen Widerling Henning leiden wird. Das kann ich einfach nicht ertragen..." Adeline zog ihre Tochter in an sich und streichelte ihr sanft über den Rücken. „Ich weiß.. das wärst einfach nicht du. Zur Zeit ist nur die Luna und Beta Cole hier. Der Alpha und der kleine Widerling sind in geheimer Mission in Bayern unterwegs..."
„Und die Alphabrigarde? Mit wievielen müssen wir rechnen?" Sarahs Mutter sah besorgt drein.
„Etwa die Hälfte von ihnen ist hier in Hamburg. Allerdings nur ungefähr 20 davon um die Alphavilla herum verteilt. Der Rest ist unter dem Kommando von Beta Lazlo in einer Art Bootcamp. Genau gesagt, trainieren sie für einen Guerillakrieg... quer durch Hamburg..."

Sarah sah nachdenklich aus dem Fenster. „Guerillakrieg... hmmm... macht irgendwie Sinn. Jetzt, wo Emma aus dem Bild ist, um ein weiteres Rudel zu unterwerfen... sie haben keine verfügbaren Omegas mehr. Göttin...Sie bereiten sich auf einen Krieg vor...." Adeline nickte düster. „Ja... das befürchte ich auch. Das bedeutet, meine Tage hier sind gezählt. Ich werde ihnen mit Sicherheit nicht helfen, friedliche Wandler zu ermorden oder zu unterwerfen!" 
Sarahs Blick wurde hart. „Mama! Du wirst deine Sachen packen! Wenn Emma und ich Mia befreit haben, kommst du mit uns hier weg! Ich bin sicher, dass die Blackfords dich aufnehmen werden. Und wenn nicht die, dann das Rheinrudel. Du darfst nicht hierbleiben, nicht nach dem Chaos, was wir hier hinterlassen werden!!" Die Kräuterheilerin nickte ruhig und wandte sich sofort ihrer beeindruckenden Sammlung von Tinkturen zu. Zielsicher griff sie nach zwei Sprühflaschen und reichte sie ihrer Tochter.

Sarah hob fragend die Augenbrauen. Adeline grinste böse. „Die Rückversicherung, von der wir am Telefon gesprochen haben... Eisenkraut, Wolfswurz und Silbernitrat, gemischt mit reinem Alkohol. Da haut auch den stärksten Gamma aus dem Stahlkappenstiefel!!" Sarah hatte ihrer Mutter noch nie so ähnlich gesehen wie in diesem Moment. Ein böses und fast schon hintertriebenes Lächeln zierte ihre beiden Gesichter. „Fast hoffe ich, dass ich der Schlampe von Luna über den Weg laufe! Ich würde ihr die gesamte Ladung direkt in das falsche Grinsen sprühen!"
Adeline seufzte glücklich bei dem Gedanken. „Um das zu sehen, würd ich glatt Eintritt bezahlen! Aber jetzt mal ernsthaft. Wartet bis zur Dämmerung... ich misch ein spezielles Gewürz unter das Essen. Danach wird das Klo für ungefähr eine Stunde des Rudels bester Freund werden." Sarah schmunzelte zufrieden: „Genial, Mama... schade, dass du einem Kodex unterliegst und der Göttin geschworen hast, niemals ein Leben zu nehmen. Heute hätte ich ausnahmsweise mal nichts gegen eine Ausnahme..."
Die Heilerin sah ihre Tochter streng an, während sie behutsam die wertvollen Glasphiolen in die gepolsterte Transporttasche packte. Da klopfte es an der Tür und eine zierliche, mollige und brünette Frau betrat den Raum. „Sarah? Oh, Göttin! Ist das schön dich wieder zu sehen!" Sarah umarmte die Frau glücklich. „Louisa! Lass dich anschauen... du siehst... tut mir leid, ich würde gerne sagen, dass du toll aussiehst, aber... Himmel!!!! Was ist passiert?"
Die Frau presste die Lippen fest zusammen und berührte die lange Narbe, die von der Schläfe über ihre Wange lief und dann die Unterlippe teilte. Adeline sagte leise: „Die Luna... sie war in Spiellaune.."

„SPIELLAUNE!?! Ja, das war dieses unechte Miststück wohl!! Es war auf einer ihrer Dinnerpartys... alle waren besoffen als die Schlampe mich gezwungen hat, mich auszuziehen und dann all ihren Schlampenfreundinnen vorführen musste, wie fett ich doch bin. Als ich mich wehrte, hat sie eine Weinflasche zerschlagen und mir die Scherben durchs Gesicht gezogen. Ohne deine Mutter hätte ich mein Auge verloren... und es würde immer noch so aussehen, als wäre ich frisch aufgeschlitzt worden!"

Sarahs Augen leuchteten vor Hass hell wie Sterne. „Pack deine Sachen! Du kommst mit uns! Oh, Göttin... am liebsten würde ich alle mitnehmen..." Louisa sah die junge Frau voller Hoffnung an. „Du willst mich mitnehmen? Adeline kommt aber auch mit!?!" Diese nickte und sah ihre Gehilfin an. „Ja... wir beide werden Sarah begleiten. Aber zunächst helfen wir ihr, Mia zu befreien!"
„Göttin sei gedankt!!!! Ich hoffe nur, dass wir noch etwas für das arme Mädchen tun können... allerdings befürchte ich, dass das gnädigste was man machen kann ist, die Kleine zu erlösen." Louisa setzte sich auf den Lehnstuhl und sah auf ihre Hände herab. Dann hob sie den Blick und sah die beiden Frauen ruhig an: „Wie kann ich helfen?" Als Sarahs Mutter ein kleines violettes Säckchen hoch hielt, grinste die mollige Brünette hinterhältig und nickte. Dann erhob sie sich, nahm das Pulver an sich und sagte: „ Oh, das wird schön! Gebt mir zwei Stunden... dann könnt ihr loslegen."

Sarah umarmte die Gehilfin ihrer Mutter fest. „Danke dir, Liebes! Wir wissen, welches Risiko du eingehst..." Louisa winkte ab. „Was auch immer die Lunaschlampe in die Knie zwingt, da bin ich doch voll dabei!" Dann drückte sie Sarah einen Kuss auf die Wange und neigte respektvoll den Kopf vor ihrer Lehrmeisterin. Kurz darauf waren Adeline und Sarah wieder allein. „Du solltest jetzt Emma holen... und ich muss zu Ende packen."
Die junge Frau gab ihrer Mutter den Autoschlüssel. „Der Wagen steht an der Alster Parkplatz B21. Dann kannst Du deine Sachen schon mal einladen." Adeline seufzte leise und nahm ihre Tochter an die Hände. „Gib auf dich acht, mein Schatz! Und auf die beiden Omegas.... Um sie zu schützen... tu was auch immer du tun musst!" Sarah nickte mit einem harten Ausdruck im Gesicht.
„Zeigen wir diesem verkackten Rudel, wo der Frosch die Locken hat und befreien ihren größten Schatz! Mama...? It's Showtime!"

EmmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt